Ein Quantum Tod: Roman (German Edition)
Eddie.«
»Nein wirklich, ich habe gehört, das ist wieder in.«
»Halt die Klappe, Eddie!«
»Bitte«, sagte ich. »Es heißt: ›Halt die Klappe, Shaman Bond‹, wenn’s dir nichts ausmacht. Ich habe hier eine geheime Identität, die ich aufrechterhalten muss.«
Isabella trat so nahe an mich heran, dass sie deutlich sprechen konnte, ohne ihre Stimme erheben zu müssen. »Und mein Name ist Felicity. Ich habe eine Verschwörungsagentin getötet und ihre Leiche beseitigt, damit ich ihre Einladung benutzen kann, um hereinzukommen. Wie seid ihr – nein, ich will’s nicht wissen. Im Moment denken alle, ich gehöre zu ihnen. Glücklicherweise bin ich noch nie so bekannt gewesen wie du, Molly. Keiner wird allzu überrascht sein, dich oder Shaman zu sehen, aber passt auf. Das ist ein größeres Treffen, als ich vermutete, und für Leute, die in der Hierarchie der Verschwörung ganz oben sind.«
Ich sah mich um. »Ich muss sagen, das ist wirklich nicht, was ich bei einem Satanistentreffen erwartet hätte. Ich meine, wo sind die ganzen Ziegen und die nackten Frauen, die auf Altären festgebunden sind?«
»Du bist herrlich altmodisch, Süßer!«, sagte Molly. »Versuch mal, mit der Zeit zu gehen. Das ist keine religiöse Zeremonie, das ist ein Kennenlernen, bei denen sich die Treuen mal endlich von Angesicht zu Angesicht sehen. Eine Gelegenheit, bei der die oberen Ränge einander kennenlernen und voreinander angeben können, wie toll sie alle sind. Etwas gutes Leben, ein paar Belohnungen, die sie alle bekommen werden, vielleicht ein paar inspirierende Reden und eventuell auch eine kleinere Berühmtheit aus den obersten Rängen. Aber keine Ziegen. Du hast wieder diese Horrorfilme von Hammer gesehen, oder?«
»Wir sollten uns trennen«, unterbrach Isabella. »Etwas herumspazieren, uns unters Volk mischen, mit Leuten reden. Mal sehen, was wir dabei rausfinden.«
Sie zog entschlossen von dannen und Molly lächelte mir kurz zu, bevor sie in eine andere Richtung davonschlenderte. Ich ging direkt zur Bar und bestellte ein Beck’s. Mit einer netten, kalten Flasche in meiner Hand und einem angenehmen Geschmack im Mund fühlte ich mich gleich besser. Der Barkeeper warf mir einen seltsamen Blick zu, als ich ihm meine Bestellung nannte, aber ich starrte ihn nieder. Ich mag nun einmal, was ich mag. Ich spazierte in der riesigen Grotte hin und her, nickte und lächelte alle Gesichter um mich herum an. Ein paar kannte ich, eine überraschend große Anzahl schien mich zu kennen. Immerhin hat Shaman Bond den Ruf, überall aufzutauchen.
Zuerst schien alles ganz normal. Nur eine weitere Party, mit teuer angezogenen Männern und Frauen, die herumstanden, an Drinks in teurem Kristall nippten und an teuren Snacks knabberten, die auf teuren Silbertabletts von unterbezahlten Kellnern im Smoking herumgereicht wurden. Aber dennoch. Etwas Ungewöhnliches umgab die Veranstaltung. Ich hielt einen der Kellner an, der sich höflich vor mir verbeugte.
»Sagen Sie«, begann ich. »Was können Sie denn empfehlen? Was mögen die Leute am liebsten?«
»Ah, Sir«, antwortete er hoheitsvoll. »Für unsere geehrten Gäste nur das Beste. Der beliebteste Drink heute Abend ist Menstruationsblut von besessenen Nonnen und die gefragtesten Delikatessen sind mild gewürzter Krebs, Babyherzen auf Kardamomsamen und eingelegte Augäpfel. Kann ich Ihnen vielleicht etwas –«
Ich schnitt ihm das Wort ab. »Danke, vielleicht später.«
Ich entließ ihn mit einem kurzen Wink meiner Hand, weil er das zu erwarten schien, und er trug sein Tablett mit satanistischen Hors d’Œuvre weiter durch die Menge. Es war ein schlagender Beweis dafür – wenn es denn noch einen gebraucht hatte –, dass einige Leute einfach alles essen, wenn man ihnen sagt, sie dürften es nicht. Und dass nichts wirklich notwendigerweise das war, was es allem Anschein nach war. Die teuer angezogenen Männer und Frauen waren nicht hier, um sich zu amüsieren. Obwohl sie alle diese leichte Arroganz zur Schau trugen, die von Gesundheit und Macht und Position herrührt, erfüllten sie den Raum mit stiller Verzweiflung und versuchten immer wieder aufs Neue, die wirklich wichtigen Leute von den Neulingen und Möchtegernen zu unterscheiden, sodass sie auf die Richtigen einen guten Eindruck und vielleicht sogar eine Bekanntschaft machen konnten. Das war keine Party, das war Überlebenskunst der Stärkeren. Eine überaus nervöse Person mit stechenden Augen und viel zu viel Make-up stellte sich
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