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Ein schicksalhafter Sommer

Ein schicksalhafter Sommer

Titel: Ein schicksalhafter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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weiß ja auch eine Menge. Er kommt schließlich viel rum, mehr als ihr hier auf eurem Hof. Und dass du es nur weißt, der Kofer Karl hat es ihm neulich beim Frühschoppen erzählt. Und der muss es ja schließlich wissen, sein Vater ist schließlich der größte Bauer in der Umgebung.“
    Karl Kofer war Katrins Ansicht nach genauso ein aufgeblasener Wichtigtuer wie Georg Winter, aber an dem, was er da gesagt hatte, war wohl was dran. „Ja, du hast wohl Recht“, sah sie sich deshalb auch gezwungen, zuzugeben. „Ich hab gehört, in so einer Fabrik sollen die Leute sogar noch etwas mehr verdienen, als wenn sie den ganzen Tag auf dem Feld schuften.“
    „Eben, und sie müssen sich von ihrem Dienstherrn nicht wie Leibeigene behandeln lassen. Du weißt doch selbst, dass, egal ob Knecht, Tagelöhner oder Wanderarbeiter, alle bestenfalls als eine Art Mittelstufe zwischen ihrer Herrschaft und dem Vieh gehalten werden. Außer bei uns hier, natürlich. Es sind nämlich nicht alle so lasch im Umgang mit ihren Angestellten, wie Papa es immer gewesen ist.“
    „Hat der Georg gesagt“, beendete Katrin den Satz.
    „Ganz genau.“
    Die Tür flog auf, und Luise rauschte ins Esszimmer. „So, Mädchen, habt ihr den Tisch fertig gedeckt? Dann muss jetzt nur noch der Papa kommen. Wo der nur schon wieder bleibt. Die Kartoffeln verkochen doch, und der Salat wird ganz matschig.“ Sie ging zum Fenster und schob die Gardine ein Stückchen zur Seite. „Ah, da hinten kommen sie.“ Luise richtete sich wieder auf. „Sofia, geh Oma holen, die hat sich vorhin etwas hingelegt. Katrin, du hilfst mir, das Essen aufzutragen.“ Luise ging strammen Schrittes wieder in die Küche, um die Kartoffeln abzuschütten.
     
    Sie hörten, wie die Männer sich draußen an der Pumpe wuschen und beeilten sich. Luise drückte Katrin gerade die Salatschüssel in die Hand, als die Küchentür sich öffnete. Hermann trocknete sich noch die Hände ab, als er lächelnd die Küche betrat.
    „Ah, Robert, da sind wir gerade pünktlich zum Essen“, sprach er zu der Person, die ihm folgte. „Luise, hier hab ich dir unseren neuen Arbeiter mitgebracht. Robert Kalter heißt er.“ Hermanns Lächeln war etwas zu breit, als er zur Seite trat, um seine Frau einen Blick auf besagte Person erhaschen zu lassen. Das Zurseitetreten wäre nicht nötig gewesen, denn Hermann reichte mit seinen 1,62 Metern seinem Begleiter gerade bis zum Kinn. „Robert, dies ist meine Frau und da hinten, das ist meine Tochter“, brachte er die Vorstellung hinter sich.
    Der Fremde nickte ihnen grüßend zu, als Hermann schon weiter sprach „Robert wollte schon alleine im Anbau essen, aber ich hab ihm gesagt, dass wir es hier immer so gehalten haben, dass unsere Arbeiter im Kreise der Familie essen.“
    Als seine Frau ihn nur anstarrte, hakte er nach. „Ist es nicht so, Luise?“
    „Was? Oh, ja, natürlich.“ Mit einem unsicheren Lächeln sah sie Kalter an. „Ja, so haben wir es hier immer gehalten“, brachte sie heraus, ehe ihr Blick unwillkürlich von Kalters Gesicht über seine zerlumpte Gestalt wanderte. Dann warf sie Katrin einen Blick zu.
    Katrin lächelte ihr ermutigend zu. Ihre Mutter war ganz offensichtlich sprachlos. Katrin konnte es ihr nicht verübeln. Das konnte doch nicht Papas Ernst sein. Der Mann war gekleidet wie ein Landstreicher und sah aus wie… Auch ihr fehlten die Worte. Doch Mutter war aus härterem Holz geschnitzt, denn sie riss sich zusammen und atemlos brachte sie die nächsten Wörter heraus.
    „Dann wollen wir jetzt essen.“ Sie schnappte sich die Schüssel mit den Kartoffeln und verschwand aus der Küche. Katrin machte, dass sie hinterher kam.
    „Ich kann euch sagen!“, murmelte Mutter Nessel mit einem Blick auf Sofia und Oma, als sie sich über den Tisch beugte und die Schüssel abstellte. Dann war sie auch schon wieder verschwunden, um das Fleisch zu holen.
    Sofia warf Katrin einen fragenden Blick zu, dann sahen beide zur Türe, durch die ihr Vater gerade das Zimmer betrat.
    „Mahlzeit zusammen.“ Hermann schritt zielstrebig zum Kopf der Tafel. „Hier hab ich unseren neuen Arbeiter, Robert Kalter. Robert, das ist meine Mutter und dies ist meine jüngere Tochter“, redete er in einem Schwall, ohne jemanden anzusehen. „So, da kannst du dich hinsetzen.“ Hermann deutete auf einen Stuhl und ließ sich dann erleichtert auf seinen Platz sinken.
    Robert Kalter nickte zur Begrüßung und Sofia schaffte es, den Gruß zu erwidern. Aus dem Augenwinkel sah

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