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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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kassieren, und die Hälfte des Trinkgeldes kam in einen Pool.
    Gelegentlich kam ein »Probe-Fremder«, und wehe dem Lämmchen, das bei einer Schummelei erwischt wurde. Mylord hatte seine Methoden zur Wahrung der Disziplin auf St. Pauli gelernt, im Frankfurter Bahnhofsviertel erprobt und durch Auslandsaufenthalte gefestigt. Lämmer lernen schnell, wenn der Hütehund beißt.
    Falkenhorst war durch den Eingang für Stammgäste von der Rheinseite her gekommen.
    »Hallo, Andreas, so früh heute«, begrüßte ihn Evelyn Wohlfahrt. Sein Wangenkuß war flüchtig und ausdruckslos. Sie wies auf den Koffer: »Wochenendreise oder Heimkehr?«
    »Weder – noch«, brummelte er.
    »Ärger?«
    Er winkte ab. »Tuffi flippt wieder aus. Kannst du den Koffer einschließen?«
    »Gib her, unten in der Bar ist Platz.«
    Er zögerte.
    »Was ist? Hier kommt nichts weg.«
    »Schon gut, ich weiß. Ich muß etwas essen, aber erst einen Aperitif.«
    »Sherry oder Rhine-Rocks?«
    Er schüttelte den Kopf. »Scotch, einen doppelten. Pur.«
    »Dir geht’s dreckig«, stellte Evelyn fest. In ihren braunen Augen lag Mitleid.
    »Vielleicht auch zu gut«, antwortete Falkenhorst, ohne damit überzeugend zu wirken. »Nimm dir was Gutes auf meine Kosten und stoß mit mir an.«
    »Jetzt nur einen Gin Tonic. Es kann eine lange Nacht werden. Wir haben ein Arbeitsessen mit Typen aus den Ölstaaten. Die zugeordneten deutschen Beamten werden sich bis Mitternacht abgesetzt haben. Die Mädchen erwarten ein gutes Geschäft mit den Scheichs.«
    »Und keine hat Zeit für mich?«
    »Für dich – immer. Nur wird es spät werden. Ich kann heute die Fäden nicht aus der Hand lassen.« Evelyns Stimme wurde leise. »Dabei ist doch alles vergeblich.«
    »Was ist los? Ärger mit dem Lord?«
    Sie schüttelte den Kopf und biß die Zähne zusammen, ohne die Tränen unterdrücken zu können.
    »Also ist doch was los. Wo steckt Mylord eigentlich?«
    »Hinten im Büro. Er telefoniert mit Gott und der Welt, aber es bringt nichts.«
    Andreas kippte den Scotch in einem Zug hinunter. Evelyn trank nur einen kleinen Schluck, während sie zu ihm aufsah.
    »Sprich du doch mal mit ihm. Du hast mehr Verstand als er.«
    Andreas nickte. Sie drückte einen Knopf der Sprechanlage, durch die alle Räume des Hauses miteinander in Verbindung standen. Auch das Liebesgeflüster konnte »aus Sicherheitsgründen« abgehört werden.
    »Äh?« krächzte es aus dem Minilautsprecher.
    »Besuch! Andreas ist hier. Ihr solltet miteinander reden.«
    »Sinnlos – aber von mir aus«, kam es wenig freundlich zurück.
    Andreas schob die ledergepolsterte Tür seitlich von der Bar auf. Freddy Nelson hing mit seiner reichlichen Dezitonne schweißgebadet hinter dem Schreibtisch. Seine Hand mit einem Siegelring am kleinen Finger lag noch auf dem Telefonhörer. Er sah auf. »Du störst«, knurrte er. »Aber was soll’s, ist eh alles egal. Ich weiß nicht mehr, mit wem ich noch telefonieren könnte. Aus und vorbei!«
    »Was ist aus und vorbei?«
    »Na, was denn schon – der ›Sonnentiegel‹! Die Hunde wollen mir die nächste Rate nicht stunden.«
    »Und wer sind die Hunde bitte?«
    »Meine Finanziers in der Schweiz. Aber das sind keine Banker, eher Schränker aus dem Tessin. Die haben ihr Italienisch auf Sizilien gelernt.«
    »Mafiosi?«
    »Jedenfalls so ähnlich. Bankiosi! Wenn von denen ein Trupp anrollt, um Kasse zu machen, und du blätterst die Lappen nicht sofort auf den Tisch, dann bist du erledigt.«
    »Aber wieso denn?«
    »Die haben mir das schnelle Geld besorgt damals. Der ›Tiegel‹ läuft ja auch ganz gut. Aber ich habe doch wohl unterschätzt, was zwanzig Prozent Zinsen bedeuten.«
    »Und nun?«
    »Und nun – und nun! Binnen drei Tagen die nächste Rate cash oder wir können den Kasten hier zum Ruinenwert handeln. Da möcht’ ich aber ganz weit weg sein, und die Mädchen besser auch.«
    »Hast du es bei den Banken in Bonn versucht? So pingelig sind die doch nicht.«
    Freddy winkte ab. »Hypotheken und nichts zu verpfänden. Ich kann denen doch nicht verklären, was hier wirklich läuft und womit wir den Schnitt machen. Ne, Mann, was ich brauche ist ein Privatkredit ohne dämliche Fragen – und das ganz schnell!«
    »Wieviel?«
    Nelson fuhr mit dem rechten Zeigefinger hinter den feuchten Kragen seines Seidenhemdes. »Hunderttausend! Und die cash, das sagte ich schon. Marianne hat sich zwar bereit erklärt zu helfen, das läuft bei ihr in Genf bestens. Aber so schnell kann die auch keine hundert

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