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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Quatsch.« Er hätte fast aus dem Nähkästchen geplaudert. Doch dann ärgerte er sich über sich selbst, dass er fast angefangen hätte, Anja seinen Mut beweisen zu wollen. »Wir warten die Vernehmung ab, und dann sehen wir weiter. Ich fühle mich eingeladen«, sagte er, stand auf und ging. In der Tür drehte er sich kurz um und sagte: »Tschüss!«
    Es war eine blöde Fahrerei in dieser Nacht. Ihm fiel das Pärchen wieder ein, das ihn um den Fahrpreis betrogen hatte, und er fand, dass die beiden sich glücklich schätzen konnten, ihm in dieser Nacht nicht noch einmal zu begegnen. Als er nach Hause kam, lag schon die Vorladung ins Polizeipräsidium im Briefkasten. Das war die passende Abrundung einer durch und durch verhunzten Nacht.
    Zwei Tage später saßen sie in Schmelzers muffigem Büro vor seinem Schreibtisch und er dahinter. Der Jungbulle hockte an der Wand, neben ihm eine strohblonde junge Frau, die sich als Kommissarin Sowieso vorgestellt hatte. Die Augen des Jungbullen klebten an ihrer Oberweite. Anja saß ein wenig eingeschüchtert neben Matti. Sie hatten vorher eilig einen Kaffee getrunken und sich verständigt, dass sie einfach sagen würden, was geschehen war.
    Â»Ich vernehme Sie erst einmal als Zeugen«, sagte Schmelzer. Es klang so, als erwartete er Dankbarkeit. »Aber vielleicht verwandeln Sie sich auch noch in Beschuldigte.« Jetzt klang er fast fröhlich.
    Â»Sie haben doch nicht alle Tassen im Schrank«, sagte Matti. »Wir rufen Sie zu einem Tatort, und Sie wollen uns zu Angeklagten machen …«
    Â»Beschuldigten«, sagte Schmelzer gelassen. »Das ist was anderes.«
    Â»Da freue ich mich aber.«
    Â»Ich bin fast sicher, dass Ihre Freude nicht lange anhalten wird.«
    Â»Sie verschwenden unsere Zeit«, sagte Matti. »Dann wollen wir mal.«
    Â»Ich führe die Vernehmung.«
    Â»Ja, dann tun Sie das endlich.«
    Schmelzer fragte alles noch einmal ab: Wann Anja angerufen worden sei, wann sie Matti informiert habe und so weiter. Nach einer knappen Stunde kam er endlich auf den Punkt.
    Â»Sie haben schon einmal Terroristen geholfen …«
    Â»Mein Gott, können Sie mit dieser alten Geschichte nicht mal aufhören? Sie haben keinen einzigen Beweis, und ich werde Ihnen auf diese Fragen nicht mehr antworten.«
    Â»Unterbrechen Sie mich nicht.«
    Â»Wenn Sie Unsinn reden …«
    Â»Wir können auch anders!«
    Â»Ich kann auch anders!«
    Â»Und ich auch!«, schimpfte Anja.
    Schmelzer gab dem Jungbullen einen Wink, und der stellte sich neben Anja.
    Â»Kommen Sie mit«, befahl der Jungbulle.
    Â»Nein«, sagte Anja.
    Â»Ich kann Sie auch abführen lassen«, sagte Schmelzer und klang so, als wäre es ihm recht. »Also, nun warten Sie draußen.«
    Anja schnaubte, erhob sich und verließ das Büro mit knallender Tür.
    Schmelzer grinste. »Wollen Sie der jungen Dame was beweisen?«
    Â»Werden Sie nicht unverschämt. Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie die. Jetzt.« Matti fühlte sich getroffen durch Schmelzers Bemerkung.
    Der lächelte. »Eigentlich habe ich keine Fragen mehr …«
    Matti erhob sich.
    Â»Bleiben Sie bitte noch einen Augenblick sitzen.«
    Matti zögerte, aber setzte sich wieder.
    Â»Ich will noch etwas besprechen, das für Sie wichtiger ist als für die Polizei.«
    Matti blickte ihn an.
    Â»Ich meine es gut mit Ihnen.«
    Â»Unbedingt«, sagte Matti.
    Schmelzer hob die Brauen. »Ich glaube nicht, dass Sie eine Leiche gefunden haben. Sie helfen Ihrem Genossen Westreich, endgültig abzutauchen. Wenn es nach mir ginge, mein Gott, da könnte der zurückkommen und machen, was er will, solange er keine neuen Straftaten begeht. Ich bin dafür, dass wir einen Schlussstrich ziehen. Niemand hat mehr etwas davon, dass wir Leute noch nach Jahrzehnten suchen und vor Gericht stellen, wenn wir sie kriegen. Die Zeit des roten Terrors ist vorbei. Heute haben wir es mit viel schlimmeren Fingern zu tun. Aber ich bin Beamter und unterliege Weisungen. Daher kann ich Ihnen nur sagen: Lassen Sie die Finger von der Sache. Sie hatten zweimal mehr Glück als Verstand. Überreizen Sie Ihr Glück nicht.«
    Â»Darf ich jetzt gehen?«
    Schmelzer hob die Hände, ließ sie auf die Tischplatte fallen und deutete zur Tür.
    Im Flur schmollte Anja. »Dieses Arschloch!«
    Aber Matti dachte: Wir haben unser Glück

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