Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
des Zweifels, die spucken. Von Schlangen der Unsicherheit, die den Frauen eins auf die Fresse geben. Stehen sie da, feige, gedemütigt, erniedrigt im immer gleichen Gefecht, in der Hölle, nicht schlauer werdend. Verdienen sie nichts Besseres, als die Schlacht zu verlieren. Und jeden Morgen der gleiche Dreck vor dem Kleiderschrank. Das Hirn noch voller Träume von nackten Menschen, versuchen sie zu entscheiden, wie sie sich an diesem neuen Tag der Welt zeigen wollten. Versuchen zu wissen, noch mit ungeputzten Zähnen, ob das Wetter sich ändert, ob ihre Stimmung leger oder da-menhaft sein wird. Fragen, die sie noch nicht einmal am Abend beantworten können, verlangen am frühen Morgen nach stoffgewordenen Antworten. Das ist der wahre Schwachsinn. Da können sie doch nur verlieren, diese Frauen. Und das tun sie dann auch. Fast immer liegen sie mit ihrer Bekleidungswahl daneben. Schlacht verloren.
Wieder ein Tag umsonst gelebt.
Nichts entwürdigender, als mit einem Brustraus-und-Beinnackig-Kleid durch den Tag zu laufen und sich eigentlich nach weitem Sack zu fühlen. Die Blicke aller Menschen peitschen auf dem ungeschützten Frauenleib rum.
Die Frau fühlt sich billig, unwürdig, fett und häßlich. Fehlentscheidung.
Nichts peinlicher, als mit langem Arm und Beinkleid durch die plötzlich aufgetauchte Sonne zu laufen, zu transpi-rieren wie der Teufel, schlecht zu riechen, Make-up ver-schwitzt, verschwimmt in ihren Gesichtern. Fehlentscheidung. Schlacht verloren. Tag versaut.
Was beneiden diese Frauen dunkelhäutige Menschen.
Keine Ahnung ob die korrekt Neger oder Farbige oder Fritz heißen. Die Menschen halt, die sich irgendein Stück Stoff um den Bauch rollen und fertig. Beneiden auch wirklich schöne Menschen. Bei denen es völlig egal ist, was sie so anziehen. Weil sie schon morgens perfekt gestylt aufwachen. Beneiden sie Tiere, all diese Frauen. Tiere, die sich morgens die Zähne putzen, mal durch die Haare gehen und dann ist gut.
Frauen, all diese armen Frauen, die glauben, neue Sachen würden irgend etwas an ihrer Unfähigkeit, sich am Morgen für eine Anziehsache zu entscheiden, ändern. Nichts wird sich für sie ändern, niemals. Das ist die wahre Hölle, die Frauen durchleben müssen, bis sie irgendwann sterben und mit viel Glück als Mann oder Hund wiedergebo-ren werden. All die Millionen Frauen, die jeden Morgen das Haus verlassen, bei den ersten Schritten, den ersten Blicken spüren, daß sie komplett daneben aussehen, weil sie diesen verfluchten Rock tragen, die verdammte Hose, die widerliche Bluse. Einen Tag verschenken, mit schlechter Laune durch schlechtsitzende Trikotagen. Ihr Leben verschenken, dem Unwohlsein in den Rachen werfen. Sie tun mir noch nicht einmal mehr leid. Ich verschwende keine Kraft, sie zu verachten. Ich habe meinen Weg gefunden. Ich habe die Schlacht gegen den Kleiderschrank, gegen meine Minderwertigkeitsgefühle, gegen versaute Tage durch trikotale Fehlentscheidungen gewonnen. Es war einfach. Es ist einfach. Ich gehe nicht mehr aus dem Haus. Was soll ich draußen? Da sind Straßen, Autos und fremde Menschen. Lauter uninteressante Dinge. Ich muß nicht rausgehen. Ich muß mich nicht anziehen, um da mit-zumachen. Ich kann morgens einfach mein Nachthemd gegen einen Trainingsanzug tauschen, kann in der Dämmerung zum Bäcker schleichen und damit hat es sich, mit allem, was außerhalb meiner Wohnung liegt. Ich schlurfe durch meine abgedunkelten Zimmer, habe Pickel im Gesicht und fettiges Haar. Ich habe meine Kleider verbrannt, den Schrank auch. Im Schlafzimmer ist ein großer Haufen Asche. Die Wände geschwärzt. Insignien eines gewonne-nen Kampfes, der Feind klebt an der Decke. Ich weiß, daß immer mehr Frauen meinem Vorbild folgen werden. Die Straßen leer sein werden, bis auf ein paar mausgraue Männer, die herumirren werden und nach Frauen gucken.
Aber da sind keine mehr. Die sind zu Hause, in dunklen Wohnungen, in schmutzigen Trainingsanzügen. Sie liegen im Bett und gucken Fernsehen. Sie essen Pralinen. Und sie sind sehr, sehr glücklich.
RUTH trifft einen Mann
Ich hatte echt im Gefühl, daß heute was passiert. In der Nacht hab ich geträumt. Ich bin mit Philippe Noiret Fahr-rad gefahren. Sommer, durch ein Feld, mit dem typischen Sommer-durch-ein-Feld-Geruch. Philippe ist vom Rad gefallen. Ich hin zu ihm und seinen Kopf gehalten. Der Kopf lag dann in meinem Schoß, Philippe war schon noch dran, an dem Kopf, und wir fingen an zu küssen, und ich war so verliebt, in dem
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