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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Riesen locker machen. Drei, vier Wochen braucht sie schon dafür. Das ist übrigens die Marianne Richter, von der ich dir mal erzählt habe. Die hat früher bei Erlenborn-Doppelkorn in Kessenich gearbeitet und sich rechtzeitig verdrückt. Du weißt doch, Erlenborn ist wegen Mord und Alkoholschmuggel lebenslänglich aus dem Verkehr gezogen worden.«
    »Ich erinnere mich. Und was läuft bei ihr?«
    »Zu viele Fragen, amigo. Aber es ist jetzt ja doch alles egal. Mariannes Hostessenzirkel hat beste Verbindungen zu finanzkräftigen Leuten.«
    »Davon hast du mir nie erzählt. Hängt ihr geschäftlich zusammen?«
    »Und ob. Persönlich auch. Die Mädchen werden bei mir eingearbeitet. Die besten setzen ihre Karriere in Genf fort. Dabei sind schon ein paar solide Ehen herausgekommen.« Lord Nelson grinste breit.
    »Und genau da wird dann von Zeit zu Zeit sanfter Druck ausgeübt und eine Schweigeprämie für die Vergangenheit kassiert – ein einträgliches Geschäft.«
    »Gute Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat.«
    »So läßt sich Vergangenheitsbewältigung auch betreiben.« Andreas Falkenhorst pfiff durch die Zähne. »Sauber, sauber!«
    »Das alles läuft seriös, amigo. Keine Klagelieder bisher.«
    »Also hundert Mille«, stellte Falkenhorst noch einmal fest.
    »Ja, verdammt – wenn ich es wiederhole, wird es auch nicht weniger«, brauste Nelson auf.
    »Schon gut. Und ein Monat würde reichen?«
    »Absolut! Bis dahin schafft Marianne glatt das Doppelte ran.«
    »Im Klartext heißt das, bis Montag müssen hundert Scheine her?«
    »O Mann – wovon reden wir denn die ganze Zeit? Was soll das Gequatsche?«
    »Okay, also hundert Riesen am Montag. Rückzahlung in einem Monat mit Zinsen – also einhundertundeins. Außerdem zusätzliche achtundzwanzig für mich als Kredit auf ein Jahr. Alles klar?«
    »Mensch«, stöhnte Nelson. »Wenn du am Montag hundert hast, was brauchst du dann einen Monat später achtundzwanzig obendrauf?«
    »Mein Problem. Das kapierst du nicht, Mylord. Ich dachte, ich könnte euch helfen. Aber wenn du nicht willst, laß es!«
    Freddy Nelsons Finger fuhr im Kragenrand hin und her. »So was Verrücktes habe ich in meinem Leben noch nicht gehört.«
    Andreas Falkenhorst zuckte mit den Schultern. »Nun?«
    »O Mann, ich laß’ mich in Geschäftsdingen nicht gern verarschen. Auch von meinen Freunden nicht.«
    »Also am Montag. Und keine dämlichen Fragen von beiden Seiten, verstanden?«
    »Das Ganze ist total bescheuert!«
    »Sei’s drum«, stellte Falkenhorst fest. »Wieviel weiß Evelyn? Sie heult im Moment.«
    »Alles. Die hängt hier schließlich mit zwanzig Mille drin. Das wäre ja wohl futsch, wenn die Tessiner Truppe den Laden auseinandernimmt.«
    »Dann hol sie rein. Sie soll wissen, was läuft.«
    »Total verrückt. Das ist das bescheuertste Geschäft meines Lebens. Aber was soll’s. – Evelyn! Evelyn!« brüllte Nelson, daß es durch die ledergepolsterte Tür dröhnte. »Komm her, auf der Stelle!«
    Evelyn Wohlfahrt tauchte schreckensbleich im Türrahmen auf. »Was ist denn los?«
    Nelson klopfte mit seinem kleinen beringten Wurstfinger auf die Schreibtischplatte. »Andreas will den Retter spielen. Hör dir das mal an. Der schafft am Montag hundert Riesen her. Die erhält er nach einem Monat zurück. Und dann will er selbst achtundzwanzig als Kredit haben. Frag mich nicht, wie das abgerechnet werden soll. Aber er muß ja wissen, was die Kasse hergibt. Verrückt, sage ich nur, total verrückt!«
    Lord Nelson witterte ein Geschäft, das vielleicht einen Ansatz bot, ein paar zusätzliche Gewinnchancen einzuspielen. Er war zwar schwergewichtig, aber nicht so schwer von Begriff, das Angebot von Andreas als reinen Akt der Nächstenliebe zu werten. Da saß wohl noch jemand in der Klemme – und das nicht zu knapp! Man müßte versuchen herauszufinden, wo es klemmte.
    Mylord stand auf und haute Andreas auf die Schulter. »O Mann, heute lassen wir die Puppen tanzen. Alles geht auf Kosten des Hauses. Evelyn, zieh mit unseren Lämmchen den Ölscheichs soviel Mäuse wie möglich aus der Tasche. Amigo mio, das Leben läuft ja wie geschmiert!«
    Andreas Falkenhorst nahm an einem Zweiertisch vor dem Fenster mit Blick auf Bad Godesberg Platz und ließ sich ein Menü nach Wahl des Chefs servieren. Die Küche hatte sich auf das Arbeitsessen der Delegation vorzüglich vorbereitet. Andreas profitierte davon.
    Die beiden Kellner im Smoking trugen schwarzweiß gestreifte Querbinder, um sich von den

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