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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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in einem Karren mit einer Filmkamera und anderen fotografischen Apparaten, die Gauchos im Sattel ihrer prachtvollen Pferde. Wir legten mehrere Kilometer zurück, indem wir uns zwischen den Riesendisteln quer über die Steppe hindurchwanden. Auf einmal störten wir ein Regenpfeiferpaar auf, das in die Luft schoß und uns umflog, dabei den Alarmruf gebend, so daß zu unserem Ärger jedes Lebewesen in meilenweiter Runde vor unserem Kommen gewarnt wurde. Die beiden Vögel begleiteten uns, während wir weiterzogen, behielten uns im Auge und benachrichtigten die Pampabewohner unermüdlich von unserem Vordringen.
    Wir hatten gerade ein großes Disteldickicht erreicht, als wir plötzlich durch ohrenbetäubende Rufe eines Gauchos vom Vorhandensein unserer Beute in Kenntnis gesetzt wurden. Als ich im Karren aufstand, sah ich eine graue Gestalt rasch in die Disteln eintauchen, und dann sprang ganz plötzlich der erste Nandu ins offene Gras hinaus. Wie ein Ballettänzer hüpfte er aus den Disteln, blieb einen kurzen Augenblick stehen, um uns zu beäugen, und sauste mit gestrecktem Kopf und Hals los; bei jedem Schritt berührten seine großen Füße fast das Kinn.
    Rasch galoppierte einer der Gauchos aus dem Distelgebüsch und machte sich daran, dem Nandu den Weg abzuschneiden. Der Vogel schien mitten im Lauf innezuhalten, er kreiselte herum und schoß in entgegengesetzter Richtung davon; seine großen Sprungschritte vermittelten den Eindruck, als hätte er Federn. Sehr bald war er außer Sicht, hitzig verfolgt von den Gauchos.
    Ehe wir Zeit fanden, hinterher zu fahren, tauchte ein zweiter Nandu aus den Disteln auf. Ich konnte sehen, daß es eine Henne war, denn sie war viel kleiner als der erste Vogel und auch viel heller. Zu meiner Verwunderung eilte sie dem Hahn nicht nach, sondern blieb auf dem Gras stehen, ängstlich von einem Fuß auf den andern trippelnd. In den Disteln knackte es, und da erkannte ich die Ursache ihres Zögerns. Lauter Küken kamen hervor, im ganzen zehn, jedes etwa fünfundvierzig Zentimeter hoch, mit rundem, dickem Körperchen, halb so groß wie ein Fußball; sie balancierten auf dünnen, knolligen Beinen und großen gespreizten Füßen. Sie waren mit flaumigen Daunen bedeckt und reizend hell- und dunkelbräunlich gestreift. Alle scharten sich um die Beine der Henne, die sie liebevoll betrachtete. Dann lief sie quer über die Steppe, fast in Zeitlupenbewegung, so daß die in einer Reihe folgenden Küken mit ihr Schritt zu halten vermochten. Da wir sie nicht jagen oder erschrecken wollten, wendeten wir den Karren und schlugen die entgegengesetzte Richtung ein.
    Es dauerte nicht lange, bis ein Gaucho zum Karren galoppiert kam und uns mit glänzenden Augen meldete, ein kurzes Stück voraus verberge sich eine recht große Nanduschar in den Disteln. Er riet mir, mit dem Karren eine bestimmte Richtung einzuschlagen und die Kamera aufzustellen; dann wollte er mit den anderen Gauchos die Vögel umzingeln und mir zutreiben, so daß ich sie filmen könnte.
    Gesagt, getan. Der Karren holperte und schwankte über die hockrigen Grasbüschel, und schließlich gelangten wir zum Rand des großen Distelgebüschs, in dem sich die Nandus versteckten. Hier hatte ich einen klaren, ungestörten Blick über die Grasebene, und der Platz eignete sich gut zum Aufstellen der Kamera. Während ich den Belichtungsmesser ablas und alles zum Drehen bereitmachte, mußte mein argentinischer Freund einen japanischen Pergamentschirm über mich und die Kamera halten; denn die Sonne brannte so stark, daß die Kamera ohne Schutz in wenigen Minuten viel zu heiß geworden wäre, was den Farbfilm vernichtet hätte.
    Als alles fertig war, gab ich ein Zeichen. Wir hörten die lauten Schreie der Gauchos, die ihre Pferde in die stachligen Disteln trieben, hörten auch das Knirschen und Knacken der dürren Pflanzen, die von den Hufen zertrampelt wurden.
    Plötzlich verkündete uns ein besonders lautes Geschrei, daß die Nandus aufgesprungen waren und die Flucht ergreifen wollten. Innerhalb weniger Sekunden krachten fünf Vögel aus den Disteln und rannten davon. Wie bei dem ersten berührten die gestreckten Beine beinahe das Kinn, und sie schienen so schnell zu laufen, wie sie es nur vermochten; aber ich sollte bald eines anderen belehrt werden. Sowie die Gauchos hervordonnerten und ihre Boleadoras mit einem Pfeifgeräusch über dem Kopf kreiseln ließen, zogen alle Nandus auf einmal das Hinterteil ein und stoben vorwärts, wie aus der Rakete

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