Ein schwarzer Vogel
mitgebracht.«
»Nein«, sagte Buda. »Das
Mädchen gibt zu, daß das Messer auf dem Tisch lag. Es ist ihr Messer.«
»Nun, dann haben Sie’s ja«,
sagte ich.
Buda wurde wütend. »Was, zum
Teufel, habe ich?«
»Wissen Sie das nicht?«
Die Frage gefiel ihm nicht, und
er drückte sich um die Antwort, indem er sagte: »In ein paar Stunden werden wir
mehr über das Konfekt wissen. Vielleicht sprechen wir uns dann wieder.«
»Jederzeit«, sagte ich, ging
dann an dem Bungalow auf dem vorderen Teil des Grundstückes vorbei, stieg in
den Wagen und fuhr davon.
Zwölftes Kapitel
EIN PASS FÜR
SÜDAMERIKA
E lsie Brand winkte mir zu, als
ich das Büro betrat. »Sie hat miserable Laune.«
»Kann ihr nur gut tun. Das
steigert die Temperatur, und dann wird sie ihr Gift ausschwitzen. Laß sie ruhig
schmoren.«
»Sie schmort nicht nur, sie
kocht beinahe über.«
»Hat sie Sie etwa schlecht
behandelt?«
»Sie starrt mich nur an, aber
ich fürchte mich so vor ihr, Donald. Die Arbeitsvermittlung hat ein paar
Mädchen hergeschickt, um sich vorzustellen, und die überzeugten nicht gerade
sehr. Das letztemal, als Bertha ein Kraft einstellen mußte, waren Stellungen
rar, und die, die was konnten, griffen sofort zu, ganz gleich, was es war — nur
um Arbeit zu haben. Jetzt ist es genau umgekehrt. Die Mädchen, die heute hier
waren, hatten gute Gehälter, ohne besonders viel zu können. Ich habe gesehen,
wie sie ihre Probearbeit erledigten, es war ziemlich kläglich.«
»Na schön, ich werde mal sehen,
was sie auf dem Herzen hat.«
»Donald, wenn Sie jetzt zu ihr
gehen, bekommen Sie bestimmt Streit mit ihr. Sie ist in Weißglut.«
»Das ist mir gerade recht, es
wird Zeit, daß hier ein paar Dinge geändert werden.«
»Donald, bitte nicht. Sie tun es
doch nur für mich.«
»Nicht ausschließlich. Bertha
hat Ihnen lange genug Arbeit für zwei aufgehalst. Das meiste Zeug, das Sie da
tippen müssen, ist sowieso Quatsch.«
»Es gehört zu ihren
Geschäftsmethoden. Sie hat die Vorstellung, daß es einen schlechten Eindruck
macht, wenn die Leute die Tür zum Vorzimmer öffnen und sehen, daß ich gerade
ein Magazin lese und sonst etwas tue, was nicht auf Anhieb nach emsiger Arbeit
riecht. Die Besucher könnten dann meinen, wir hätten keine Aufträge. Darum will
sie, daß ich wie wild auf der Schreibmaschine herumhämmere, besonders wenn
jemand die Tür öffnet.«
»Es wird höchste Zeit, daß hier
eine ganze Menge geändert wird«, versicherte ich noch einmal und öffnete die
Tür zu Berthas Arbeitszimmer.
Bertha saß an ihrem Schreibtisch
mit dem Kinn auf der Brust und schnaufte in stummer Verbissenheit vor sich hin.
Als ich die Tür öffnete, blickte sie auf, und als sie mich sah, lief ihr
Gesicht rot an. Sie riß den Kopf hoch, holte tief Luft, öffnete den Mund, um
etwas zu sagen, schwieg aber.
Ich trat in das Büro und ließ
mich auf dem Besuchersessel nieder. Zehn oder fünfzehn Sekunden musterte sie
mich mit verbissenem Schweigen. Ihr Drehstuhl gab ein schrilles Quietschen von
sich, als sie sich vorlehnte und mich anschrie: »Was bildest du dir eigentlich
ein, wer du bist?«
Ich zündete mir gelassen eine
Zigarette an.
»Ich habe es jetzt satt«,
donnerte sie weiter. »Ich lasse mir eine ganze Menge bieten. Aber du scheinst
verrückt geworden zu sein. Was denkst du dir eigentlich?«
Ich stieß eine Rauchwolke aus
und sagte: »Die meisten Mädchen, die soviel können wie Elsie Brand, verdienen
heutzutage das Doppelte von dem, was wir ihr zahlen. Es ist verdammt schwer,
für ein so niedriges Gehalt noch jemand zu finden. Neunzig Prozent der Arbeit,
die sie macht, ist sinnlos. Du deckst sie damit nur ein, damit sie auf der
Schreibmaschine herumhämmern muß, um bei einem Klienten, der sich zufällig
hierher verläuft, Eindruck zu schinden.«
»Und was ist schon dabei? Sie
wird doch dafür bezahlt. Wenn sie nicht will, braucht sie hier nicht zu sitzen.
Aber für ihr Gehalt ist sie auch verpflichtet, während der Bürozeit zu
arbeiten. Und zwar acht Stunden am Tag, jede einzelne Minute. Achtmal sechzig
Minuten. Das sind vierhundertachtzig Minuten am Tage. Ich verlange jede
einzelne Sekunde Arbeit. In der Zeit, die wir ihr bezahlen, gehört sie uns.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Heutzutage hat man seinen Mitarbeitern gegenüber eine andere Einstellung.
Außerdem hast du über Elsie Brand nicht mehr zu bestimmen. Sie ist von nun an
meine Sekretärin. Setz dir eine neue Stenotypistin her, die kannst du mit
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