Ein Stern fiel vom Himmel
Uhr.
»Kann ich begreifen, Lorenzen, vor sechs Stunden hatten wir die Absicht, zu Abend zu essen.«
»Da räumt ihr beiden mir mal erst den Schnee aus der Küche«, wandte sich Hagemann an Rudi und Lorenzen. »Ich will inzwischen eine Notleitung ziehen und den Herd wieder anschließen. Wie denkt ihr über Roastbeef mit Bratkartoffeln?«
Die Aussicht auf etwas Derartiges gab den beiden Riesenkräfte. Als Hagemann die neue Leitung an den Herd schraubte, war die letzte Schneeflocke aus der Küche entfernt. Dann brannte auch hier elektrisches Licht. Dr. Schmidt kam dazu und begutachtete die Lage.
»Wenn wir jetzt mit vereinten Kräften die Wände wieder aufrichten könnten und wenn es uns gelänge, auch noch das Dach wieder daraufzulegen, so könnte es hier ganz erträglich werden.«
Für drei kräftige Männer, denen die Not im Nacken saß, war die Aufgabe nicht unlösbar.
Unter dem Kommando Schmidts machten die drei sich an die Arbeit.
»Uff! Das wäre geschafft!« sagte Hagemann schließlich und warf seinen Pelz ab. Sowie der Küchenraum wieder geschlossen war, begann der elektrische Herd als Ofen zu wirken und verbreitete eine behagliche Wärme. »So, jetzt wird weitergebraten«, fuhr er fort und befaßte sich mit dem Roastbeef. Dr. Schmidt winkte Rudi.
»Kommen Sie, Rudi! Wir wollen Ihren Vater holen. Es ist Zeit, daß er ins Warme kommt.«
Nun waren sie zu fünft in der kleinen Küche. Es war reichlich eng, aber sie waren für den Augenblick gerettet.
Die gute Mahlzeit, die Wärme, das Gefühl vorläufigen Geborgenseins – alles zusammen ließ jetzt Müdigkeit aufkommen. Wo sie saßen und lagen, schlief einer nach dem andern ein.
Ein langer Schlaf gab den Ermatteten neue Kraft und frischen Lebensmut. Mit vereinten Kräften gelang es danach auch, den Maschinenschuppen wieder instand zu setzen. So hatten sie wenigstens zwei Räume, in denen sie vorläufig leben konnten.
Hoffnungslos aber war der Zustand des eigentlichen großen Stationshauses. Hier hatte die Explosionswelle derart gewütet, daß eine Wiederherstellung bei den geringen Hilfsmitteln ausgeschlossen war. Nur mit Mühe und nicht ohne Gefahr gelang es Hagemann, einige Kleidungsstücke und andere unentbehrliche Dinge aus dem Trümmerhaufen herauszuholen.
Ganz trostlos stand es schließlich um die Funkstation. Was dort an Apparaten vorhanden gewesen, war bei der Katastrophe restlos zu Bruch gegangen. In scherzhaftem übermut hatte Rudi vorher geplant, aus den zahlreich vorhandenen Reserveteilen neue Sender und Empfänger zu bauen. Jetzt war die schnelle Ausführung dieses Planes eine bittere Notwendigkeit geworden, um mit der Welt in Verbindung treten zu können.
In Begleitung von Generaldirektor Kelly ging Professor Eggerth über den Werkhof auf die Stelle zu, wo ›St 8‹ startbereit lag.
Er wollte sich von der Besatzung des Stratosphärenschiffes verabschieden und seinem Sohn noch besondere Mitteilungen für Dr. Wille mitgeben. Eben betrat er die leichte Aluminiumtreppe, die noch an den Schiffsrumpf angelehnt stand, als ein Mann über den Hof gelaufen kam. Schon von weitem rief er und schwenkte ein Blatt Papier in der Hand. Es schien eine wichtige Nachricht zu sein.
Professor Eggerth drehte sich um und erkannte den zweiten Werkfunker. Vom schnellen Laufen außer Atem, kam er heran. »Wir haben eben Verbindung mit der Südpolstation bekommen.«
Der Professor griff nach dem Blatt und warf einen Blick darauf. Neugierig, was es da plötzlich gab, war Hein Eggerth in die Schiffstür getreten.
»Noch nicht starten! Wille funkt!« rief ihm sein Vater zu und machte sich auf den Weg zur Funkstation des Werkes.
»Start verschoben! Wille funkt!« gab Hein den Ruf in das Schiff weiter und lief dem Alten nach. —
»Was gibt’s, Bourns?« fragte Professor Eggerth, als er in die Station trat. Der Funker, die Kopfhörer aufgestülpt, saß am Empfänger und schrieb im Eiltempo mit, was aus der Antarktis gesendet wurde. Ohne aufzusehen, schob er dem Professor mehrere engbeschriebene Blätter zu. Der nahm und las. Die ganze lange Geschichte von der Katastrophe, die die Station betroffen hatte.
Als er die letzte Zeile las, schob ihm der Funker schon wieder ein neues Blatt hin. Die dringende Bitte um Hilfe. Der Betriebsstoff für das Maschinenaggregat reichte nur noch für drei Tage.
Die Nacht über herrschte reges Leben auf dem Hof.
Um die fünfte Morgenstunde begannen die Motoren von ›St 8‹ zu arbeiten. Das Schiff erhob sich in die
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