Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
irischem Leinen gedeckt war, dann wusste ich meine kleine Welt in Ordnung, zumindest solange mein Schlaf mit Rosenduft oder das Festmahl im Kreis der Familie eben dauerte.
Ich habe versucht, diese Schönheit in meinem Haus und Garten in Montana zu replizieren, auch wenn meine Großmütter dabei sicherlich gelegentlich im Grab rotierten. Aber die fünfzehn Jahre, die ich inzwischen in Montana verbracht habe, haben mich eben auch eine neue Form von Schönheit erkennen gelehrt. Ich halte die Augen danach offen, wenn ich draußen in der Natur bin. Ein herzförmiger Stein kann ebenso schön sein wie ein handbemaltes Porzellanherz. Und ein Stückchen grünes Moos kann sich genauso weich anfühlen wie Seidenchenille. Die Schönheit der Natur hat mich in ihren Bann gezogen. Und je länger ich hier lebe, desto verbundener fühle ich mich dem Schöpfer dieser Schönheit. Wen auch immer man darunter verstehen mag.
In was für einer herrlichen Welt leben wir doch, in der Schönheit etwas Subjektives ist. Sie liegt wahrhaftig im Auge des Betrachters. Diese Tatsache an sich birgt unermessliche Hoffnung. Mir ist egal, wie jemand zur Schönheit steht. Mir ist nur wichtig, dass sie bewahrt wird. Und erschaffen. Das ist mir wichtig, und ich habe es bereits an meine Kinder weitergegeben. Denn wenn wir Schönheit hervorbringen, dann gleichen
wir uns unserem Schöpfer an. Und wenn wir Schönheit empfangen, dann empfangen wir »sein Reich« in seiner besten Form. In diesem gottgleichen Akt erschaffen und empfangen wir uns selbst, da gibt es keine Trennung zwischen uns und den anderen oder dir und mir. Vielleicht bedeutet genau das, wirklich lebendig zu sein. Zu leben. Unserer wahren Natur zu entsprechen. Vielleicht ist es das, was meinem Mann fehlt. Und der Grund, warum er meint, mich nicht lieben zu können.
Deshalb möchte ich auch, dass meine Kinder heute Schönheit umgibt.
Doch jetzt kommen wir zum schmerzlichsten Punkt – zu dem Rätsel, das mir den inneren Konflikt meines Mannes offenbart und meine Selbstverpflichtung, nicht zu leiden, auf die härteste Probe überhaupt stellt. Seine letzten Worte, bevor er den Müll wegbringen ging, lauteten: »Ich will einfach eine Frau ohne irgendwelchen Ballast.«
Also … stellt er tatsächlich seine Liebesfähigkeit infrage? Oder nur seine Fähigkeit, mich zu lieben? Ich zermartere mir das Hirn bei dem Versuch, sein Gefühlschaos aufzudröseln – und am liebsten würde ich auf die Schönheit und die Gedanken an sein schlappes Herz pfeifen und sofort in Verbitterung verfallen.
Ich komme zu folgendem, nicht gerade erhebendem Schluss: Mein Mann, der Vater meiner Kinder, glaubt, dass es irgendwo da draußen jemand gibt, der besser für ihn ist als ich. Jemand, der unversehrt an diesen Punkt des Lebens gelangt ist. Folglich muss er an Märchen glauben. Und an Märchenprinzessinnen. Vielleicht sogar auch an Märchenprinzen. (Und das, obwohl er sich vor Pferden fürchtet.) Aber diese Denkweise führt zu nichts, und so verbiete ich sie mir selbst. Ich lache sogar bei dem Versuch, mir einen Menschen ohne »Ballast« vorzustellen.
Warum schaffe ich es zu lachen – mich an diesem Morgen nach Ruhe zu sehnen und sogar ein gewisses Maß davon zu erreichen? Gibt es auch nur die geringste Hoffnung auf einen schönen Tag mit meinen Kindern? Warum stöbere ich nicht in den Büchern auf meinem Nachttisch nach unterstrichenen Stellen, nach ein paar inspirierten eigenen Randbemerkungen? Ich würde sie als prophetische Rettungsringe bezeichnen, die ich mir an irgendeinem anderen Morgen präventiv selbst zugeworfen habe. Früh am Morgen, mit Tee und vielen kuscheligen Kissen um mich herum – und einem leise schnarchenden Ehemann neben mir, noch bevor die Welt richtig aufgewacht war.
Warum? Weil ich weiß, was sie alle auszudrücken versuchen. Unter ihrem heiligen Feigenbaum, auf ihrem Berg Golgatha, in ihrem indischen Aschram oder in ihrer Kellerkirche, wo sich die Anhänger bei schlechtem Kaffee versammeln. Ich weiß es. Endlich weiß ich es. Man muss das Leiden beenden. Oder eben nicht. Das ist alles. Jeder hat die Wahl.
Und ich kann es nicht oft genug wiederholen: Ich bin fest entschlossen, mit dem Leiden aufzuhören. Als ich erfahren habe, dass mein Mann mich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht liebt, war die Sache entschieden.
Sie brauchen also gar keine weiteren Bücher mehr. Na gut, dieses hier vielleicht noch. (Als Hardcover, das ich am liebsten neben meinen vierzehn anderen, zu diesem
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