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Ein orientalisches Maerchen

Ein orientalisches Maerchen

Titel: Ein orientalisches Maerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Brooks
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ermahnte sie sich. Außerdem – war es nicht schon eine Ewigkeit her, dass sie von London aus den nächsten Flieger nach Casablanca genommen hatte? Keine vier Stunden war sie unterwegs gewesen und fühlte sich doch bereits in eine faszinierend fremde Welt versetzt, die nur darauf zu warten schien, von ihr entdeckt zu werden.
    Also los. Entschlossen steuerte Kit jetzt aus dem Hotel hinaus auf die berühmte Küstenstraße Corniche. Nach der angenehmen Kühle in dem klimatisierten Gebäude traf sie die marokkanische Hitze allerdings wie ein Schlag. Irri tiert in die Sonne blinzelnd, die heiß vom kobaltblauen Himmel herunterbrannte, hielt sie Ausschau nach ihrem Mietwagen, einem kleinen Cabrio, das ein Angestellter des Hotels für sie geparkt hatte. Zum Glück musste sie nicht lange suchen, denn das leuchtende Rot ihres blitzblank geputzten Modells bot einen deutlichen Farbkontrast zu den typisch weiß getünchten Häusern, denen die größte Hafenstadt Nordafrikas ihren Namen verdankte – Casablanca. Weißes Haus.
    Normalerweise war Kit kein Mensch, der viel Zeit mit Sightseeing verbrachte. Was nicht heißen sollte, dass sie kein Auge für Farben, Ornamente und Ambiente hatte. Im Gegenteil. Vor genau achtzehn Monaten hatte sie zusammen mit Emma und David einen Laden für trendige Accessoires rund um Wohnen und Lebensart eröffnet.
    Zusammen mit David!
    Mit einem unterdrückten Fluch stieg Kit in ihren Wagen. Der Gedanke an ihren Ex sollte ihr nicht schon wieder die Stimmung verderben. Außerdem – wozu gab es Anwälte! Die würden die Sache mit der gemeinsamen Firma schon irgendwie regeln. Und hoffentlich so effektiv sein wie der Verkehrspolizist da auf der Kreuzung!, dachte sie grimmig, als sie ein energisches Pfeifen hörte und sah, wie der Ordnungshüter eine schier endlose Karawane Motorräder und hupender Autos konsequent an sich vorbei dirigierte.
    Immer noch innerlich fluchend, aber entschlossen, die traurigen Gedanken fürs Erste in den hintersten Winkel ihres Denkens zu verbannen, lenkte Kit ihren Wagen aus der Parklücke auf die quirlige Corniche mit ihren Cafés und Diskotheken und fuhr von dort die Küste entlang gen Süden, dicht vorbei an steil abfallenden Klippen. Die Panoramablicke auf die tosenden Gischtfontänen des Atlantiks, die sich ihr dabei immer wieder boten, waren bereits wie Balsam für ihr Gemüt. Dann, nach einigen Stunden Autofahrt, entdeckte sie auf einem lang gestreckten Felsen am Meer einen mächtigen Schutzwall, bewehrt mit Türmen, Zinnen und Schießscharten. Und nun ging ihr vollends das Herz auf. Der Hotelmanager hatte wirklich nicht zu viel versprochen. Allein dieser Anblick der einstigen Piratenbastion Essaouira, die dort wie eine Fata Morgana zwischen Himmel und Wasser erschien, war den weiten Ausflug allemal wert.
    Eilig suchte Kit nach einem Parkplatz und schlenderte bald darauf zu Fuß durch die Gassen der Medina, der Altstadt. Ein leichter heißer Wind war aufgekommen und zerrte an den farbenfrohen langen Gewändern der zahllosen Menschen, die sich an ihr vorbeischlängelten. Der Geruch von gebratenen Sardinen und Gambas erfüllte die Luft, von irgendwoher erklang der Rhythmus afrikanischer Trommeln, während Kit staunend immer wieder neue Ansichten hinter versteckten Torbögen entdeckte. Gedankenverloren lenkte sie ihre Schritte von einem belebten, sonnenbestrahlten Platz in eine schattige Nebenstraße. Irgendwo sollten die Römer hier in der Antike kostbaren Purpursaft aus Schnecken gewonnen haben – um damit die Seide für ihre Gewänder einzufärben, wie der Hotelmanager ihr erzählt hatte.
    Zuerst konnte Kit nichts sehen und blinzelte, um sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen. Ein wenig mulmig war ihr auch. Vorhin, inmitten der vielen Menschen hatte sie sich deutlich wohler gefühlt als an diesem Ort, der nicht nur kühler, sondern auch einsamer war.
    Und dann hörte sie Schritte hinter sich. Ganz deutlich. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Die Schritte kamen immer näher. Kit überlegte gerade, ob es nicht besser wäre, die Gasse schnell wieder zu verlassen, als sie einen kräftigen Schlag auf den Kopf bekam. Sie taumelte … spürte noch einen stechenden Schmerz und dass ihr jemand ihre Tasche von der Schulter riss, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    Das Erste, was Kit wahrnahm, als sie aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war ihr Schädel, in dem ein Presslufthammer zu pochen schien. Ihre Arme und Beine fühlten sich wie mit Blei gefüllt an. Und

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