Ein Schuss Liebe kann nicht schaden
Hope war mittlerweile ziemlich verwirrt. Herr, ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Vielleicht ist das doch nicht der Ort, an dem du mich haben willst. „Das heißt, Sie haben schon eine Haushälterin.“
Die Frau versuchte zu lächeln, scheiterte aber kläglich. „Jakob ist mein Bruder.“
„Sie haben vorhin doch mit einem Kind im Haus gesprochen. Wie viele Kinder haben Sie denn zusammen?“
„Das hier –“ Mrs Erickson schluckte. „Das hier ist mein erstes.“
„Dann werden wir beten, dass alles ganz leicht und glatt geht, und dass das Baby gesund und kräftig ist.“ Hope nickte und wandte sich dann an den Farmer. Jetzt ist er dran, mir von seiner Familie zu erzählen.
Eisregen wäre warm im Vergleich zu seinem frostigen Blick. „Was wollen Sie, Mrs Ladley?“
„ Miss Ladley! Ich gehe überall hin, wo Gott mich hinschickt.“ Sie zeigte mit ihrem ausgestreckten Arm über die reifen Felder. „Die Ernte fängt bald an. Ich will nicht angeben, aber ich bin eine ziemlich gute Köchin. Sie können doch sicher meine Hilfe gebrauchen, wenn Ihre Erntehelfer hier einfallen.“
„Wir hatten gerade beschlossen, zwei Töchter der Familie Richardson anzustellen.“ Mrs Erickson klang nicht wirklich überzeugt.
Mr Stauffer murmelte etwas von dem geringeren Übel.
„Wissen Sie was? Sie kennen mich ja noch gar nicht. Sie sollten mich also auch nicht einfach so anstellen, ohne zu wissen, ob ich auch wirklich kochen kann. Sagen Sie mir also, wie viele hier bei Ihnen heute Abend essen, auf was Sie Hunger haben und wann das Essen fertig sein soll.“
Der Farmer fuhr sich mit der Hand durch seine erdbraunen Haare, doch man konnte immer noch den Abdruck sehen, den sein Hut hinterlassen hatte. Sein grimmiger Gesichtsausdruck veränderte sich nicht im Geringsten, als er mit seinem Kinn auf seine Schwester deutete.
Er überlässt ihr die Entscheidung, er muss Witwer sein. Hope zog den Stapel Briefe aus ihrer Schürzentasche und gab sie Mrs Erickson. „Empfehlungsschreiben von anderen Farmern. Manche Leute mögen so was, bevor sie entscheiden, ob sie mich behalten wollen.“
Unsicher schaute Mrs Erickson auf den Stapel Briefe in ihrer Hand. „Ich denke, vielleicht könnten wir es ja versuchen, Jakob.“
„Schön. Ich schaffe meinen Esel und den Karren nur schnell aus dem Weg. Mr Stauffer, haben Sie auf was ganz Bestimmtes Hunger oder gibt es etwas, das ganz dringend erledigt werden muss?“
Er schüttelte den Kopf und ging die Veranda hinauf. An der Tür blieb er stehen und sah auf seine dreckigen Stiefel. „Emmy-Lou“, rief er, bevor er die Tür öffnete und sich hinhockte.
Ein kleines Mädchen warf sich in seine Arme. „Papa! Darf ich mit dir wieder zu den kleinen Ferkeln?“
„Nein.“ Seine starken Arme zogen das Mädchen liebevoll an sich.
Hopes Herz machte einen kleinen Sprung. Ein Mann, der seine eigenen Sorgen für kurze Zeit vergessen konnte, um sich mit seinem Kind zu beschäftigen – so einen Mann musste man bewundern.
Er küsste seine Tochter auf die Stirn. „Milky hat sich heute versteckt und ihre Kleinen bekommen.“
„Wirklich?“ Emmy-Lou entzog sich seinen Armen. „Ich will sie sehen! Wie viele sind es?“
„Du bist jetzt ein braves Mädchen, dann zeige ich dir die Kleinen nach dem Abendessen.“
„Wie viele sind es, Papa?“
Mr Stauffer stellte sich wieder hin. „Das ist noch ein Geheimnis. Aber später kannst du dann ja mit mir kommen und sie selbst zählen.“
„Es ist immer gut, wenn man sich auf etwas freuen kann.“ Hope lächelte das Mädchen an. Sie hatte die blauen Augen ihres Vaters, aber statt des eisigen Ausdrucks schimmerten sie fröhlich und unschuldig. Hope blinzelte ihr zu. „Ist Milky nun ein Hund oder eine Katze?“
„Eine Katze.“ Emmy-Lou zupfte ihren Vater am Hosenbein. „Papa, kann diese Frau da Kekse backen?“
„Aber sicher. Gibt es welche, die du besonders gern magst?“
Das Mädchen nickte, und dabei hüpften ihre Locken hoch und runter. „Ganz große!“
Ein Lächeln huschte über Mr Stauffers Gesicht, verschwand aber sofort wieder. „Miss Ladley, binden Sie Ihren Maulesel an den Baum dort drüben. Schatten gibt es bei uns leider nicht viel.“
Hope stapfte zu Hattie zurück. Mr Stauffer war vielleicht etwas ruppig, aber er mochte Kinder und Tiere. Und auch seine Schwester. Wenn so viele Dinge für ihn sprachen, dann war er wohl ein guter Mann. Ein rotes Tuch hing lose um seinen Hals, und ein blaues Tuch hatte aus seiner
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