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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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blieb. Es hatte Stunden gedauert, bis die Männer endlich aufgaben. Und dann war sie allein in der Dunkelheit gewesen, irgendwo in Nordfrankreich, nur bekleidet mit einem dünnen Seidenkleid, einer Kaschmirstola, zierlichen Schuhen aus dünnem Ziegenleder und einer kleinen, eleganten Haube.
    Erst als die Männer fort waren, hatte sie gemerkt, dass sie fror.
    „Und wo ungefähr war das, Miss?", unterbrach Stevens ihre Gedanken.
    „Irgendwo hinter Montreuil-sur-Mer."
    „Montreuil-sur Mer!" Nick hob abrupt den Kopf. „Wie zum Teufel sind Sie bis hierher gekommen?"
    Sie knirschte mit den Zähnen. Sie war doch keine ... keine Dienstmagd, die man so anpfeifen konnte! Sie reagierte auf seine Unhöflichkeit betont liebenswürdig. „Ich bin gelaufen."
    Stevens stieß beeindruckt einen Pfiff aus.
    „Daher also der grauenvolle Zustand Ihrer Füße!" Nick wies mit düsterem Blick auf ihre Zehen.
    Verlegen zog Faith ihre grauenvoll aussehenden Füße unter ihren Rock, damit ihr Anblick nicht länger seine Augen beleidigte. Wie hatte sie ihn je bloß für freundlich halten können? Er war unhöflich und herrisch, und sie wäre am liebsten aufgestanden und weggegangen. Doch nach allem, was er für sie getan hatte, glaubte sie, ihm eine Erklärung schuldig zu sein - auch wenn er mit ihr sprach wie mit einem Verbrecher auf der Anklagebank.
    Stolz fuhr sie fort. „Ich tauschte bei einer Bäuerin meine Ziegenlederschuhe und meine Kaschmirstola gegen diese Stiefel und den Umhang ein." Und etwas Suppe, Brot und Käse, aber das wollte sie ihm nicht verraten. Wahrscheinlich würde er ihr den Kopf abreißen, weil sie das Verbrechen begangen hatte, Hunger zu haben. „Es
    war ein guter Tausch. Meine Schuhe hätten den langen Weg niemals überstanden, ich konnte jeden noch so kleinen Stein durch die dünnen Sohlen spüren. Sie bot mir ihre Holzpantinen an, aber in denen hätte ich auch nicht laufen können, daher entschied ich mich für die Sonntagsstiefel ihres Sohns. Und meine Stola war sehr schön, aber nicht warm genug für die Nächte."
    „Hat Ihnen denn niemand einen Unterschlupf angeboten? Oder Beistand?", fragte Nick.
    „Nein." Sie ließ den Kopf hängen. „Die Leute ... wenn sie eine junge Frau zu Fuß in einem schmutzigen Seidenkleid und Bauernstiefeln sehen ... dann verstehen sie das falsch. Sie hielten mich für eine ... eine ..."
    „Wir wissen, wofür sie Sie hielten."
    Sie spürte, wie sie errötete. „Ja, und deshalb habe ich gelernt, nicht zu fragen.
    Einmal wandte ich mich an ein paar englische Damen in Calais - ich meine, ich sprach schließlich Englisch -, doch sie schienen ebenfalls zu glauben, ich ..." Sie schluckte und betrachtete ihre Stiefel. Sie würde sich wohl irgendwie daran gewöhnen müssen, von anständigen Frauen verachtet zu werden.
    „Vergessen Sie die stocksteifen englischen Damen." Nicholas Blacklock hörte sich beinahe gelangweilt an. „Die Lösung für Ihre Probleme liegt klar auf der Hand."
    „Ach ja?" Faith ärgerte sich über seine gelassene Bemerkung. Ihre Zukunft lag für sie ebenfalls klar auf der Hand, nur fühlte sie sich nicht halb so zuversichtlich diesbezüglich wie Blacklock. „Was ist denn daran so klar? Wäre es Ihnen recht, mich in diese Lösung einzuweihen?"
    „Das ist doch offensichtlich. Sie werden mich heiraten."
    „Sie heiraten?" Faith hätte sich beinahe verschluckt. „Sie heiraten?" Sie stand auf und ging voller Würde davon.
    Das Problem mit diesem würdevollen Abgang, so wurde Faith wenig später klar, bestand darin, dass er zwar im ersten Moment in gewisser Weise sehr befriedigend war, aber doch wesentlich wirkungsvoller gewesen wäre, wenn sie ein Ziel vor sich gehabt hätte. Ein Schloss zum Beispiel, mit einem hohen Turm, von dem aus sie hochmütig auf Mr Blacklock hätte herabblicken können.
    Auf einem Findling zu sitzen - auch wenn es ein recht großer war -, sorgte nicht gerade für die erwünschte Distanz. Auch nicht für das Gefühl von Unbezwingbarkeit, gepaart mit Überlegenheit, das ein Schlossturm ihr hätte vermitteln können. Ein Felsbrocken weiter hinten am Strand war nicht unbedingt die Position, um jemandem eine kleinlaute Entschuldigung entlocken zu können.
    Sie schwankte zwischen Wut und Tränen.
    Sie werden mich heiraten. Also wirklich! Hielt er sie denn für eine absolute Närrin? Für vollkommen leichtgläubig und naiv? Glaubte er etwa, dass sie - schon wieder! -auf so etwas hereinfallen würde?
    Sie dachte an die Art, wie er in der

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