Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
ich.
    »Haben Sie Senf?« fragte er
Dona.
    »Ja.«
    »Machen Sie sofort Senfwasser,
aber warm, und flößen Sie ihr soviel wie möglich davon ein. Wo steht Ihr
Telefon?«
    »Ich habe keins. Ich darf
gelegentlich bei meiner Wirtin im Vorderhaus telefonieren.«
    Buda verschwand und ließ mich
und Dona mit der kranken Frau allein. Das Mädchen bereitete heißes Senfwasser
vor. Die Mutter stöhnte, wimmerte und ächzte. Mir schienen Stunden zu vergehen,
während wir versuchten, ihr das heiße Senfwasser einzuflößen, und sie dann
stützten, während sie von der Übelkeit, die darauf folgte, geschüttelt wurde.
    Nach einer Weile ließen ihre
Krämpfe nach. Ich ging in das Wohnzimmer und ließ Dona bei ihrer Mutter zurück.
Ich sah mich nach dem Messer um: es stak mit der Spitze im Boden, aber es war
nicht das gleiche Messer, das Juanita werfen wollte, denn das war ein
bedrohlich aussehender Dolch mit einem Heft aus Onyx gewesen. Das Messer, das
jetzt im Boden steckte, war ein gewöhnliches Küchenmesser mit einem Holzgriff
und hatte ein paar Farbflecke auf der Klinge.
    Ich rührte es nicht an.
    Dann rief Dona. Ihre Mutter
hatte einen hysterischen Anfall, schlug um sich und schrie. Ich ging in das
Schlafzimmer und half Dona, die Mutter festzuhalten.
    Die Sirene des Polizeiwagens,
die Alarmglocke des Krankenwagens, weißgekleidete Männer und Buda, der schnell
kurzgefaßte Anweisungen gab, kamen mir kaum zum Bewußtsein. Ein Arzt stieß mich
zur Seite, und das nächste, woran ich mich erinnerte, war, daß ich im Hof mit
ein paar Polizisten vor dem Streifenwagen stand und Inspektor Buda seine Blicke
in meine Augen bohrte.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«
forschte er.
    »Ich interessierte mich für die
Krähe.«
    »Und warum?«
    »Ich interessierte mich eben
dafür.«
    »Wer ist die Frau?«
    »Ihre Mutter.«
    »Haben Sie gesehen, wie sie das
Konfekt aß?«
    Ich nickte nur.
    »Wieviel?«
    »Drei oder vier Stück.«
    »Wann ungefähr wurde ihr
schlecht, nachdem sie das Zeug gegessen hatte?«
    »Beinahe sofort.«
    »Könnte Zyankali sein«, sagte
Buda. »Bleiben Sie hier, Lam. Ich muß später noch mit Ihnen reden. Kommt mit,
Jungs, wollen mal sehen, was mit dem Konfekt los ist.«
    Die Polizisten gingen in das
Haus. Zwei Sanitäter trugen auf einer Bahre Mrs. Grafton heraus. Sie luden sie
in den Krankenwagen, und danach hörte ich die Sirene und die Alarmglocke.
    Eine Frau aus dem Vorderhaus
sah zu. Sie schien ihre Neugierde verbergen zu wollen. Immer, wenn sie bemerkt
hatte, daß ich sie beobachtete, wandte sie hastig ihr Gesicht ab, verließ
sofort das Fenster und beschäftigte sich eifrig mit anderen Dingen. Aber gleich
darauf konnte ich ihr Gesicht wieder an einem anderen Fenster sehen.
    Ich ging zum Holzschuppen
hinter dem Kistendeckelhaus. Niemand zeigte für mich Interesse.
    Pancho war nicht in seinem
Käfig.
    Ich kletterte über das
verstaubte Holz, blieb dabei mit dem Fuß am Griff eines alten Koffers hängen
und begann, den Käfig zu durchsuchen. Im Hintergrund war mit Ästchen und
Zweigen, die lose und kreisförmig aufgehäuft waren, ein Teil des Käfigs
abgegrenzt. Mit der Hand gelang es mir, dieses Nest zu erreichen, und ich
begann, darin herumzufingern. Ich spürte mit den Fingerspitzen einen harten,
glatten Gegenstand, klemmte ihn zwischen Zeige- und Mittelfinger und zog ihn
mühevoll und vorsichtig heraus.
    Selbst in dem trüben Licht des
Schuppens leuchtete er in einem tiefen magischen Grün, das das Auge hypnotisch
bannte.
    Ich steckte ihn in die Tasche
und griff wieder in das Nest. Aber ich fand weiter nichts und wollte die Suche
schon aufgeben, als ich in einer anderen Ecke des Käfigs einen kleinen Haufen
kieselartiger Steine entdeckte. Als ich sie in Händen hielt, erwiesen sie sich
als vier weitere große Smaragde von ebenso schöner und tiefer Farbe wie der
erste.
    Nun vergewisserte ich mich, daß
nicht noch mehr Smaragde in dem Käfig waren, und verließ dann den Schuppen.
    Nachdem ich noch fünf oder zehn
Minuten herumgestanden hatte trat Inspektor Buda aus dem Haus. Forsch kam er
auf mich zu und fragte: »Was war mit dem Konfekt, Lam?«
    »Sie aß davon.«
    »Ich weiß, ich weiß. Wo hatte
das Mädchen es her?«
    »Ich bin hier selbst fremd,
woher soll ich das wissen?«
    »Aber das verfluchte Konfekt
ist hier nicht fabriziert worden.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Hat Ihnen jemand davon
angeboten?«
    »Ja.«
    »Wer?«
    »Die Mutter.«
    »Aber das Konfekt war schon im
Haus, als Sie auf der

Weitere Kostenlose Bücher