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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Abende gewesen, an denen sie nicht in Form war. Matti träumte davon, sie einmal fertigzumachen, wenn Dornröschen ganz bei der Sache war. So wie jetzt. Dornröschen war in Form, und weil sie das war, gewann sie locker drei Spiele in Folge. Um Twiggy und Matti zu demütigen, beendete sie die letzte Runde mit einer Herz-Sieben, die sie schon früher hätte ablegen können.
    Â»Du hast echt ’ne fiese Art«, sagte Matti.
    Robbi maunzte Twiggy an. Der zögerte und setzte ihn dann doch auf seinen Schoß. Aber er winkte mit dem Finger. »Du bist fremdgegangen, du Opportunist.«
    Â»Er ist ein Rechtsabweichler«, sagte Matti. »Und verrät seinen Namen. Wer Robbi heißt …«
    Â»Nun übertreib nicht«, nörgelte Twiggy.
    Â»Anja kommt sowieso nicht mehr, die ist bestimmt beleidigt«, sagte Matti.
    Â»Die will uns in eine Sache hineinziehen, die nur nach hinten losgehen kann«, sagte Dornröschen gut gelaunt. »Wie sollen wir eine Leiche finden, die jemand versteckt hat? Wir haben keine Bullenherden, die wir durch die Wälder scheuchen können.«
    Â»Wir haben auch sonst keinen Ansatzpunkt«, sagte Twiggy. Er startete die Traffic- CD im Gettoblaster, und es erklang Pearly Queen .
    I bought a sequined suit from a pearly queen,
And she could drink more wine than I’d ever seen,
She had some gypsies’ blood flowing through her feet,
And when the time was right she said that I would meet
My destiny.
    Dornröschen blickte Matti an. »Wenn du an ihr interessiert bist, kümmer dich um sie. Aber zieh uns nicht wegen so was in diese Scheiße. Wir hatten lang genug Terrorärger mit den Bullen. Ich habe keine Lust auf eine Neuauflage. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, dass Georg sich stellen wollte. Vielleicht wollte der eine Bank machen, weil ihm die Kohle ausgegangen ist? Hat’s auch schon gegeben.«
    Â»Vielleicht, vielleicht«, sagte Matti.
    Â»Nun sei nicht so mies gelaunt«, sagte Twiggy. »Es ist nur ein Spiel.«
    Â»Das ist kein Spiel.«
    Â»Ist ja gut.«
    Â»Wir lassen sie im Stich. Und Georg auch. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, er ist ein Genosse.«
    Â»Bist du sicher, dass er noch ein Genosse war?«, fragte Dornröschen.
    Â»Wenn du abtauchen musst, bleibst du es«, sagte Twiggy.
    Â»Keineswegs.« Dornröschen gähnte genüsslich. »Wenn man kapiert hat, dass der bewaffnete Kampf Quark war, dann muss man nicht Genosse bleiben. Mancher schmeißt mit der Knarre vielleicht gleich auch die Gesinnung weg. Dann kann man auch Koksdealer werden oder Waffenhändler oder Börsenzocker.« Sie überlegte einen Augenblick. »Für was hat er sich interessiert?«
    Â»Georg?«
    Â»Wer sonst?«
    Matti überlegte. Einmal saßen sie im Terzo Mondo zusammen, aßen irgendwas und tranken zu viel. Plötzlich reichte Georg ihm etwas unter dem Tisch. Kalt und schwer, Stahl. Eine Pistole. Matti erinnerte sich, wie er erschrak. Vor allem aber entsann er sich Georgs Augen. Sie leuchteten. Stolz erzählte er, es sei eine Walther P38, die sein Alter aus dem Krieg mitgebracht habe, obwohl es lebensgefährlich gewesen sei, in der Besatzungszeit Waffen zu besitzen. Aber sein Alter sei Nazi gewesen, SS, und er habe die Knarre behalten, weil man nie wisse, ob man sie noch einmal gebrauchen könne. Georg hatte die Pistole auf dem Dachboden seiner Eltern gefunden und eingesteckt.
    Â»Für Gemüse eher nicht«, sagte Matti. »Aber wollen wir uns wirklich gefallen lassen, dass Schmelzer uns lächerlich macht?«
    Â»Das ist mir egal. Der kann sich einen Ast ablachen, der gute Mann«, sagte Twiggy. »Hauptsache, er lässt uns in Ruhe.«
    Â»Mich ärgert es schon, aber nicht genug, um mich schon wieder mit den Bullen anzulegen«, sagte Dornröschen. »Vergiss deinen Beschützerinstinkt.«
    Sie hat recht, dachte Matti. Es ist nichts passiert, was die WG auf Trab hätte bringen müssen. Georg ist tot, die Leiche weg. Das betrifft Anja und sonst niemanden. Ihn auch nicht.
    Â»Ist ja gut«, sagte er.
    Er träumte von einem Telefon, das ununterbrochen klingelte. Es wurde immer lauter, er drückte sich das Kissen an die Ohren. Dann rief jemand: »Aufwachen! Für dich!«
    Twiggy stand neben dem Bett, und der Ton seiner Stimme hätte einem Tauben verraten, dass er stinksauer war. Er hatte mit Robbi Splattervideos geguckt und war gerade erst

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