Ein neues Paradies
diese Nebeneinkünfte sein Gehalt verdoppeln.
Zwar nahm Dominik nach dem Tod seines Vaters das Studium wieder auf; seine schriftstellerischen Tätigkeiten liefen nebenbei weiter, und das sogar in verstärktem Maße, hervorgerufen durch die Berliner Gewerbeausstellung 1896. Für einige Blätter hatte er die Berichterstattung übernommen, um sich so sein Studium zu finanzieren.
1897 nahm er die Gelegenheit wahr, mit einem Freund zu einer zweiten Amerikareise zu starten, nachdem er schon zwei Jahre zuvor, damals als Volontärassistent auf einem Frachter, kurze Zeit in die Staaten gekommen war. Diesmal blieb er länger dort, fast ein Jahr, und arbeitete auch als Elektroingenieur. Als er nach Deutschland zurückkam, befand sich die Starkstromtechnik in einer industriellen Hochkonjunktur. Im Berufsleben boten sich ungeahnte Möglichkeiten. Hans Dominik hatte keine Lust mehr, sein Studium zu beenden.
Bei einer verhältnismäßig kleinen Firma wurde er sofort projektierender Ingenieur in der Abteilung Licht und Kraft, wo es um Aufträge für Stadtzentralen, der Elektrifizierung von Zechen, Industriewerken und ähnlichem ging. Dank seiner journalistischen Nebenbeschäftigung versetzte man ihn aber bald in die damals sogenannte ›literarische‹ Abteilung – heute würden wir Public-Relations-Büro sagen. Zwar kam dies einer Beförderung gleich, aber man darf nicht vergessen, daß derartige Abteilungen, die außer Ausgaben eigentlich nichts zu verzeichnen hatten, zur damaligen Zeit ziemlich stiefmütterlich behandelt wurden. Öffentlichkeitsarbeit war Neuland, weitere Beförderungsaussichten gleich Null. Also entschloß sich Dominik, die Firma zu wechseln.
Es begann ein rastloser Abschnitt seines Lebens, der ihn in mehrere Firmen führte. Endlich glaubte er, eine interessante, aber auch dauerhafte Arbeit in einer Bogenlampenfabrik gefunden zu haben. Er wirkte bei der Konstruktion von Leuchtfontänen und Neukonstruktionen von Lampen für Niels Finsen mit, dem Nobelpreisträger und Schöpfer der modernen Bestrahlungstherapie. Doch Dominik hatte weiterhin kein Glück. Eine Augenschädigung setzte dieser Beschäftigung 1899 ein jähes Ende, die ihn über ein Vierteljahr zu einer Ruhepause zwang.
Darauf nahm er eine Stellung bei Siemens & Halske an, wo er erstmals Gelegenheit hatte, das Entstehen großer elektrischer Generatoren und Motoren an Ort und Stelle zu studieren. Journalistisch blieb er ebenfalls weiter aktiv. Zu Hilfe kam ihm dabei die Pariser Weltausstellung 1900, für die er von seiner Firma aus einen Bericht über neue und grundlegende Errungenschaften der Elektrifizierung von Bergwerken verfaßte. Diese Arbeit fand so großen Anklang, daß sie im folgenden sogar als Lehrmittel verwendet wurde. Zumindest in Fachkreisen hatte Dominik zu dieser Zeit schon einen Namen als Autor. Als man ihm auch hier die Führung des ›literarischen‹ Büros anvertraute, er also nicht ganz untalentiert schien, faßte er den Entschluß, den Sprung von der Industrie zur Presse zu wagen.
1901 machte sich Dominik selbständig, nicht ohne vorher schon Beziehungen geknüpft zu haben, die teilweise zu den Fachblättern schon bestanden hatten, die ja mit den Presseabteilungen der Finnen eng zusammenarbeiten. Was Dominik aber vorschwebte, war die Tagespresse, die auf der einen Seite zwar ein weniger fachkundiges, auf der anderen Seite dafür weit größeres Publikum zu bieten hat. Er entsann sich der guten Bekanntschaft seines Vaters mit dem Chefredakteur des ›Berliner Tageblatts‹, einer auch über die Grenzen der Stadt hinaus bekannten Zeitung. Tatsächlich zeigte man dort Interesse; er sollte probeweise etwas schreiben.
Er wußte, es ging um viel. Wollte er Erfolg haben, mußte er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Um das Was brauchte er sich dabei keine Gedanken zu machen, denn Stoff hatte er genug; aber das Wie war eine Frage. Er entschloß sich zu einer Art technischer Fabel. Tote Apparate, Maschinen und Hebel wurden lebendig, erzählten aus ihrem Leben. Technische Aspekte dem Publikum in dieser Art der leicht verständlichen Darbietung näher zu bringen, erwies sich als Treffer. Weitere ›technische Märchen‹, wie er sie nannte, konnten folgen. So die vagabundierenden Ströme, die berichten, wie sie die Schienen der elektrischen Straßenbahnen verlassen und nach vielen Umwegen in das Kraftwerk zurückkehren.
Dominik legte mit diesen Erzählungen den Grundstein für seine spätere Arbeit, aber bis dahin lag noch ein
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