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Ein Mistkerl zum Verlieben

Ein Mistkerl zum Verlieben

Titel: Ein Mistkerl zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Felbermayr
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    Mit einem sanften, kaum merklichen Ruck kam der Lift zum stehen und mit einem dumpfen „Pling“ öffneten sich seine massiven, aus glänzendem, kühl wirkenden Edelstahl gefertigten Türen so leichtläufig, als wären sie aus Seidenpapier. Victoria Williams, die Zeit ihres Lebens eigentlich immer nur Vicky genannt wurde, trat aus dem mit ruhigen Jazzklängen (dieses Mal war es Norah Jones gewesen) beschallten Lift heraus in den einladenden, mit hellbeige und braun gemustertem Teppich ausgelegten Flur, dessen toskanagelbe Wände mit ansprechenden Kunstdrucken und attraktiven Pflanzen dekoriert war. Eine sanfte, kühle Brise wehte ihr aus der Klimaanlage entgegen und kühlte angenehm ihre Stirn und ihre Wangen, die gerade eben noch draußen auf der Straße von Manhattans Sommertemperaturen aufgeheizt wurden.
     
    Sie bewohnte  jetzt seit etwas über acht Monaten eines der beiden Penthouse-Appartements eines neuen Appartementhauskomplexes an der zweiundsiebzigsten Straße direkt am Central Park und liebte ihr Zuhause. Jedes Mal, wenn sie aus dem Lift kam, kribbelte es ein klein wenig in ihrem Bauch. Immer war sie ein klein wenig aufgeregt, in dieses wunderschöne Luxusappartement zu kommen, in ihr wunderschönes Luxusappartement. Sie hatte geschlagene zehn Monate danach gesucht und war irgendwann zu dem Schluss gekommen, wohl jede freie Rumpelkammer in New York schon mindestens einmal besichtigt zu haben, als sie eines Morgens im Internet auf die unscheinbare Anzeige einer Maklerin namens  Valetta Tornson gestoßen war, die zwei Penthousewohnungen mit direktem Blick auf den Central Park bewarb. Vicky wunderte sich darüber, dass diese Anzeige so unauffällig gestaltet war. Es war lediglich ein kleiner, ca. drei mal fünf Zentimeter großer, schwarz umrahmter Kasten mit Namen der Maklerin, Kurzbeschreibung der Appartements und Telefonnummer. Noch nicht einmal eine Emailadresse oder einer Website war angegeben worden. Sie hatte sich die Nummer in schlampigen Zahlen auf den oberen Rand der New York Times notiert, die vor ihr lag und den Streifen abgerissen. Noch am selben Abend hatte sie einen Besichtigungstermin vereinbart.
     
    Anfangs war es ihr merkwürdig und oft auch gespenstisch vorgekommen, ganz allein im Penthouse zu leben und noch nicht einmal Nachbarn zu haben. Vor allem nachts war es ziemlich gruselig, den langen und stillen Gang entlang zu laufen und sich dessen bewusst zu sein, dass niemand außer ihr selbst hier war.  Doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, die oberste Etage mehr oder weniger für sich allein zu haben. Hier oben fühlte man sich wie im Paradies, auch wenn man mitten in der Großstadt war. Das Penthouse lag im zweiundfünfzigsten Stockwerk und war mit der Terrasse direkt zum Central Park ausgerichtet, sodass nur eine schmale Straße unten vorbei führte, von der jedoch nur selten Verkehrslärm zu ihr herauf drang. Schon allein der Flur des Penthouse-Stockwerkes vermittelte südländisches Flair. Sie erinnerte sich, dass sie sich sofort in das Appartement verliebt hatte, als sie nur diesen Flur gesehen hatte. Sie war mit der Maklerin aus dem Lift gestiegen und hatte sich zu Hause gefühlt. So, als würde sie nicht hier sein, um ein Appartement zu kaufen, sondern als hätte sie schon immer hier gelebt.  Als sie das Appartement gekauft hatte, war sie sicher gewesen, dass bald jemand neben ihr einziehen würde. Auch die Maklerin hatte ihr erzählt, dass es jede Menge Interessenten für dieses und das Nachbarappartement gab. Vermutlich aber war das nur eine Taktik gewesen, um sie schneller zum Kauf zu überreden. Immerhin hatte das Appartement eine wirklich stolze Summe gekostet, die nicht jeder bereit war, zu bezahlen.
     
    Vicky Williams war vor drei Monaten dreiunddreißig geworden und arbeitete seit ihrem Abschluss an der juristischen Fakultät von Yale im Jahre Zweitausenddrei als Anwältin bei Kleinman & Stevens Lawyers  an der Upper East Side. Ihr Spezialgebiet war das Strafrecht und in ihrer Kanzlei hatte sie sich auf diesem Terrain bereits ziemlich gut etabliert. Ihr Leben war fast so verlaufen, wie sie es als junges Mädchen immer geplant hatte. Abschluss in Yale, Job bei einer angesehenen Kanzlei. Sich bis fünfunddreißig dort zur Juniorpartnerin hocharbeiten und bis fünfundvierzig Seniorpartnerin werden. Und obwohl sie gerade erst dreiunddreißig geworden war, schien der Aufstieg zur Juniorpartnerin fast schon in greifbarer Nähe. Vor wenigen Wochen hatte sie

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