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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Schweiß von der Stirn.
    Â»Also, meine Herren. Ich glaube, ich weiß genug. Herr Jelonek, der Verdacht lastet nach wie vor auf Ihnen. Obwohl die Staatsanwaltschaft nichts wirklich Schlüssiges vortragen konnte, bleiben doch schwerwiegende Belastungsmomente. Vor allem die Blutspuren. Dazu Ihre Beziehung zu Frau Barth und zu Westreich. Allerdings hat mich die Staatsanwaltschaft nicht restlos überzeugt, dass der Haftbefehl nicht ausgesetzt werden könnte. Wenn Sie eine Kaution aufbringen und sich täglich … wo ist das nächste Revier?«
    Â»Abschnitt 54, Sonnenallee«, sagte Schmelzer.
    Â»Also, Sie melden sich täglich dort. Als Kaution lege ich zehntausend Euro fest.«
    Der Staatsanwalt schnaubte. Schmelzer grinste.
    Und Matti dachte: Für dieses Grinsen könnte ich dir in den Arsch treten. Wenn du glaubst, das krieg ich nicht zusammen, wart’s ab.
    ***
    Heroische Zeiten. Unvergleichliche Zeiten. Sie müssen heute noch die Bilder zeigen, die Filme. Weil sie fasziniert sind. Sie nennen das Aufklärung. Es genügt, die hilflos hämischen Kommentare abzustellen. Ton aus, und dann zeigen die Bilder, wie es war. Man kann die Wahrheit nicht aus den Bildern schneiden. Sie ist in den Gesichtern zu lesen. Tatkraft, Mut, Entschlossenheit, Frohsinn. Die Augen sind klar. Die Zeit spiegelt sich in den Blicken. Der Wille zur Einordnung und Unterordnung. Das Wissen um die Kraft, wenn das Volk einem Willen folgt. Dem eigenen Willen. Das selbstverliebte Genöle des TV -Professors dazu ist unfreiwillig komisch. Es ist ohnehin ein Zeichen der heutigen Zeit, dass niemand etwas wirklich weiß und dennoch alle alles wissen. Sie reden und reden. Es geht nur noch ums Reden. Es rauscht an einem vorbei. Und dann kommen wieder die Bilder meiner Zeit. Und es ist gut. Ich habe in der richtigen Zeit gelebt. Und ich wurde nur so alt, damit ich mit Gewissheit urteilen kann. Nach der Zeit der Tat kam die Zeit des Geschwätzes.
    Draußen nichts Neues. Du stellst dich ab und zu ans Fenster und beobachtest sie. Sie tun uninteressiert. Nichts deutet darauf hin, dass sie dich meinen. Und wenn sie dich meinten, dann hätten sie sich längst gemeldet.

8: You Can All Join In
    D u glaubst es nicht«, rief Twiggy. Er saß in seinem Zimmer hinterm PC .
    Â»Was is’?«, rief Dornröschen zurück.
    Â»Komm mal!«
    Â»Muss das sein?«
    Â»Komm!«
    Dornröschen lehnte sich an den Türrahmen und guckte maulig.
    Â»Na, nun komm schon!«
    Sie stellte sich tranig neben Twiggy. Der deutete hektisch auf den Bildschirm.
    Â»Ich glaub’s wirklich nicht. Nee, das gibt’s nicht!« Sie schlug ihm auf die Schulter.
    Â»Au!« Er massierte die Schulter.
    Auf dem Bildschirm stand: € 12.635,87.
    Â»Und guck mal hier!« Twiggy nahm die Hand von der Schulter und tippte auf eine Zeile des Bankauszugs.
    Â»Tausend Euro von Ülcan. Unglaublich.«
    Robbi kam angeschlängelt und lehnte sich an ihr Bein. Dann sprang er auf Twiggys Schoß.
    Es war nicht nur viel mehr in kürzester Zeit zusammengekommen, als sie erhofft hatten, es hatten sich offenbar mehr Leute beteiligt als gedacht. Sogar Werner das Großmaul hatte zwanzig Euro überwiesen. Drei Sammlungen waren aufgeführt.
    Â»Wem sollen wir das Geld zurücküberweisen?«, fragte Dornröschen leise.
    Â»Du denkst wieder zuerst an die Schwierigkeiten«, nörgelte Twiggy.
    Â»Irgendeine muss das ja tun in diesem Stall hemmungsloser Optimisten.«
    Gerd hatte fünfhundert Euro überwiesen. Dornröschens Kolleginnen von der Stadtteilzeitung hatten nicht nur eine Sammlung organisiert, die bis dahin mehr als dreihundertfünfzig Euro erbracht hatte, sondern auch selbst eingezahlt. Gaby war verzeichnet, und irgendwie hatte Platten-Rosis Mutter Wind von der Sache bekommen und zwanzig Euro geschickt. Linke Buchläden hatten ihre Spendendosen umfunktioniert, auf einer Demo gegen Waffenexporte war gesammelt worden. Die Antifas hatten sich auch nicht lumpen lassen.
    Â»Diesen Kontoauszug sollte man rahmen und an die Wand hängen«, sagte Twiggy.
    Es war fast wie vor Mattis Verhaftung, nur dass er immer noch mit einem Bein im Knast stand. Sie saßen am Küchentisch, Robbi lag auf Twiggys Schoß und ließ sich kraulen. Wenn die Hand ein paar Sekunden pausierte, setzte es gleich einen Maunzer. Der klang mehr nach Röcheln als nach Empörung, war aber als Protest gemeint und wurde

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