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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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kennenzulerneri.
    Sie neigte den Kopf und sagte
mit einer weichen Stimme, die schön geklungen hätte, wenn ihre Eintönigkeit
nicht verraten hätte, daß sie an etwas anderes dachte: »Guten Tag, Mr. Lam.«
    Ihre dunklen Augen blitzten
auf, als sie die Mappe und das Bild sahen, das Dona gerade in die Hand genommen
hatte.
    »Schon wieder bei diesem
Unsinn?« fragte sie ungehalten.
    Dona lachte und sagte: »Ich
plage mich weiter damit, Mutter.«
    Mrs. Graftons Antwort war
voller Mißachtung: »Damit kann man kein Geld verdienen. Du arbeitest und
arbeitest, und was kommt dabei heraus? Nichts!«
    Lächelnd überging Dona diese
offensichtlich alte Streitfrage.
    Mrs. Grafton nahm Platz,
blickte mich mißtrauisch prüfend an und sah dann auf Dona. Ihre dunklen, recht
gierigen Augen — in ihrer Jugend waren sie gewiß oft als romantisch bezeichnet
worden — schienen die Fähigkeit zu haben, alles mit einem Blick zu erfassen.
    »Woher hast du das Konfekt?«
    »Es kam mit der Post. Ich habe
es noch nicht versucht. Der Briefträger brachte es gleich nach dem Frühstück.«
    »Du solltest mehr ans Heiraten
denken«, sagte die Mutter, nahm den Deckel von der Schachtel ab, betrachtete
den Inhalt und wandte sich mir zu.
    Jetzt waren ihre Blicke mehr
abschätzend als feindselig, und mit einladendem Ton fragte sie: »Möchten Sie
eine Praline, Mr. Lam?«
    »Nicht so früh am Tage, danke
vielmals.«
    Mrs. Grafton wählte behutsam,
nahm eins und biß hinein. Sie schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich
aber und aß den Rest des Konfektstückes, griff nach einem zweiten und sagte
schließlich in abfälligem Ton: »Diese Polizei!«
    »Was ist denn, Mutter?« fragte
Dona, während sie die Mappe zurück in den Wandschrank legte und die Tür
sorgfältig abschloß.
    »Das sind alles Narren«, sagte
Mrs. Grafton und genehmigte sich ein drittes Stück aus der Schachtel. »Hast du
meinen Brief bekommen, Dona?«
    »Ja.«
    »Dann wußtest du also, daß ich
komme.«
    »Ja.«
    Mrs. Grafton blickte mich
ziemlich herausfordernd an.
    »Nun, ich muß wohl gehen«,
sagte ich. »Ich möchte Sie gern einmal wiedersehen, Miss Grafton, wenn ich
darf. Gewissermaßen, um auf dem laufenden zu bleiben.«
    »Für welche Zeitung arbeiten
Sie?« fragte Dona.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
bin nicht bei der Presse. Es ist etwas anderes. Ich bin... ich interessiere
mich für den Fall.«
    »Wofür interessieren Sie sich?«
fragte Mrs. Grafton.
    »Für Krähen«, sagte ich und
lächelte.
    »Und ich dachte, sie seien
Reporter«, sagte Dona.
    »Nein, ich bin kein Reporter.«
    »Reporter?« rief die Mutter
aus. »Hast du nicht mehr Verstand, Dona, als mit jedem dahergelaufenen Reporter
zu tratschen? Du bist zu naiv für den Umgang mit diesen Leuten. Du kannst dich
nicht mit jedem, der Fragen an dich richtet, unterhalten. Du scheinst nie zu
begreifen, wie gefährlich das werden kann.«
    »Aber Mutter, er sagte doch
eben, daß er gar kein Reporter ist.«
    »Nun, was ist er denn?«
    »Ich...« Dona brach ab,
lächelte mich verwirrt an und sagte: »Würden Sie bitte selbst darauf antworten,
Mr. Lam?«
    »Ja, sehen Sie, ich
interessiere mich für...«, begann ich.
    Mrs. Graftons Gesicht verzerrte
sich plötzlich. »Dona, was ist mit dem Konfekt?«
    »Warum, Mutter, was ist dir
denn?«
    »Das letzte Stück schmeckte...«
Wieder verzerrte sich ihr Gesicht krampfhaft. Ihre Augen quollen vor Wut und
Angst: »Du hast mich vergiftet«, schrie sie.
    »Mutter, was hast du nur?«
fragte Dona ängstlich.
    Mrs. Grafton überschüttete sie
mit einer Flut spanischer Flüche und Anschuldigungen.
    Dona war vor Entsetzen bleich
geworden. Dann schrie die Mutter auf englisch: »Und jetzt willst du auch mich
töten.«
    Sie machte eine schnelle
Handbewegung, und als ich etwas blinken sah, ergriff ich blitzschnell ihren
Arm, der gerade ausholte, um ein Messer zu werfen. Ich verfehlte zwar ihre
Hand, packte sie aber am Arm, und das Messer fiel schwunglos zu Boden.
    Noch einmal ließ sie eine
spanische Schimpfkanonade los, versuchte ins Badezimmer zu laufen, brach jedoch
zusammen und übergab sich.
    Ich hatte nicht bemerkt, daß
Inspektor Buda hereingekommen war. Ich erinnere mich nur, daß uns jemand half,
als das Mädchen und ich versuchten, die Mutter ins Schlafzimmer zu bringen. Ich
sah auf und erkannte Sam Buda.
    »Was ist denn mit ihr los?«
fragte er mich mißtrauisch.
    »Sie glaubt, sie sei vergiftet
worden.«
    Buda sah die Bonbonniere. »Mit
dem Konfekt?«
    »Ja«, antwortete

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