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Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Mach mal Feuer, Kleine - Roman

Titel: Mach mal Feuer, Kleine - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Smaus
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|5| 1.
    Andrejkos Mutter, die schöne Mária, war dem Dezider Dunka aus der Zigeunersiedlung bei Vyšná Poljana versprochen. Beim
mangavipen
band der alte Laco Dunka ihre Hände mit einem Tuch zusammen und goss ihnen Schnaps in die hohle Hand, auf dass der eine von dem anderen trinke und ihm so die Treue verspreche, doch in der Nacht zeigte sich, dass Mária bereits empfangen hatte und ein neues Leben in sich trug.
    Dezider war ein rechtschaffener Mann und wollte die Familie nicht Spott und Schande aussetzen. Also beschloss er, erst seine Frau und dann sich selbst umzubringen. Er stand auf und ging in die Schenke von Poljana, um sich zu stärken, aber dort wollte man ihm nichts geben, erst wenn er seine Schulden beglichen habe, er stehe schon zu tief in der Kreide. Da vergaß Dezider den Schmerz, der ihn in die Schenke getrieben hatte, und sein feuriges Blut wallte auf. Nicht mal die Neige kriegt man geschenkt, diese verfluchten Gadsche, die beschissenen Arschlöcher, noch gestern haben sie aufgefüllt, und heute gibt es nichts mehr für den Zigeuner, schrie er, und im Handumdrehen war er mit seinen Brüdern Miro und Gejza wieder da, die drei stürmten herein und zertrümmerten alles, was ihnen zwischen die Finger kam, sogar die Fensterscheiben schlugen sie heraus, und der arme Wirt konnte froh sein, dass er durch die Hintertür entkam.
    |6| Aber die Dorfleute wollten ihre
paluša
, ihre Schenke, nicht kampflos hergeben, und schließlich gelang es ihnen, die Dunkas zu verjagen. Als die Brüder den armen Dezider zurück in die Siedlung schleppten, spuckte er Blut, erbrach sich immer wieder, sein geschundener, blutüberströmter Kopf hing kraftlos zur Seite. Und seine Augen, schwarz von Feuer, Ruß und getrocknetem Blut, sahen nur wenige Schritte entfernt eine Alte mit Kopftuch und klappernden Gebeinen ihnen hinterherhumpeln. Sie stützte sich auf eine rostige, scharf geschliffene Sense. Bei diesem schrecklichen Anblick verlor Dezider das Bewusstsein.
    Kaum jemand in der Siedlung hätte geglaubt, dass er jemals wieder auf die Beine kommen würde, aber Mária verband ihren Mann sorgfältig und wachte die ganze Nacht bei ihm, tröstete ihn, wenn er im Schlaf schrie, und legte ihm immer neue kalte Umschläge auf die glühende Stirn. Mária, auf ihre letzte Reise gefasst, trug ihr weißes Brautkleid, und als Dezider am nächsten Tag zu sich kam, sah er einen Engel in ihr. Auf einmal hatte er keine Kraft mehr, nach dem Messer zu greifen: Seine Seele brannte vor Schmerz. Mühsam erhob er sich und kniete dann lange vor der Wand, schlug mit dem Kopf dagegen, dass der Lehm abbröckelte, übergab sich und verfluchte die ganze beschissene Welt. Schließlich brach er in Tränen aus, und am nächsten Abend nahm er seine Frau zurück.
    Aber er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar. Sie gaben ihm den Namen Andrej, Andrejko.

|7| 2.
    Als Andrejko zur Welt kam, tauchten in der Kaschemme von Zboj Pferdehändler aus dem Osten auf, fragten, wie sie nach Poljana kämen, und erkundigten sich nach Dezider Dunka und den Fohlen, die er ihnen versprochen hatte. Am Nebentisch saß Juraj Bielčik, dem in dieser Nacht sein letztes Fohlen abhanden gekommen war, das beste, dem er je auf die Welt geholfen hatte. Juraj kippte seinen Wacholderschnaps hinunter und raste nach Poljana. Vor der Schenke stieß er sein röchelndes Moped in den Straßengraben und stürzte hinein. Er musste nicht lange bitten, alle Männer standen auf und wogen ihre Stöcke in den Händen, einer riss ein paar Zaunplanken heraus, ein anderer griff sich eine Forke aus einem Misthaufen, der nächste schnappte sich eine Axt und schon zogen sie gegen die Zigeuner los   … Bielčiks Fohlen fanden sie in der ganzen Siedlung nicht, Dezider auch nicht, also verdroschen sie wenigstens jeden, der ihnen in die Quere kam, ob groß oder klein, alt oder jung, ohne Erbarmen und bis aufs Blut, denn der Kelch ihrer Geduld war übergelaufen.
    Das reichte ihnen aber nicht. Wie sie zwischen den Hütten standen und das Blut noch in ihnen kochte, beschlossen sie, die Siedlung in Brand zu setzen. Da es in der Nacht zuvor geregnet hatte, war jeder Bretterverschlag, jeder Schuppen, jeder Holzstapel und jeder Müllhaufen mit Wasser vollgesogen, und das Feuer wollte nicht fangen.
    |8| Als sich ihr Rausch verflüchtigte, zogen die Männer wieder ins Dorf. Zurück blieben blutbespritzte Türen, wimmernde Verletzte im Schlamm und zwei Tote: der lahme Imro, der nicht hatte wegrennen können, und

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