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Ein neues Paradies

Titel: Ein neues Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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ein gutes Brett in der Hand. Klaus zog das schwimmende Dach am Seil dicht an die ›Dorothea‹ heran. Bei der Schräglage des Rumpfes war die Reling nun kaum ein Meter von dem behelfsmäßigen Floß entfernt.
    Als erster sprang Heinz darauf. Ihm folgte Fritz. Klaus warf den beiden seine Ruderplanke zu und sprang nach, die Axt in der Hand. Mit einem Axtschlag kappte er das Seil. Sofort wurde das Floß von der auslaufenden Brandung gepackt und landwärts getrieben. In kurzer Zeit war es hundert Meter von der Barre entfernt. Dann ließ die treibende Kraft des Wassers nach. Jetzt hieß es rudern und sorgsam das Gleichgewicht wahren, denn ein reichlich unsicheres Fahrzeug war das Kombüsendach.
    An den beiden Längsseiten hockten Fritz und Heinz und paddelten mit ihren Planken. Bei jedem Ruderschlag schaukelte das Floß, und das Wasser lief ihnen über die Füße. Am hinteren Ende kniete Klaus. Er handhabte seine Planke abwechselnd als Steuer oder als Wrickruder. In der Rechten hielt er die Axt. So kamen sie vorwärts, nicht eben schnell, denn das schwere Dach ruderte sich so unbequem wie ein Prahm, aber doch immerhin stetig.
    »Noch zweihundert Meter!« rief Fritz mit einem Blick zur Küste.
    »Töw, du Biest!« schrie Klaus und führte mit der Axt einen blitzartigen Schlag in das Wasser. Es färbte sich rot, als er die Axt zurückzog. Den weißen Bauch nach oben, trieb ein toter Haifisch seitlich ab.
    »Junge, Junge!« Klaus rieb sich den Kopf. »Dat wär mal slimm gegangen, wenn wir geschwommen wären.«
    Noch öfter fuhr die Axt ins Wasser und machte rote Flecke in der blauen See. Dann endlich war das Ufer erreicht. Schürfend stieß das Floß auf den flachen Strand und saß fest. Sie sprangen auf das Land, blickten sich um, und unwillkürlich fanden sich ihre Hände, die sich in festem Druck umschlossen. Sie fühlten es in dieser Minute, sie waren hier die letzten Überlebenden einer unerhörten Katastrophe, drei Menschen, allein auf einer weltverlorenen Insel inmitten der ungeheueren Wasserwüste.
    Dort draußen auf der Barre lag der zerschmetterte Leib der ›Dorothea‹. Rötlich schimmerte in den Strahlen der tiefstehenden Sonne die Gischt der Brandung, die ihn donnernd umsprühte. Vor ihnen landeinwärts ein Gebiet der Verwüstung, des Todes. Bis zum Uferrand hin waren die Palmen versengt, war der Hafen verkohlt. Sie gingen den Strand entlang bis zur Flußmündung und folgten dem Flußlauf nach oben. Es war heller Tag, wo früher grüngoldiges Dunkel einer üppigen Pflanzenwelt das Flußbett umhüllt hatte. Kahlgemäht, glattrasiert hatte die entfesselte Energie hier die Ufer, jeden Halm, jedes Blatt zu Asche verbrannt.
    Sie gingen weiter und kamen zu dem See, an dem gestern noch Bungalow und Maschinenhaus standen. Der See war größer geworden. An der Stelle des Maschinenhauses hatte die explodierende Materie einen tiefen Krater in den Boden gerissen. Der See hatte ihn ausgefüllt. Eine neue Bucht erstreckte sich dort landeinwärts. Weiße Asche nur war dort, wo der Bungalow einmal gestanden hatte. Sie folgten dem Pfad zu den Bergen. Brand und Verwüstung auch hier bis zum Kamm.
    Erst als sie die Berghöhe erreicht und überschritten hatten, wurde es besser. Die wabernde Lohe der Atomexplosion war den Berghang hinauf gefegt und hatte alle Vegetation auf ihm in Asche gelegt. Aber der Berghang hatte der ausbrechenden Energie die Richtung in die Höhe aufgezwungen, sie nach oben geworfen, daß sie wie ein ungeheures Fanal gegen das Firmament aufloderte.
    Auf der andern Seite des Berges hörte die Zerstörung wie mit einem Schlag auf. Grüner Wald umfing sie wieder, als sie in der nun schnell einbrechenden Dämmerung weiterschritten. Dunkelheit fiel ein, als sie die Uferwiese erreichten. Im letzten unsicheren Licht erkannten sie die ›Möwe‹, die hier sicher vor Anker lag. Leicht schaukelte ihr Rumpf an der Kette. Die Wut der ausbrechenden Atomenergie, die auf der anderen Seite des Eilands die so viel größere ›Dorothea‹ wie ein Spielzeug auf das Riff schleuderte, war nicht bis hierher gedrungen. In einer Höhe von vielen Kilometern mußte die entfesselte Energie nach dieser Seite hin abgeströmt sein.
    Sie warfen sich auf den Sand. Lange lagen sie dort, ohne ein Glied zu rühren. Sie fühlten es kaum, daß sie durstig waren und seit anderthalb Tagen fast keinen Bissen zu sich genommen hatten. Sie spürten es nicht, daß ihre Kleider durchnäßt, ihre Hände zerschunden waren. Schweigend lagen sie da, die

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