Ein Stern fiel vom Himmel
Freie gegangen und hier von der Katastrophe überrascht worden sein? Dann lagen sie am Ende in den Schneemassen an der Hauswand begraben.
Aus dem Maschinenschuppen holte er eine kräftige Schaufel. Die Mütze … die Mütze, ging es ihm fortwährend durch den Kopf. Wo die Mütze liegt, kann Dr. Schmidt nicht weitab sein. In ihrer nächsten Nähe begann er den Schnee fortzuschaufeln; schnell, aber doch vorsichtig, damit er die Verunglückten nicht verletzte. Die Vorsicht war sehr am Platze. Kaum ein Dutzend Schaufeln Schnee hatte er beiseite geschafft, als er auf etwas Hartes stieß. Vorsichtig grub er weiter, griff mit den Händen zu, faßte einen Pelz. Er zog und hob daran. Eine Schulter kam zum Vorschein, ein Arm, ein ganzer Mensch schließlich. Es war Dr. Schmidt. Aber der Doktor rückte und rührte sich nicht. Hagemann packte den regungslosen Körper, schleppte ihn in das Maschinenhaus und legte ihn auf eine Werkbank. Er riß ihm den Pelz auf und begann den Körper zu kneten und zu reiben. Wie ein Verzweifelter arbeitete er, bis ihm der Schweiß von der Stirn lief. Lange, bange Minuten verstrichen, da tat der Gerettete einen tiefen Atemzug und schaute sich um, stieß unzusammenhängende Worte hervor. Hagemann schüttelte und rüttelte ihn, bis Dr. Schmidt eine abwehrende Armbewegung machte.
»Was ist denn, Hagemann? Sind Sie verrückt geworden, so mit mir umzugehen?«
Der ließ von ihm ab und zog unter der Werkbank eine Flasche Cognac vor.
»Trinken, Herr Doktor! Ordentlich trinken!« Ohne sich um die Proteste des langen Schmidt zu kümmern, schob er ihm die Flasche zwischen die Zähne und gab nicht nach, bis der eine gehörige Dosis geschluckt hatte.
Hustend versuchte der Doktor sich aufzurichten, und mit Hilfe des anderen gelang es ihm.
»Was ist los, Hagemann? Mit Ihnen … mit …«
Er sah sich erstaunt in dem Raum um. Erst jetzt bemerkte er die Zerstörung, wollte weiterfragen. Hagemann ließ ihn nicht zu Worte kommen.
»Wo ist Dr. Wille? War er mit Ihnen zusammen auf dem Hof?«
Schmidt griff sich an die Stirn.
»Ja, natürlich! Wir waren zusammen auf dem Hof, als etwas geschah … Was war es denn?«
»Bleiben Sie ruhig hier liegen, Herr Doktor.«
Hagemann drückte ihm die Cognacflasche in die Hand und stürmte ins Freie. Die beiden haben sicher dicht zusammengestanden, wo der eine lag, muß auch der andere zu finden sein, schoß es ihm durch den Kopf, während er schon wieder eifrig schaufelte.
Doch diesmal bestätigte sich seine Vermutung nicht. Immer tiefer grub er sich in die Wehe hinein, ohne etwas zu finden. Verzweiflung wollte ihn überkommen. Da hörte er eine Stimme hinter sich.
»So kommen wir nicht zum Ziel, Hagemann. Wir müssen systematisch vorgehen.«
Es war Dr. Schmidt, dem der ungewohnte Cognac überraschend schnell auf die Beine geholfen hatte. Jetzt stand er neben Hagemann mit einem langen Besenstiel in der Rechten.
»Wir müssen sondieren, Hagemann. So macht man das immer, wenn Leute in eine Lawine geraten sind.«
Während er es sagte, watete der lange Schmidt in der Wehe herum und stieß den Besenstiel in kurzen Abständen vorsichtig in die Schneemassen hinein.
Hagemann hielt mit der Schaufelei inne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann lief er zum Maschinenschuppen zurück, holte sich auch einen Stiel und begann am anderen Ende der Wehe nach Schmidts Methode zu sondieren.
»Hier, Hagemann, hier liegt was unter dem Schnee!« rief Dr. Schmidt. Hagemann eilte zu ihm, die Schaufel trat wieder in Tätigkeit. Und dann fanden sie auch Dr. Wille und trugen ihn zusammen in den Maschinenschuppen.
Der Stationsleiter war von der Sturmwelle zwischen die Bruchstücke eines Gittermastes geschleudert worden. Dieser Umstand hatte ihn vor dem Tode des Erstickens bewahrt, da die Schneemassen in dem sperrigen Gitterwerk einen Hohlraum ließen. Aber der Mann hatte bei dem Anprall Kontusionen davongetragen und stöhnte schwer, als Hagemann versuchte, ihn durch Reiben und Massieren aus der Ohnmacht zu wecken.
»Vorsichtig, Sie Gewaltmensch!« unterbrach Dr. Schmidt die Tätigkeit Hagemanns und griff selbst mit zu. Endlich schlug Dr. Wille unter den Händen der beiden die Augen auf. Doch es bedurfte längere Zeit, bis er wieder vollständig zu sich kam. Der Unfall hatte ihn viel schwerer mitgenommen als seine Assistenten, und die Verletzungen an der rechten Schulter schienen nicht unbedenklich zu sein.
Hagemann griff auch hier zu seinem Universalmittel und flößte dem
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