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Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)

Titel: Ein Quantum Tod: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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teilgenommen.«
    »Darüber reden wir später«, entschied ich.
    »Der Punkt ist, das meiste davon wurde getan, um die Gäste quasi in den richtigen Zustand von Respekt und Ehrfurcht gegenüber den Kräften zu schocken, denen sie geschworen haben zu dienen. Es ist nicht genug, die Gesetze dieser Erde zu brechen, sie müssen in ihrem Herzen in allem sündigen, was sie tun, und es genießen. Alles ist erlaubt, jeder Schrecken wird ermutigt, und die Schwächeren unter sich zu begraben ist ihre Pflicht und ihre Freude. Hier ist kein Platz für Nichtüberzeugte oder Unentschlossene. Die Abscheulichkeiten, die hier angeboten werden, wurden absichtlich eingerichtet, um die Möchtegerne und die Heuchler auszusieben.«
    »Wahrscheinlich ist das gewöhnlich so«, überlegte ich. »Aber ich glaube, dass dieses Mal mehr dahintersteckt. Kannst du das nicht fühlen? In der Luft, in den Gesichtern, in den Gesprächen? Da kommt etwas auf uns zu, und alle machen sich in die Hosen vor Angst. Das geht über eine Falle hinaus. Da ist spürbar Böses in der Luft, ja, spirituelle Verdorbenheit. Wie Fingernägel, die an der Tafel meiner Seele kratzen. Das ist keine Party für Menschen, Molly, da ist etwas anderes hier, etwas aus der Hölle.«
    »Du glaubst doch nicht, dass sie etwas beschworen haben?«, sagte Molly. »Etwas aus der Hölle, nur für diese Versammlung? Nein ... Nein. Das hätte ich gefühlt. Ich bin sicher, dass ich das gespürt hätte.«
    »Aber du fühlst doch etwas, oder?«
    »Ja«, sagte sie. »Etwas Böses. Etwas, das ich kenne.«
    Wir beide unterbrachen uns, als ein weiterer Gast auf uns zukam. Groß, blass, mit einem harten Gesicht unter langen, glatten blonden Haaren und in ein apfelgrünes Cocktailkleid gehüllt, schenkte sie mir ein eisiges Lächeln und nickte Molly knapp zu. Sie sah so dünn aus, dass man hätte glauben können, eine frische Brise könne sie davonwehen, aber in ihren Augen und jeder ihrer Bewegungen brannte eine grimmige und nervöse Energie.
    »Ich bin Mutter Shipton«, sagte sie mit scharfer Stimme. Jedes Wort klang wie ein Peitschenhieb. »Ist natürlich nicht mein richtiger Name. Ich habe ihn gewählt. Namen haben Macht, alte Namen besonders. Ich dachte schon, dass ich Sie erkannt habe, Shaman. Wir haben uns bei Barrys Party vor ein paar Jahren gesehen. Und Sie – Sie müssen die berüchtigte Molly Metcalf sein. Ja. Niedlich. Bin froh, dass eine so wichtige Hexe wie Sie endlich den linken Pfad gefunden hat. Dieser Wicca-Quatsch war zum Scheitern verurteilt. Viel zu wischi-waschi. Bei Satan weiß man, woran man ist. Sie sind beide hier für das besondere Ereignis? Natürlich sind Sie das. Sind wir alle. Er wird uns endlich die Wahrheit sagen. Alles über das Große Opfer. Ich kann’s kaum erwarten. Er wird von dieser speziellen Kanzel dort sprechen.« Sie wies auf eine altmodische Kanzel aus Holz, die man auf seltsame Art und Weise in eine Nische der Grotte gequetscht hatte. Mutter Shipton lächelte glücklich. »Sie ist natürlich angemessen entweiht worden. Eigentlich haben wir sogar eine richtige Party draus gemacht. Die Mädels haben literweise Wasser getrunken und dann haben wir drübergepinkelt – und die Jungs haben dem Ganzen mit einer abgefahrenen Bukkake-Sitzung die Krone aufgesetzt.« Sie kicherte kurz. Ein knapper, unerfreulicher Ton. »Wenn diese Kanzel noch weiter entwürdigt werden sollte, würde sie wohl Schwefel bluten. Eine passende Umgebung für unseren speziellen Gast, um uns die letzte Phase des Großen Plans mitzuteilen.«
    »Wer ist dieser spezielle Gast?«, fragte ich.
    Sie sah mich an. »Das wissen Sie nicht?«
    »Ich hörte, wie mehrere Namen genannt wurden«, sagte ich vorsichtig. »Aber ich wurde schon einmal enttäuscht, also glaube ich erst, dass er es ist, wenn ich ihn sehe, und erst dann.«
    »Oh, da ist er schon«, unterbrach Molly. »Schau mal.«
    Die ganze Gesellschaft wurde still, als sich alle der entweihten Kanzel zuwandten, in die jetzt Roger Morgenstern kletterte. Ich hatte nicht gesehen, dass er gekommen war, und den Gesichtern der anderen nach zu urteilen, hatten sie es auch nicht. Roger trug einen blendend weißen Dreiteiler, auf dem frische Blutspuren zu sehen waren. Wie eine übergroße Rorschach-Karte aus der Hölle. Er gab sich keine Mühe mehr, seine dämonische Seite zu unterdrücken. Zwei enorme, gewundene Hörner ragten aus seiner Stirn, sein leichtes Lächeln enthüllte spitze Zähne und seine Augen leuchteten in einem trüben Karmesinrot.

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