Historical Saison Band 16 (German Edition)
1. KAPITEL
B eldon Stratten, der vierte Baron Pendennys, war in einer wichtigen Angelegenheit unterwegs: Er hielt Brautschau auf dem Ball der Fitzsimmons.
Da er einen guten Ruf hatte und ein gewisses Vermögen besaß, sollte einer standesgemäßen Heirat nichts im Wege stehen. Er schaute sich um und betrachtete die anwesenden Debütantinnen. Eine von ihnen würde er bis zum Ende der Saison zur Seinen gemacht haben.
Vielleicht die süße Miss Canby mit ihrer recht bescheidenen Mitgift, aber einer tadellosen Erziehung. Vielleicht aber auch Miss Ellsworthy, die Enkelin eines Viscounts, deren finanzielle Ausstattung ihren Mangel an Liebreiz sicher wettmachen könnte. Oder die elegante Elizabeth Smithbridge, eine kühle Schönheit, die ein Vermögen von zwanzigtausend Pfund besaß … Beldon korrigierte sich. Nein. Nicht Miss Smithbridge, sie war zu kalt. Ein Mann musste Grundsätze haben. Es ging schließlich nicht nur um Geld.
Oh nein, hat mir Miss Canby gerade wirklich zugezwinkert? Sie tanzte mit dem jungen Erben einer Grafschaft an ihm vorbei. Offenbar versuchte sie, so viele Kohlen wie möglich im Feuer zu haben. Ja, sie hat mir definitiv zugezwinkert …
Er griff sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorübereilenden Kellners und prostete sich selbst zu.
Willkommen zur Ballsaison in London!
Willkommen zu einer Welt voller Möglichkeiten!
Vier Monate lang hatte er nun Zeit, um abzuwägen, ob es sich lohnen würde, zu heiraten. Aber da er kein junger Dummkopf war, wusste er, dass die Frauen im heiratsfähigen Alter ihn genauso sorgfältig anschauen und prüfen würden, wie er es mit ihnen täte.
Als er den ersten Schluck von seinem Champagner nahm, schwebte Lady Eleanor Braithmore – die Tochter eines Earl und damit die begehrenswerteste Erbin der Saison – in einem üppigen Kleid aus weißer Spitze und rosafarbenen Stickereien an ihm vorbei. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass er um diese junge Frau werben sollte. Sie war wohlhabend, jung und schön. Eleanor hatte alles, was sich ein Gentleman nur wünschen konnte.
Bis sein Blick weiterwanderte und er sie sah.
Ihren Rücken, um genau zu sein.
Und sie war nicht Eleanor Braithmore.
Er wusste überhaupt nicht, wer sie war, nur dass ihr Anblick ihm den Atem raubte.
Zwar sah er nur ihren Rücken, aber schon der war außerordentlich bemerkenswert. Im Stillen bedankte er sich bei den Modeschöpfern, die in dieser Saison tief ausgeschnittene Kleider vorschrieben, welche einen beinahe unanständigen Blick auf die Rücken der Frauen und ihre wohlgeformten Schultern erlaubten.
Der Frau, die er gerade betrachtete, stand der neue Kleidungsstil ausgesprochen gut. Ihr rabenschwarzes Haar war hochgesteckt und mit Perlenschnüren durchwoben. Die Frisur ließ ihren Nacken und genug von ihrem Rücken frei, sodass er mehr als nur einen Anflug von Begierde in sich aufsteigen fühlte. Plötzlich war er sich ganz und gar klar darüber, wie sehr er sich nach der Erfüllung seiner sinnlichen Begierde sehnte. Wie es wohl wäre, eine solche Frau im Schlafgemach zu verwöhnen … Ihr bloßer Anblick beflügelte seine ohnehin schon lebhafte Fantasie.
Er schloss seine Augen einen Augenblick lang und stellte sich vor, wie seine Fingerspitzen diesen geraden, eleganten Rücken berührten. Sogar auf diese Entfernung schmerzten seine Finger bei dem Gedanken fast. Wie gern würde er ihre alabasterfarbene Haut streicheln, während er mit seinen Lippen ihre zarten Schultern liebkoste …
In Gedanken verführte er sie bei Kerzenlicht. Er würde sich ihr von hinten nähern, seine Hände sanft, aber fest auf die nackten Schultern legen und ihr das Kleid nach unten schieben, bis ihr gesamter Rücken bis zu ihrem wohlgerundeten Po entblößt wäre.
Nackt würde sie noch viel erotischer sein.
Ein Mann wusste so etwas instinktiv. Und ein kluger Mann würde diese Gedanken nun schleunigst aus seinem Kopf verbannen, dorthin, wo sie sein Urteilsvermögen nicht beeinflussen konnten.
Beldon war ein kluger Mann.
Für solche Fantasien gab es andere Zeiten und andere Orte. In der Vergangenheit hatte er sich oft ablenken lassen. Sein Besuch bei diesem Ball diente lediglich dazu, endlich eine Gattin zu finden, nicht, mit einer Fremden eine Affäre zu beginnen.
Deshalb atmete er tief durch und konzentrierte sich. Wer immer diese Frau auch sein mochte, sie stand nicht auf seiner Liste möglicher Kandidatinnen. Dafür gab es wahrscheinlich gute Gründe. Eine verführerische Frau
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