Ein Schritt ins Leere
über diese dumme Frau streiten! Ich kam, um dir eine Runde Golf vorzuschlagen. Wie steht’s damit?»
«Wird gemacht, Chef», erwiderte Bobby strahlend.
In bestem Einvernehmen machten sie sich auf den Weg, und fortan drehte sich ihre Unterhaltung um rein sportliche Dinge. Aber mitten im Spiel stieß Bobby plötzlich ein «Donnerwetter!» aus.
«Was gibt’s?»
«Mir ist was eingefallen, Frankie. Diese Caymans waren bei mir, um zu fragen, ob Alex Pritchard noch irgendetwas gesagt. habe, und ich verneinte es. Und jetzt entsinne ich mich, dass er doch noch etwas sagte.»
«Ein armseliges Gedächtnis hast du!»
«Es war kein Abschiedswort oder ein Auftrag, und wahrscheinlich habe ich deshalb nicht daran gedacht. Er sagte: ‹Warum haben sie nicht Evans geholt?›»
«Tatsächlich, Bobby? Das ist ja eine merkwürdige Frage für einen Sterbenden!» Frankie sah nachdenklich vor sich hin. «Trotzdem – etwas Wichtiges war es nicht. Brauchst dir also keine Vorwürfe zu machen, dass du es vergessen hattest.»
«Du meinst, es erübrigt sich, den Satz noch nachträglich den Caymans mitzuteilen?»
«Ich würde mir nicht die Mühe machen, ihnen deshalb zu schreiben. Es kann nicht wichtig sein.»
«Vermutlich hast du Recht.» Bobby wandte von neuem seine ganze Aufmerksamkeit dem Spiel zu.
Doch die Sache ließ ihm keine Ruhe. Abends, als er allein war, überlegte er hin und her. Frankies Standpunkt war bestimmt richtig und vernünftig; indessen blieb die Tatsache bestehen, dass er den Hinterbliebenen des Verunglückten ungewollt eine falsche Darstellung gegeben hatte. Und so albern und läppisch der Satz auch klang – er musste ihn einfach loswerden.
Schließlich nahm er einen Briefbogen und schrieb an Mr Cayman:
Sehr geehrter Herr!
Ich habe mich eben erinnert, dass Ihr Schwager doch noch etwas sagte, bevor er starb. Die genauen Worte lauteten: « Warum h a ben sie nicht Evans geholt? » Entschuldigen Sie, dass ich es nicht schon heute Vormittag erwähnte, aber ich maß seinerzeit den Worten keinerlei Bedeutung bei, und vermutlich waren sie mir deshalb ganz entfallen.
Ergebenst
Robert Jones
Zwei Tage später erhielt er eine Antwort:
Lieber Mr Jones!
Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Brief vom 6. und Ihr Pflich t bewusstsein, das Sie bewog, uns die letzten Worte meines armen Schwagers trotz ihrer Nichtigkeit gewissenhaft mitzuteilen. Meine Frau hatte gehofft, dass ihr Bruder mit einem Wort für sie g e storben sei. Mit einem Abschiedsgruß – verstehen Sie? Trotzdem nochmals herzlichen Dank.
Ihr ergebener
Leo Cayman
Ärgerlich warf Bobby Jones den Brief in den Papierkorb.
6
A m folgenden Morgen erhielt er ein Schreiben ganz anderer Art. Badger Beadon hatte es verfasst – in einer Handschrift, die dem teuren Gymnasium, das er besucht hatte, wenig Ehre machte.
Guter, alter Freund! Alles läuft bestens! Gestern habe ich fünf Wagen gekauft. Einen Austin, zwei Morris und zwei Rovers. Sie wollen zwar gegenwärtig nicht richtig laufen, doch ich denke, dass wir beide sie schon wieder hinkriegen werden… Zum K u ckuck, ein Wagen ist schließlich ein Wagen! Wer ihn mietet, kann nicht mehr verlangen, als dass er ohne Panne auf der Lan d straße wieder heimkommt. Ich habe vor, unseren Laden Montag in acht Tagen zu eröffnen, und rechne mit dir. Du wirst mich nicht im Stich lassen, wie?
Tante Mary war eine Perle! Ich habe früher mal das Fenster ihres Nachbarn, eines alten Junggesellen, der sich roh gegen ihre Katzen benahm, eingeschlagen, und das hat sie so gefreut, dass sie mir zu Weihnachten alljährlich fünf Pfund schickte – und nun gar das! Wir werden Erfolg haben, Junge, todsicher! Ein Wagen ist schließlich ein Wagen. Pinsle ihn nur hübsch an – das genügt den meisten Dummköpfen. Was verstehen die schon vom Getriebe? Also Montag in acht Tagen. Vergiss es nicht!
Dein getreuer Badger
Nach der Lektüre dieses Briefes teilte Bobby seinem Vater mit, dass er in einer Woche eine Stellung antreten würde. Die Beschreibung dieser Stellung begeisterte den Pfarrer nicht im Mindesten, denn er kannte Badger Beadon und seine zahlreichen, wenig erfolgreichen Unternehmungen. Aus diesem Grund darf man ihm nicht verübeln, wenn er Bobby eine lange Vorlesung über die Zweckmäßigkeit hielt, nicht die geringste Bürgschaft, Verpflichtung oder Verantwortung zu übernehmen. Da der würdige Pfarrer von Marchbolt aber keine Autorität in finanziellen oder geschäftlichen Dingen war, fiel
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