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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Bauch und Brust gelblich gefärbt. Tagsüber schlafen diese Affen in hohlen Bäumen oder sonst einem dunklen Ort, und sobald es abends dämmrig wird, wagen sie sich hinaus und verbringen die ganze Nacht damit, in großen Gruppen durch den Wald zu wandern, auf der Suche nach Nahrung wie Früchten, Insekten, Laubfröschen oder Vogeleiern.
    Als wir die kleine Nachtäffin fingen, die wir Cai tauften, war sie sehr mager und elend aussehend, aber nach mehrwöchiger guter Ernährung — viel Milch und Lebertran — kräftigte sie sich. Cai war ein reizendes Tierchen, zwar ganz zahm, aber ungemein nervös, und deshalb mußte man sie anders behandeln als alle übrigen Affen.
    Ich machte ihr einen hübschen Käfig; zuoberst baute ich eine viereckige Schlafkammer ein. Wie alle Affen war Cai sehr neugierig, und da sie es unerträglich fand, nicht zu wissen, was rings um sie vorging, lag sie tagsüber halb innerhalb, halb außerhalb ihrer Schlafkammertür; ihr Kopf nickte, während sie schlummerte, aber sie wachte sofort auf und zirpte vor Neugier, wenn sich im Lager irgend etwas ereignete.
    Sie verweigerte alle Nahrung außer Milch, hartgekochten Eiern und Bananen; nur ab und zu nahm sie eine Eidechse entgegen. Vor Insekten schien sie sich zu fürchten, und als ich ihr einmal einen Laubfrosch reichte, nahm sie ihn in die Hand, beschnupperte ihn, ließ ihn mit einem Ausdruck des Ekels fallen und wischte sich dann heftig die Hand an der Wand des Käfigs ab.
    Gegen Abend wurde sie sehr lebhaft und sportlich; sie sprang in ihrem Käfig auf und ab; ihre großen Augen glänzten, und sie erinnerte mich an die Galagos, die ich in Westafrika gefangen hatte. Sie entfaltete starke Eifersucht auf die andern Tiere, wenn wir ihnen Aufmerksamkeit schenkten; besonders eifersüchtig war sie auf einen Krabbenwaschbär namens Puh.
    Puh war ein drolliges Geschöpfchen mit großen, flachen Pfoten und einer schwarzen Zeichnung über den Augen, die ihm Ähnlichkeit mit einem Panda, einem Vertreter der Katzenbären, verlieh. Puh hatte immer einen sehr mißmutigen Ausdruck; er sah aus, als ob ihn etwas bedrückte; aber wir mußten vor seinen langen Vorderpfoten auf der Hut sein, denn er konnte sie durch die Stangen seines Käfigs stecken, und er stahl alles und jedes in seiner Reichweite ganz unbekümmert. Er war so neugierig, daß er sich alle Mühe gab, sich nichts entgehen zu lassen. Stundenlang lag er im Winkel seines Käfigs auf dem Rücken und zupfte wie nachdenklich an den Haaren auf seinem dicken Bauch.
    Als Puh zahmer wurde, konnten wir die Hände in den Käfig stecken und mit ihm spielen. Er liebte diese Spiele, gab sich dabei den Anschein, als wollte er beißen, kugelte herum und strampelte mit allen vieren in die Luft. Als er ganz zahm war, machten wir ihm ein Halsband und ließen ihn aus seinem Käfig, indem wir ihn mit einem sehr langen Strick an einem Pfosten mitten auf der Lagerlichtung festbanden.

    Etwas entfernt war ein anderer Pfosten, an dem die Nachtäffin Cai angebunden wurde. Wenn Puh am Morgen den Futterkorb kommen sah, stieß er laute Klageschreie aus, als ob er fast verhungert wäre, und aus schierer Verzweiflung gaben wir ihm etwas, um ihn z;u beruhigen. Das aber stimmte Cai eifersüchtig, und wenn sie an die Reihe kam, schmollte sie, kehrte uns den Rücken und verweigerte die Nahrung. Sonderbarerweise fürchtete sich Cai vor Puh, hingegen gar nicht vor zwei jungen Mazamas, südamerikanischen Spießhirschen, deren Gehege in der Nähe ihres Pfostens war. Häufig ging sie dorthin und legte sich nahe ans Gitter, während die jungen Spießhirsche wie verwundert an ihr schnüffelten. Daß sich Cai vor Schlangen fürchtete, konnte ich feststellen, als ich meine Anakonda aus ihrem Sack nahm, um sie zu untersuchen. Cai saß zufällig in ihrem Käfig, warf einen einzigen Blick auf die Schlange und flüchtete in ihre Schlafkammer hinauf, wo sie zu unserer Belustigung verstohlen um die Tür herumspähte und ängstliche Zwitschertöne ausstieß.

    Als wir eines Morgens die Käfige säuberten, kam ein junger Indianer ins Lager und fragte, ob wir ihm ein Tier abkaufen wollten. Wir fragten ihn, was für ein Tier es sei, worauf er erklärte, es handle sich um einen jungen Fuchs. Es dünkte uns interessant, ihn anzusehen; deshalb sagten wir dem Indianer, er möchte das Tier später am Tage bringen. Da er jedoch nicht auftauchte, nahmen wir an, er hätte sich anders besonnen, und wir müßten auf unseren kleinen Fuchs verzichten. Zu unserer

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