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Ein Mörder kehrt heim

Ein Mörder kehrt heim

Titel: Ein Mörder kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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bürgerlich bis in die Haarspitzen. Sie trug einen Hut trotz der Hitze. Er ein Jackett, das entfernt an eine Lodenjacke erinnerte. Sie schlenderten in Richtung Gneisenaustraße, vielleicht zur U-Bahn.
    Dornröschen stellte sich in ihren Weg und streckte ein Foto vor. »Entschuldigen Sie bitte, ich suche meine kleine Schwester. Sie ist letzte Woche verschwunden. Haben Sie dieses Mädchen zufällig gesehen?«
    Sie zuckte ein wenig zurück und rümpfte die Nase, wenn auch kaum sichtbar. Er blickte aufs Foto. »Mädchen. Das ist kein Mädchen.«
    Â»Ja, aber ich nenn sie so. Kleine Schwester, Sie verstehen? Haben Sie sie gesehen?«
    Der Alte glotzte mit feuchten Augen und zitternder Unterlippe. Seine Frau warf einen zweiten Blick aufs Foto. »Komm«, sagte sie. »Wir müssen.« Sie zog an seinem Ellbogen, und er löste sich vom Foto. »Ja, ja«, sagte er und drehte ab.
    Â»Toll«, sagte Twiggy so laut, dass die Dame ängstlich zurückblickte.
    Â»Weiter!«, befahl Dornröschen. Sie studierte das Klingelschild des ersten Hauses und drückte die unteren beiden.
    Â»Ja?«, sagte die Gegensprechanlage, die auch Pavarottis Stimme gehäckselt hätte.
    Â»Post!«, rief Dornröschen.
    Es summte, und sie drückte die Haustür auf. Die Briefkästen waren mit Aufklebern verziert. Einer drohte Nazis mit Prügeln. Ein anderer warb für Greenpeace, weitere verboten es, Werbung einzuwerfen. In der Wohnungstür stand ein Typ mit halb langen schwarzgrauen Haaren. Sein hervorstechender Adamsapfel hüpfte besorgniserregend, als der Mann erklärte: »Sie sind nicht von der Post!«
    Â»Nein«, sagte Dornröschen. »Wir sind vor der Vermisstenstelle. Ich suche meine kleine Schwester.« Sie hielt ihm ein Foto unter die Nase. Er schreckte zurück, dann stieß er seine spitze Nase nach vorn wie ein Fischreiher auf der Jagd.
    Â»Soll die hier gewohnt haben?«
    Â»Haben Sie sie mal hier gesehen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Â»Danke. Schönen Nachmittag noch.«
    Gegenüber öffnete niemand. Im ersten Stock schlurfte es hinter der Tür, nachdem sie eine Weile gewartet hatten.
    Â»Was gibt’s?«
    Â»Vermisstenstelle, wir haben eine Frage.«
    Â»Ich vermiss nix. Hau ab!«
    Â»Eine Frau wird vermisst.«
    Â»Ich vermisse keine. Verpisst euch.«
    Dornröschen zuckte mit den Achseln, runzelte die Stirn und klingelte gegenüber. Schritte schlurften weg. Niemand öffnete.
    Â»Das Gespensterhaus. Toll, dass ich das mal finden würde«, sagte Dornröschen. Sie marschierte unverdrossen die Treppe hinauf.
    Matti kam ein Verdacht. Und wenn sie diesen Blödsinn nur trieb, weil sie glaubte, die beide Freunde beschäftigen zu müssen, bis sie an die Stasi-Akten kamen? Dornröschen konnte doch nicht glauben, dass sie so irgendwas herausfänden. Er trottete hinterher.
    Eine Frau, Typ Doktorandin. Blonder Pferdeschwanz, Sommersprossen, wache blaue Augen, weißes T-Shirt, ausgewaschene Jeans, Badelatschen.
    Â»Hei. Was kann ich für euch tun?« Sie hatte einen schwedischen Akzent.
    Das vollendete Klischee, dachte Matti. Aber ein hübsches.
    Â»Kennst du die?«, fragte Dornröschen. Diesmal hatte sie beide Fotos in der Hand.
    Blondie nahm die Fotos und betrachtete sie aufmerksam. Sie schüttelte den Kopf. »Ich frag die anderen, kommt rein.« Sie ging in die Wohnung. Die war runtergekommen. Schlieren an den Wänden, ein durchgetretener Laminatboden. An den Wänden Plakate. Sie zeugten davon, dass mindestens ein WG -Bewohner auf Techno stand. Was Matti an den Lärm der letzten Nacht erinnerte und ihn wütend machte.
    Â»Tom, komm mal!«
    Ein Mann trat aus einer Tür. Verschlafenes Gesicht, weich, Typ Schönling. Im Badezimmer vermutete Matti eine Tonne Männerkosmetik. Mehr jedenfalls als das Rasierwasser aus dem Supermarkt, das Matti benutzte. Tom trug ein geripptes Unterhemd und schien viele schwarze Haare darunter zu haben. Er fuhr sich über den Kopf. »Was ist?«
    Eine weitere Tür öffnete sich, und eine kleine Frau trat in den Flur. Alles an ihr schien rund zu sein. Der Kopf, der Hintern, der Bauch. Sie hatte ein braunen Lockenkopf, und der Mund stand offen.
    Dornröschen hielt Tom das Foto hin. »Kennst du die?«
    Er schüttelte müde den Kopf und ging zurück in sein Zimmer.
    Â»Kathrin, hast du die Frau schon mal gesehen?« An

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