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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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»Darf ich Sie zum Essen oder zu einem Drink einladen?«
    Michail Artanow wies mit dem Daumen auf die Rosette im Knopfloch. »Sehr liebenswürdig von Ihnen. Aber ich habe leider noch anderweitige Verpflichtungen.«
    Keiner ließ den anderen seine Erleichterung merken. Sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck und einem nicht ernstgemeinten »auf Wiedersehen«.
    Der »Geldbote« nahm die leere Ledertasche beim Griff und schlang sich den Schultergurt lose um das Handgelenk. So ging er davon und verschwand im Park hinter der Kapelle.
    Falkenhorst verriegelte die Fahrzeugtüren, packte die Plastiktasche in seinen Koffer, setzte den BMW zurück und fuhr ab. Der Mann im Ford hinter seiner Zeitung grinste breit und zufrieden.
    Als säße ihm der Teufel im Nacken, so zog Falkenhorst mit quietschenden Reifen seinen BMW durch die Serpentinen der Petersberg-Abfahrt. Ihm folgte das wütende Fäusteschütteln einer bewimpelten Wandergruppe, die mit Gesang am Straßenrand bergaufwärts schritt und der unverhofft ein Schwall von Basaltsplittern um die Ohren fegte. Der BMW schoß über die Autobahnbrücke hinweg bis hinunter zur Rheinallee in Königswinter. An den »Sonnentiegel«, der etwas nördlich lag, verschwendete Falkenhorst keinen Gedanken. Die Wagenfähre nach Mehlem hatte noch festgemacht. Er fuhr als letzter über das rappelnde Zufahrtsblech auf das Parkdeck und atmete erleichtert auf, als hinter ihm der Ausleger hochgezogen wurde. Er stieg aus, zahlte beim Mann mit der Geldtasche für die Überfahrt und zog eine Packung Zigaretten aus dem Automaten unter der Kommandobrücke des Kapitäns. Tief zog er den Rauch in die Lungen. Dabei hatte er sich dieses Laster eigentlich längst abgewöhnt.
    Die geruhsame Fahrt über den Rhein war Balsam für die Nerven. Von der Anlegestelle hatte er in wenigen Minuten sein Haus am Drachensteinpark erreicht. »Falkenlust«, der Name über dem Portal, war Tuffis Idee gewesen. Doch die Lust hatte sich emanzipiert, trug jetzt Malerkittel, machte Schulden und hoffte auf kommenden Ruhm.
    Vor dem Haus stand ein Kleintransporter ohne Firmenbeschriftung. Ein junger Mann in einem modischen Overall trat aus der Eingangstür und verhielt einen Moment. Falkenhorst sah, daß Tuffi ihm Geld aushändigte. Das Trinkgeld war sicher nicht zu knapp bemessen, wie die mehrmalige Verbeugung des Mannes vermuten ließ. Tuffi übersah geflissentlich, daß Andreas auf sie zuging. Sie wandte sich ab und trat ins Haus zurück.
    »Nanu, was geht hier vor?« fragte er mit Schärfe in der Stimme.
    »Der Mann von Tagani hat den Teppich geliefert. Ich konnte nach unserem Gespräch noch zweitausend runterhandeln«, antwortete Tuffi kühl.
    »Und wer bezahlt?«
    »Das ist doch wohl nicht mein Problem«, antwortete sie spitz. »Ich habe nur einen Scheck ausgeschrieben.«
    »Wir haben die längste Zeit ein gemeinsames Konto gehabt. Mir reicht’s jetzt endgültig.« Das klang so, als ob Andreas es bitterernst meinte.
    »Du wiederholst dich.«
    In Andreas stieg die Wut hoch. Er trat einen Schritt vor, ergriff ihren Arm und zog sie mit einer Drehung zu sich herum, so daß sie aufschrie.
    »Hüte dich – ich kann auch anders«, preßte er hervor. »Das Haus steht auf meinem Namen. Du hast nichts, wenn ich dich raussetze – ist dir das klar?«
    Ihren Mausezähnen entglitt nur ein leises »Macho di Schlaffi!«
    Er schleuderte ihren Arm fort und drehte sich abrupt zur Seite. »Die Vernissage ist deine letzte Chance und unser letzter gemeinsamer Auftritt. Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    Mit langen Schritten ging er zum BMW, stieg ein, wendete und fuhr mit aufheulendem Motor davon.
    So war Tuffi um den Triumph gebracht, daß Andreas als erster seinen Fuß auf den Schiras setzte.

 
    Kapitel 3
     
     
     
    Die Wut pochte in seinen Schläfen. Dieses Rabenaas treibt mich noch in den Ruin, dachte er. Jetzt muß ich wieder versuchen, für Deckung auf dem Konto zu sorgen. Seine Freunde hatten ihn gewarnt, das Glitzermädchen vom Tennisclub zu heiraten, sein Instinkt ebenfalls, doch die Eitelkeit hatte wie oft bei ihm gesiegt. Er hatte bekommen, was er wollte: eine Frau zum Vorzeigen. Heute wußte er, daß die Hochzeitsgabe ihrer Eltern nur ein Bruchteil von dem gewesen sein konnte, was Tuffi ihrem »Onkel Doktor«, wie sie den Herrn Papa zu beschmusen pflegte, im Laufe der kommenden Jahre aus der Tasche gezogen hätte. Den »Onkel Doktor« hatte ein Herzinfarkt auf einem Kongreß in Florenz dahingerafft. Damit war die Quelle

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