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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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flickte ich als junger Unterarzt die Verwundeten zusammen.«
    »Mein Vater war auch ein Partisan.«
    »Das habe ich angenommen.«
    »Vielleicht habt ihr euch damals sogar beschossen.«
    »Ich habe nie geschossen. Ich habe Wunden genäht und Toten die Augen zugedrückt.«
    Er ging hinaus, und Danica folgte ihm mit einer Hast, als wolle er ihr weglaufen.
    Draußen war es brühwarm, schwül, und es roch nach Meer. Der Wind kam vom Wasser herüber, ein heißer Wind, der keine Kühlung brachte, sondern im Gegenteil den Schweiß aus den Poren trieb. Corell knüpfte sein Hemd bis zum Gürtel auf und atmete tief durch.
    »Das ist wie eine Faust, die einem vor die Stirn knallt!« sagte er.
    »Gehen wir wieder ins Haus.« Danica faßte seine Hand. »Da ist es kühl. Du hältst diese Hitze noch nicht aus.«
    Corell lachte leise. Er legte den Arm um Danicas Schulter und begann, die Straße hinabzugehen. Ich durchbreche die Hitze, dachte er. Verdammt, ich will stark sein.
    »Mein Engel –«, sagte er – »wenn du wüßtest, was ich schon alles ausgehalten habe. Ich bin ein Packesel, der schon Berge weggeschleppt hat. Wohin gehen wir? Hinauf zur Burg? Das ist ein Gedanke. In Ruinen fühle ich mich besonders wohl. Sie haben so etwas Verwandtschaftliches für mich.«
    Der Aufstieg war ungeheuer schwer. Die Gassen stiegen steil an, ein paarmal blieb er stehen, holte schnaufend Atem, blickte zurück auf diese alte, schöne Stadt mit ihren venezianischen Häusern, den gewundenen Gassen, dem kleinen Hafen, der langen steinernen Mole, an der ein mittelalterliches Segelschiff, zum Restaurant umgebaut, verankert lag, auf den Tartiniplatz mit dem Denkmal des Geigers Tartini, von dem die Piraner sagen, gegen ihn wäre Paganini ein lahmhändiger Zupfer gewesen, und dann war da das Meer, glatt und spiegelnd in der Sonne, den Horizont mit seinem Dunst aufsaugend.
    Welch eine Welt! Welch ein Leben!
    »Zum Kotzen!« sagte Corell. »Laß uns gehen, Danica.«
    Sie erreichten die Ruinen fast mit letzter Kraft, Corell sank auf das erste Mauerstück nieder, streckte die Beine weit von sich und lehnte sich gegen Danica. Sein Kopf lag in der Bucht ihres Schoßes, und sie legte beide Hände über sein Gesicht und strich den Schweiß von seiner Stirn.
    »Ich will dir helfen, Sascha«, sagte sie leise.
    »Vicivic meint, ich sei wieder soweit, Bäume auszureißen.«
    »So nicht, Sascha … anders …«
    Er hielt ihre Hände fest, schob sie von seinem Gesicht, aber er blieb sitzen, ließ seinen Kopf in ihrem Schoß und drehte ihn nur etwas nach oben. Danicas Augen blickten über ihn hinweg. Sie stand hinter ihm so unbeweglich wie der graue steinerne Turm der Burg. »Was ist los?« fragte Corell.
    »Wer ist Hilde?«
    Corell wollte aufspringen, aber ihre Hände drückten ihn an den Schultern nieder. Dieser Name aus Danicas Mund war wie ein Schwertstreich, der ihm den Kopf abschlug. Er spürte in sich das Blut wegrinnen und wunderte sich gleichzeitig, daß er noch alles wahrnehmen konnte … Burg, Stadt, Hafen, Meer, Sonne, Himmel, Danicas Hände.
    »Woher kennst du den Namen?« Seine Stimme bekam den Klang von rostigem, zerfressenem Blech.
    »Du hast vier Tage lang im Schlaf gesprochen, Sascha. Immer das gleiche. Hilde … Pula … Saufen … Es muß schnell gehen … Grüß mir die Diebe und Huren von Frankfurt … Edy, stell dich nicht so an. Bei dir ist Tripper wie'n Schnupfen …«
    »Gute Worte«, sagte Corell heiser. »Verdammt gute Worte. Da ist mein ganzes Leben drin, Engelchen. Man kann einen Men schen auf ein paar Worte schrumpfen lassen. Ja, wer ist Hilde –«
    Er sah hinunter aufs Meer, schlang die Arme nach hinten um Danicas Hüften und drückte seinen Kopf tiefer in ihren Schoß. Als er in dieses Land gefahren war, war er so weit gewesen, ohne Scham oder Reue jeden Menschen anzuspucken, – jetzt war es herrlich, sich an einen Menschen zu lehnen und seine Wärme zu spüren, die so ganz anders ist als jede andere Wärme.
    »Hilde war meine Frau –«, sagte er langsam.
    »Du bist weg von ihr?«
    »Sie ist weg von mir! Sie ist tot.«
    »Wann?«
    »Vor sieben Jahren. Dann war Christian dran …«
    »Wer ist Christian?«
    »Mein Sohn. Er ist ganze vierzehn Jahre alt geworden. Ich habe sein Sterben miterlebt, in allen Phasen, dieses langsame, grauenhafte Erlöschen, und ich konnte ihm nicht helfen, niemand konnte ihm helfen. Hirntumor …«
    »Mein armer Sascha …«, sagte sie leise und legte beide Hände über seine Augen, als solle er diese Welt

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