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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Augen zu dem schimmernden Sternenhimmel gerichtet, und gedachten des Mannes, des gütigen, stillen Gelehrten, der von ihnen gegangen war und dem bei seinem Lebenswerk zu helfen sie ausgezogen und hierher gekommen waren.
    Kein Zweifel war möglich, daß auch er bei dieser Katastrophe den Tod gefunden hatte. Aber wie war das alles geschehen? Hatte er selbst den Untergang gewollt? Hatte die Energie gegen seinen Willen die Fesseln gesprengt? Verloren war jedenfalls sein Lebenswerk, unwiederbringlich verloren, was er in einem langen, selbstlosen Forscherleben entdeckt und geschaffen.
    Verworren, traumhaft wurden ihre Gedanken. Die Natur verlangte ihr Recht. Die Übermüdung, die Überanstrengung nach vierzig durchwachten Stunden machte sich geltend. Einer nach dem anderen fiel in einen Schlummer, der bald in tiefen Schlaf überging.
    Die Sterne verblaßten. Zu neuer Fahrt erhob sich die Sonne im Osten. Ihre Strahlen übergossen die Schläfer, umspülten, erwärmten sie. Blendender wurde das Licht, heißer die Sonnenglut. Da kam Leben in die Liegenden, unruhige, zuckende Bewegungen erst, ein Wälzen, ein Drehen der Körper danach. Sie öffneten die Augen und blinzelten in die blendende Helle.
    Als erster sprang Klaus auf, schlug die Arme ineinander, um sich zu erwärmen, und brachte auch die anderen empor.
    »Junge, Junge, hab’ ich einen Kohldampf!« Er stieß es heraus und preßte die Hände auf den Magen.
    »Und ich mal erst!« pflichtete ihm Heinz bei.
    »Essen müssen wir, erst mal gründlich essen! Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen«, bestätigte Fritz.
    Bald flammte ein Feuer am Strand. Speisen kochten und brieten, von Heinz’ bewährten Händen betreut. Es wurde eine reichhaltige Mahlzeit, und eifrig sprachen alle ihr zu, aber es blieb ein trübseliges Mahl. Unablässig weilten ihre Gedanken bei dem Mann, der noch vor zwei Tagen hier mit ihnen zusammen gewesen, mit ihnen zusammen gegessen, gesprochen, gelebt hatte.
    Nur stockend schleppte sich das Gespräch zwischen ihnen hin. Es war ja allen klar, was die nächste Zeit bringen mußte. Ihre Aufgabe auf der Insel hier war beendet, richtiger gesagt, war nicht mehr zu erfüllen, nachdem Professor Belian in loderndem Riesenbrand sein eigenes Werk und sein eigenes Ich vernichtet hatte. Sie mußten zurück in die Welt, zu den Menschen. Nur die Frage war noch offen, ob sie es versuchen sollten, mit der ›Möwe‹ wieder nach Callao zu gelangen oder durch das Gebiet der zehntausend Inseln den australischen Kontinent anzusteuern. Pläne wurden darüber gemacht und wieder verworfen. Lebhafter gingen Rede und Gegenrede hin und her. Das Leben, die Gegenwart forderten ihr Recht – auch bei Klaus. Gefühlsmäßig griff er in seine Taschen, begann nach alter Gewohnheit zu suchen, wo Pfeife und Tabaksbeutel wohl stecken möchten, fand sie natürlich nicht und begann heftig zu schimpfen.
    Den anderen war nicht zum Lachen zumute, und doch konnten sie sich des Lachens nicht erwehren, als Klaus immer noch suchend und schimpfend aufsprang und am Strand hin und her lief.
    »Such nicht mit den Beinen, sondern mit dem Kopf!« rief ihm Fritz zu. Klaus blieb stehen, starrte ihn groß an, dachte nach und schlug sich plötzlich vor die Stirn.
    »I du Dunnerslag! Ick glöv, du hättst recht, Fritz! In der ›Möwe‹!«
    Er lief zu dem Schiff, kletterte an Deck und verschwand in der Kajüte. Nur undeutlich hörten die anderen noch, wie er etwas von einer zweiten Pief vor sich hinbrummte.
    »Er wird eine Weile suchen können«, meinte Heinz. »Weiß der Himmel, wo er seine zweite Pfeife verstaut hat!«
    »Höchstwahrscheinlich im Vorratsraum bei unseren Kleidern«, warf Fritz ein.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Klaus erschien wieder auf Deck und erreichte mit einem kräftigen Satz das Ufer. In der Rechten schwang er Pfeife und Tabaksbeutel. In der Linken hielt er ein Buch, einen Quartband, in starkes, braunes Leder gebunden, von einer bronzenen Schließe zusammengehalten.
    »Kiek mal her, Fritz! Wat ick doar funden hebb! Dat haben wi doch goar nich an Bord hebbt!«
    Er reichte das Buch Fritz hin. Der öffnete den Verschluß, schlug es auf. Auf der ersten Seite stand in den flackrigen Schriftzügen des alten Professors: »Mein Tagebuch.« Die Schriftzüge waren schon etwas vergilbt. Darunter stand in frischerer, dunklerer Tinte, als wäre es eben erst geschrieben: »Mein Vermächtnis an meinen Neffen Fritz Bergmann, der mein Werk fortsetzen und vollenden soll. Professor

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