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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Dornröschen.
    Wieder ein Blick zu Matti. Siggi nickte zögernd.
    Â»Deshalb wollen wir dich nach ein paar … Geschichten fragen. Von damals und so.« Dornröschen versuchte ihm in die Augen zu blicken, aber er weilte woanders. Bei den Kämpfen von damals, beim Streit mit der Roten Hilfe, von der die Schwarzen Helfer sich abgespalten hatten. Sie wollten alle Gefangenen befreien, nicht nur die Politischen der Linken, nein, alle. Alle Gefangenen waren Opfer des Schweinesystems. Und alle Knäste mussten zerstört werden. Das war Siggis Zeit. Aber heute war nicht mehr Siggis Zeit. Die Zeit hatte Siggi liegengelassen.
    Â»Du hast mit Georg Kontakt gehabt, nachdem er abgetaucht war. Stimmt doch?«, fragte sie.
    Siggi nickte. Es sah aus, als würde der Kopf nach allen Seiten wackeln. »Ich mag nicht drüber sprechen. Ist besser so.«
    Â»Dann landet Matti wieder im Knast«, sagte Twiggy laut.
    Siggis Gesicht drehte sich ihm zu. Wieder dieses Kopfwackeln.
    Â»Wann hat Georg sich zuletzt bei dir gemeldet?«, fragte Dornröschen überfreundlich.
    Siggi pustete. »Weiß nicht.«
    Â»Aber es war, nachdem er abtauchte?«
    Siggi überlegte und nickte endlich. »Sie haben ihn schon gesucht. Wollten ihn umbringen oder in den Knast stecken.«
    Â»Genau«, sagte Dornröschen.
    Â»Hat er dich angerufen?«
    Â»Nein, telefoniert … nein, zu gefährlich.«
    Â»Hat er dich besucht?«
    Siggi überlegte wieder unendlich lang. »Er hat mich … getroffen.«
    Â»Getroffen?«
    Â»Na, auf der Straße.«
    Â»Welche Straße?«
    Â»Lausitzer, in Kreuzberg.«
    Â»Du meinst, du bist da langgelaufen, und er kam dir entgegen?«
    Â»Nein, nein.« Er schüttelte den Kopf. Er klang unwillig. »Er ist mir gefolgt und hat mich angesprochen.«
    Â»Absichtlich also, kein Zufall?«
    Â»Nein, nein. Kein Zufall.« Er überlegte. »Es war am Abend. Schon dunkel. Regen.«
    Â»Er wollte was von dir.«
    Â»Ja.«
    Â»Was?«
    Â»Ich weiß nicht mehr.«
    Â»Siggi, komm, überleg doch mal.«
    Siggi überlegte. »Er wollte …«
    Â»Sag’s, es ist echt wichtig.«
    Â»Er wollte, dass wir was für ihn … organisieren.«
    Â»Was, Siggi?«
    Â»Also nicht für ihn. Für einen anderen. Den Wolfgang.«
    Â»Wolfgang, Wolfgang …«
    Â»Tischler«, sagte Siggi so, als würde es ihm gerade erst einfallen. »Tischler.« Und er nickte wieder.
    Â»Um was ging es dabei?«
    Matti überlegte. Der Name sagte ihm was. Wolfgang Tischler. Persönlich kannte er ihn nicht. Aber der stammte aus dem Dunstkreis des Untergrunds. Irgendwas war da. Es war so viel versunken.
    Â»Der wollte verschwinden. Und Georg hat was für den gesucht.«
    Â»Eine Unterkunft?«
    Â»Ja. Eine in Berlin und eine im Ausland. Weit weg.«
    Â»Und warum hat er sich an dich gewandt?«
    Â»Na, ich kannte den und den. Und ich hatte schon mal … Der Georg hat davon erfahren.«
    Â»Ihr habt Leute versteckt, die aus dem Knast abgehauen sind.«
    Siggi legte den Finger auf die Lippen.
    Â»Gut. Der Wolfgang suchte ein Versteck? Er wollte aussteigen?«
    Siggi sah aus, als führte er ein Zwiegespräch mit sich selbst.
    Â»Hattest du eins für ihn?«
    Â»Ich hab dem Georg gesagt: Komm morgen noch mal.«
    Matti stellte sich die Szene vor. Lausitzer Straße, Dunkelheit, Regen, nasser Asphalt, beleuchtete Fenster. Zwei Männer tuscheln. Ein Taxi fährt vorbei, langsam, der Fahrer sucht eine Hausnummer.
    Â»Und ist er gekommen?«
    Â»Ja, selber Ort, selbe Uhrzeit.«
    Â»Und du hattest eine Bleibe für Wolfgang?«
    Â»Natürlich. Wir haben ihn in Zehlendorf untergebracht.«
    Â»Und dann?«
    Â»Nach ein paar Tagen ist er nach Frankreich abgehauen. Transit in die BRD, dann über die grüne Grenze.«
    Â»Was macht er heute?«
    Siggi zuckte mit den Achseln.
    Â»Wurde er verhaftet?«
    Â»Der hat sich in Frankreich einen Anwalt genommen.«
    Â»Warum?«
    Â»Um sich in Deutschland zu stellen. Die sind von Nantes nach Karlsruhe gefahren. Bundesanwaltschaft.«
    Â»Haben sie ihn angeklagt?«
    Siggi verzog sein Gesicht, als schmerzte das Denken.
    Â»Verurteilt?«
    Â»Bewährung.«
    Â»Wofür?«
    Â»Er war Arzt. Hat Genossen behandelt.«
    Â»Hast du diesen Wolfgang später noch mal gesehen?«
    Siggi schüttelte den Kopf.
    Â»Hast du Georg

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