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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gerade erst an, glauben die Leute,
sie könnten künstlerisches Schaffen mit einem Butterbrot honorieren. Bei
Anfängern sind sie auch wählerisch und kritisch. Hat man dagegen erst mal einen
Namen, ist vom eigenen Urteilsvermögen der Käufer nichts mehr zu spüren, und
sie schwärmen dann für Bilder, die sie bei einem unbekannten Künstler in Grund
und Boden reden würden.«
    »Das muß deprimierend wirken.«
    »Ach, ich weiß nicht. Natürlich
gibt es Tage, die von niedergedrückter Stimmung beschattet sind. Aber das ist
nun einmal so. Und wenn man im Leben weiterkommen will, muß man lernen, sich
mit Realitäten abzufinden. Sich selbst etwas vorzugaukeln, hilft nicht weiter...«
    »Sie wollten mir doch Ihre
anderen Bilder auch noch zeigen?«
    »Oh, entschuldigen Sie bitte,
daß ich das vergaß.«
    »So habe ich es nicht gemeint.
Ich will durchaus nicht drängen, denn ich höre Ihnen gern zu. Mir ist doch eine
Aufgabe gestellt worden, und Sie tragen dazu bei, daß ich sie erfüllen kann.
Eine andere Frage: Sprechen Sie spanisch?«
    »Ja, wie meine Muttersprache.
Als Kind hatte ich zahlreiche Freunde, die nur spanisch sprachen, und meine
Mutter hat viele spanische Bekannte. Ich lernte Englisch und Spanisch
gleichzeitig.«
    »Haben Sie das Smaragdkollier
gesehen, das in den Zeitungen abgebildet war?«
    »Ja. Ich habe alles gelesen,
was über Mr. Camerons Tod in den Zeitungen stand. Glauben Sie, daß er auf den
Mörder geschossen hat?«
    »Das ist schwer zu sagen.
Kannten Sie das Smaragdkollier?«
    »Nein.«
    »Aber Mr. Cameron muß es schon
einige Monate besessen haben. Glauben Sie, daß er die Absicht hatte, es zu
verschenken?«
    »Vielleicht, aber woher soll
ich das wissen?«
    »Interessierte er sich für
Schmuck?«
    »Ich glaube nicht. Aber er war
ein sonderbarer Mann. Zeitweilig war er geradezu verblüffend. Er interessierte
sich für sehr vieles. War er mit jemandem zusammen, so nahm er regen Anteil an
Dingen, die diese Person speziell interessierten. Niemals drängte er anderen
Menschen seinen eigenen Standpunkt auf.«
    »Und wie ist es mit Sharples?«
    »Er ist eine ganz andere Natur,
aber ihn kann ich nicht so gut beurteilen. Meine Mutter kennt ihn entschieden
besser als ich.«
    »Mögen Sie ihn nicht?«
    »Das möchte ich nicht sagen.«
    »Nun, wie ist es?«
    »Müssen Sie danach fragen?«
    »Es kam mir nur so in den Kopf.«
    »Er ist ein gescheiter Mann.
Ich glaube nicht, daß er sich intensiv seinen Freunden widmet, wie Mr. Cameron
es tut... es tat. Mr. Sharples beschäftigt sich mehr mit seinen eigenen
Angelegenheiten, und mir scheint, daß er sehr viele im Auge behalten muß.«
    »Meinen Sie Liebesaffären?«
    Sie lachte. »Sind nicht alle
Männer so?«
    »Das könnte ich nicht sagen.«
    »Ich glaube schon.«
    »War Cameron so?«
    »Lieber Himmel, nein.«
    »Da haben sie’s. Manche Männer
sind anders.«
    »Mr. Cameron war anders. Er war
freundlich und aufmerksam und nie aufdringlich. Manchmal legte er mir den Arm
um die Schulter, und ich hatte es gern, wenn er das tat. Es war
freundschaftlich und aufmunternd gemeint, es war keine plumpe Zudringlichkeit.«
    »Mochte Mr. Cameron Shirley
Bruce ebenso gern wie Sharples?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben Sie gar keine Ahnung?«
    »Ich kenne Shirley zu wenig.«
    »Aber Sie wissen doch über
Sharples gut Bescheid... oder?«
    »Nicht sehr gut, und ich glaube
nicht, daß ich oft mit ihm über Shirley gesprochen habe. Er betrachtet sie
gewissermaßen als seinen Schützling. Ich nehme an, daß er aus diesem Grunde ihr
besonders nahesteht. Aber wir kommen immer mehr von unserem Ausgangsthema ab.
Mir scheint, Sie sind darauf spezialisiert, Leute geschickt dazu zu verleiten,
über das zu reden, was Sie von Ihnen gern hören wollen. Es ist nicht gerade
meine Stärke, darüber zu wachen, wovon ich rede. Also wenden wir uns wieder
Pancho und meinen Bildern zu... Mögen Sie gern Konfekt? Ich mache mir nicht
viel daraus, aber irgend jemand hat mir eine Packung geschickt.«
    Plötzlich wurde die Türklinke
heruntergedrückt, und ohne anzuklopfen trat eine etwas hagere Frau mittleren
Alters, mit dunklen, ausdrucksvollen Augen über hohen Backenknochen, in das
Zimmer. Ihre Haut schimmerte in einem matten Olivton. Sie zeigte eine etwas
stolze Miene, zu der ihre kurze, aufgestülpte Nase schlecht paßte.
    »Guten Tag, Mutter«, sagte
Dona.
    Die Frau sah mich forschend an.
    »Darf
ich dir Mr. Lam vorstellen, M utter?«
    Ich versicherte ihr, wie sehr
ich mich freue, sie

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