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Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Ein neues Leben auf dem Jakobsweg

Titel: Ein neues Leben auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manolo Link
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Halbliter-Plastikwasserflaschen auf. Ich hatte mich für drei Flaschen entschieden, weil sie mir Gewichts-Flexibilität gewährten. Eine Flasche steckte griffbereit vorne in meiner Hemdtasche. Die anderen links und rechts im Rucksack. Ob die Flaschen voll, halbvoll oder leer sein sollten, entschied ich nach der Entfernung zur nächsten Quelle. So konnte ich schon mal ein Kilogramm Gewicht einsparen. Und das war nicht unerheblich. In fast jedem kleineren Ort befand sich ein Brunnen mit Trinkwasser.
    Ich nahm meine Wanderstöcke und den Rucksack und machte mich froh gelaunt auf den Weg Richtung Westen. Das Gehen bereitete mir Freude an diesem kühlen sonnigen Morgen. Mein Knie fühlte sich nach der Nachtruhe wesentlich besser an. Die Salbe schien ihm gut zu bekommen. Einige Pilger wanderten an mir vorbei. Ich war einer der Langsamsten und blieb des Öfteren stehen, um mir Navarras Naturschönheiten in aller Ruhe anzusehen.
    Im ersten Ort, den ich nach wenigen Kilometern erreichte, sah ich Brigitte, Rainer, Alexander, Melitta und Constantin, die vor einer Bar saßen. Sie genossen ihren Café con leche (Kaffee mit Milch) und ihre Bocadillos (Baguette mit Schinken, Käse, Omelett oder Wurst belegt), das Standardfrühstück der Pilger. »Hallo Mano, auch schon wach?«, rief mir Alexander lachend zu. »Ja, ich hab’s nicht so eilig wie ihr«, erwiderte ich und ging nach einem kurzen Gespräch an den zahlreichen Rucksäcken vorbei ins Café, wo mich eine Menschenschlange von Peregrinos (Pilgern) empfing. Die Bar war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das junge Paar hinter der Theke leistete an diesem Morgen Schwerstarbeit.
    Als ich mich nach dem Frühstück wieder auf der Straße befand, waren meine vertrauten Pilgergenossen schon aufgebrochen. Die gelben Pfeile leiteten mich rechter Hand aus dem Ort auf einen Wirtschaftsweg, der von üppigen grünen Weiden, auf denen Kühe und Pferde in der Morgensonne grasten, flankiert war. Während einer kurzen Rast sprach mich ein Pilger von hinten an.
    »A beautiful morning.«
    »Yes, it is a beautiful morning«, antwortete ich. Wir gingen ein Stück gemeinsam des Weges. Er war Schotte, ein bemerkenswertes Erscheinungsbild mit seiner Kleidung und einem markanten Gesicht, das gut und gerne ins Mittelalter gepasst hätte. Ein schelmisches Lächeln lag in seinen Augen. Seine schmalen Lippen zierte ein dünner, graubrauner Oberlippenbart. Sein Hut, da war ich mir sicher, stammte garantiert von seinem Ururgroßvater. Unsere gemeinsame Pilgerschaft war nicht von Dauer, denn kurz darauf hatten ihn Spaniens Weiten verschlungen.
    Mein Single-Pilgerleben dauerte nicht lange an. Eine ganz besondere Begegnung stellte jene mit Martin dar. Das Gespräch mit dem aus Bochum stammenden Rentner begann wie viele andere. Wir redeten über den Weg, die ersten Eindrücke und unser Leben. Im Laufe der Unterhaltung fühlte ich ein Unbehagen gegenüber Martins Worten, die mehr und mehr ins Negative wechselten. Er kritisierte seinen Freund, seine Schwester, die Arbeit, die er über vierzig Jahre verrichten musste, und überhaupt alles. Als er sich von mir verabschiedete, um in einem Geschäft noch einige Lebensmittel einzukaufen, war ich nicht unglücklich, von seiner Gesellschaft befreit zu sein.
    Bewusst achtete ich darauf, meinem Körper genügend Flüssigkeit zuzuführen. Die Sonneneinstrahlung war so intensiv, dass meine Hände trotz Anwendung von Sonnencreme eine erhebliche Rötung aufwiesen. Mein Knie meldete sich zu Wort und verlangte, wie der Rest meines Körpers, eine Pause, die ich ihnen unter einem schattigen Baum zugestand. Nach der Rast entdeckte ich Martin erneut hinter mir. Ich verlangsamte mein Tempo und ließ ihn vorbeiziehen. Es war so heiß, dass ich beschloss, in Zubiri, wo sich die nächste Herberge befand, zu übernachten.
    Ein Paar schloss zu mir auf. Sie trugen gleiche Kleidung und graue breite Hüte. Die kleine schlanke Frau war eine außergewöhnliche Schönheit südlichen Typs. Ihr Mann war wesentlich größer und kräftig. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch. Es waren Yajaira und Bernd aus Löchgau bei Stuttgart.
    Während wir zu dritt unseren Weg fortsetzten, erzählte Yajaira, dass sie in Venezuela das Licht der Welt erblickt habe und sie dort gemeinsam viele Jahre glücklich gelebt hätten. Bernd sprach voller Begeisterung von ihrem Freund Hansi, einem gläubigen und wundervollen Menschen, der im gleichen Ort wie sie lebte und sich eine Woche nach ihnen auf Pilgerschaft

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