Ein neues Paradies
weiter Weg vor ihm. Eigentlich bedarf es nur einer kurzen Erwähnung, daß er seine guten Beziehungen zur Industrie nicht abbrechen ließ, um so immer auf dem neuesten Stand der technischen Entwicklung zu bleiben.
Bald hatte er sich mit seinen Beiträgen einen solchen Namen gemacht, daß sogar die Industrie für Broschüren, Werbebeschreibungen und ähnliche Veröffentlichungen an ihn herantrat. Weiter hielt er populärwissenschaftliche Vorträge über technischen Neuentwicklungen.
Mit so bedeutenden Persönlichkeiten wie Georg Graf von Arco, dem Direktor von Telefunken und Erfinder der drahtlosen Telegrafie, und Edmund Rumper, der mit der RumplerTaube die beste deutsche Flugmaschine vor dem Ersten Weltkrieg schuf, gründete Dominik 1903 die ›Automobiltechnische Gesellschaft‹. Sie fungierte als technischer Beirat des Deutschen Automobilclubs.
Damit aber nicht genug. Dominik konnte zu dieser Zeit auch Patente auf eine Kugellagererfindung erhalten, die für die Autotechnik richtungweisend war.
Auch im Privaten war sein Einfallsreichtum groß. Dazu folgende Geschichte: Dominik wohnte schon seit langem in zwei möblierten Zimmern, in denen er sich eigenen Angaben zufolge äußerst wohl fühlte, bis sein häusliches Glück durch zwei Klavierspieler gestört wurde, die in die Wohnung über ihm einzogen. Die Zimmerdecke war offensichtlich nicht in der Lage, die Lautstärke der Töne soweit abzubremsen, daß dadurch das Klirren von Gläsern und Tellern hätte verhindert werden können. Nachdem gütliche Verhandlungen gescheitert waren, sah sich Dominik zum Handeln gezwungen. Schnell war ein Loch in die Decke gebohrt, eine alte Barometerröhre darin installiert, die mit einer Gasflasche verbunden war. Ihr Inhalt: Schwefeleisen; daneben ein Kännchen mit verdünnter Schwefelsäure. Sobald das Klavierspiel oben anfing, gab er davon wenig in die Flasche, es entwickelte sich Schwefelwasserstoff, der fürchterlich nach faulen Eiern stinkt. Von der Wirkung konnte sich Dominik überzeugen. Stühle wurden gerückt, Fenster aufgerissen. Schon nach wenigen Tagen sollen die beiden Musiker an Wahnvorstellungen solcher Art gelitten haben, daß sie glaubten, ihr eigenes Spiel habe den Gestank verursacht. Wie dem auch sei, am nächsten Ersten zogen sie aus.
Die Sache wäre damit abgeschlossen gewesen, hätte Dominik die Sache auf sich beruhen lassen. Aber er konnte nicht umhin, die Angelegenheit feuilletonistisch aufzubereiten und in der Zeitung zu veröffentlichen. Zwar hatte er die Lacher auf seiner Seite – aber zugleich auch eine Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung am Hals, was ihm eine Geldstrafe von 30 Mark einbrachte.
Die Gründe, die ihn 1905 bewogen, vom ›Berliner Tageblatt‹ zum ›Berliner Lokalanzeiger‹ zu wechseln, waren vornehmlich materieller Natur; bot man ihm hier doch eine feste Anstellung. Dafür mußte er neben seinen feuilletonistischen Artikeln sozusagen auch als technischer Lokalreporter arbeiten. Selbst schreibt Dominik über diese Zeit:
»Zahllos und abwechslungsreich waren die Ereignisse und Veranstaltungen, die ich in jenen Jahren von 1905 an mitmachte, um darüber in den Spalten des Berliner Lokalanzeigers zu berichten. Da wurde beispielsweise ein farbiger Film vorgeführt, der noch so schauderhaft flimmerte, daß ich eine schwere Migräne davontrug. Da gab es die ersten lautsprechenden Grammophone zu hören, die zwar mächtig brüllten, aber jede Musikalität vermissen und eine kaum verständliche Sprache hören ließen.«
Durch einen früheren Schulfreund trat er auch mit dem Verlag Carl Duncker in Verbindung, die für Dominiks schriftstellerische Entwicklung entscheidend werden sollte. Denn für Duncker schrieb er keine Berichte, sondern kürzere Unterhaltungsromane, wie sie heute noch in Zeitschriften zu finden sind. Selbstverständlich hatten sie bei Dominik einen naturwissenschaftlich-technischen Hintergrund. In diese Zeit fällt die Entstehung der hier abgedruckten Kurzgeschichten.
Dazu einige Anmerkungen. Als erstes sollte man immer vor Augen haben, daß keine dieser Erzählungen in einem Magazin wie dem der ›Wonder Stories‹ erschien, sondern für Das neue Universum geschrieben wurde, eine Publikation also, die naturwissenschaftlich-technisch ausgerichtet ist. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Dominik zu den festen Autoren, die dafür Kurzgeschichten verfaßten. Dem Autor wie dem Leser kam es dabei in erster Linie darauf an, Zukunftsmöglichkeiten, basierend auf dem
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