Ein Mistkerl zum Verlieben
herumzuvögeln!“
„ Und was hast du vor? Hast du dem Sicherheitsdienst Bescheid gesagt?“
Kelly nahm einen Schluck ihres Sprudelwassers.
„Um ehrlich zu sein, hab ich daran gedacht. Andererseits möchte ich nicht gleich zu Anfang die ständig nörgelnde Kuh von nebenan sein. Immerhin ist der Typ noch nicht einmal eingezogen, da kann ich ihm doch nicht gleich den Sicherheitsdienst an den Hals hetzen.“
„ Ladies, ich muss los – ich hab in zwanzig Minuten eine neue Mandantin im Büro. Sie will ihren Exmann auf mehr Unterhalt verklagen – ganz aufregend!“
Gloria stand vom Tisch auf und rollte mit den Augen.
„Vicky, du könntest deinem Nachbarn ja mal klar machen, wo du arbeitest. Vielleicht reißt er sich dann am sprichwörtlichen Riemen!“
Sie kicherte, legte fünfzehn Dollar auf den Tisch, winkte ihren beiden Freundinnen zu und verließ das Restaurant.
An diesem Abend kam Vicky erst gegen halb neun nach Hause. Nach dem Büro war sie mit einigen Kollegen im Ryders, einer Cocktailbar ganz in der Nähe der Kanzlei gewesen. Den unangenehmen Vorfall mit dem neuen Nachbarn hatte sie längst vergessen. Als sie um die Ecke auf dem Weg zu ihrem Appartement bog, waren dumpfe Geräusche aus seinem Appartement zu hören. Je weiter sie den Flur entlang ging, umso verständlicher wurden sie.
„ Nicht schon wieder…“, begannt sie entnervt, als sie vor ihrer Appartementtür angekommen war und die Geräusche aus der Nachbarwohnung dem quieken eines Schweins, das sich gerade in einer Schmutzlache suhlte, zum Verwechseln ähnlich waren.
Sie betrat ihr Appartement und konnte das Gestöhne aus der Nachbarwohnung immer noch gedämpft, aber doch viel zu deutlich, hören. Sie nahm den Hörer der Gegensprechanlage ab und wollte den roten Knopf drücken, der automatisch eine Verbindung mit dem Portier herstellte, doch dann verwarf sie den Gedanken. Was sollte sie ihm denn sagen? Dass der neue Nachbar zu laut Sex hatte? Sie war dreiunddreißig und nicht neunzig, sie sollte das ganze viel lockerer sehen. Es war doch…schön…wenn der Neue in seinen Liebesbeziehungen so sehr aufging. Okay – das war vielleicht etwas zu enthusiastisch. Er war ein Playboy, soviel war klar. Aber immerhin war es seine Sache und dieses Mal hatte sie ihn ja nicht auf dem Flur erwischt. Es war schlicht und einfach seine Angelegenheit, mit wem er was in seiner Wohnung tat.
Nachdem sie ihre Katzen gefüttert und sich selbst eine Tiefkühllasagne in den Ofen geschoben hatte, schaltete sie ihre Stereoanlage ein und hörte Bon Jovi, der mit seinem neuen Album die Sexgeräusche aus der Nachbarwohnung perfekt übertönte. Aber eine Dauerlösung war das Ganze natürlich auch nicht. Sie konnte doch nicht ständig mir Ohrstöpseln herumlaufen, nur weil der Typ nebenan zuviel Sex hatte. Sie überlegte kurz und kam zu dem Entschluss, in ein, zwei Wochen, wenn der Kerl den Umzugsstress hinter sich hatte, das Gespräch mit ihm zu suchen. Vermutlich wusste er selbst gar nicht, wie störend die Geräusche waren. Außerdem war er ihr am Vortag, als diese Kitty bei ihr geläutet hatte, ziemlich offen und umgänglich vorgekommen – und er würde bestimmt auch nicht gleich nach seinen Einzug auf Ärger aus sein.
4
Der nächste Tag war ein wunderschöner Frühsommerfreitag. Vicky hatte nur einen einzigen Termin bei Gericht, der erst um elf Uhr stattfand und bestimmt nicht länger als eine halbe Stunde dauern würde. Gleich nachdem sie aufgestanden war, hatte sie in der Kanzlei angerufen und Bescheid gegeben, dass sie an diesem Tag von Zuhause aus arbeiten würde und das sie bis drei Uhr Nachmittags erreichbar war, nicht aber zwischen elf und zwölf, da um diese Zeit der Gerichtstermin stattfinden sollte. Während sie eine Dusche nahm, hatte sie sich die letzten Aussagen ihrer Mandantin, einer wohlhabenden geschiedenen Dame, ausgedruckt, die von ihrem Exmann ein Grundstück in den Hamptons haben wollte, von dem sie meinte, es würde ihr zustehen, da sie es am Tag ihrer Eheschließung von ihren mittlerweile verstorbenen Eltern geschenkt bekommen hatten.
Bewaffnet mit einem großen Glas Orangensaft, zwei Schokoladendonuts und der acht Seiten umfassenden Aussage trat sie hinaus auf die Dachterrasse. Es war ein wunderschöner Morgen. Die Sonne strahlte hell vom Himmel und hatte den Tag mit angenehmer Wärme aufgeheizt. Sie steuerte auf die Sitzgruppe aus dunklen Rattan- Gartenmöbeln, die ganz im Loungestil gehalten waren, zu, die an der
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