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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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Kleidern würde ihr das niemand mehr unterstellen. Sie wollte kein Aufsehen mehr erregen; wenn ihr danach war, konnte sie wieder unsichtbar werden. Sie dachte eine Weile darüber nach. Nein, sie wollte nicht wieder so tun, als wäre sie unsichtbar. Sie wollte überhaupt nicht mehr so tun, als wäre sie irgendetwas.
    Vor zwei Jahren war sie Großvaters furchterregender Tyrannei entronnen. Jetzt konnte sie dem Druck entfliehen, eine der Merridew-Schönheiten zu sein und eine Raffinesse vorzutäuschen, über die sie nie verfügt hatte. Und das Beste von allem war, dass sie sicher verheiratet sein würde und somit davor gefeit war, noch einmal auf irgendwelche leidenschaftlichen Liebesschwüre hereinzufallen. Es war so eine Erleichterung.
    In diesen Kleidern, fernab von allem, was sie bislang gekannt hatte, und verheiratet mit einem Mann, der nichts von ihr verlangte, konnte Faith einfach nur noch sie
    selbst sein - wer immer das auch sein mochte.
    „War das nicht das Gasthaus, in dem ich übernachten soll?" Faith sah sich verwirrt um, als Stevens mit ihren Habseligkeiten links abbog und Blacklock sie ohne stehen zu bleiben am Gasthaus vorbeiführte. Mac und der Hund waren noch am Lagerplatz, um nach ihrem köstlichen Abendessen, bestehend aus knusprigem, goldbraun gebratenem Fisch, aufzuräumen.
    „Ja, das war es." Nick Blacklock ging unbeirrt weiter. Er hatte ihren Arm fest durch seine Ellenbeuge gezogen, und Faith hatte Mühe, in ihren neuen beigefarbenen Schuhen mit ihm Schritt zu halten.
    „Aber wohin gehen wir denn dann?"
    „Monsieur le Curé hat darum gebeten, Sie heute Abend kennenlernen zu dürfen." Nun blieb Faith doch wie vom Donner gerührt stehen. „Der Pfarrer will mich kennenlernen? Warum? Sie sagten doch, der Bürgermeister würde uns trauen."
    „Ja, aber Monsieur le Curé hat mir dabei geholfen, die Angelegenheit zu beschleunigen. Daher besteht er darauf, die Braut vor der Trauung zu sehen. Das konnte ich schwerlich ablehnen."
    „Aber ich bin doch für so einen Besuch gar nicht passend angezogen!" Faith fasste sich unwillkürlich an den tiefen Ausschnitt ihres zerrissenen Kleids. Ihre neuen Sachen hatte sie nicht tragen wollen, nicht bevor sie gebadet hatte. Die neuen Schuhe hatte sie anziehen müssen, doch ihre Füße und Beine waren unter dem Kleid nackt.
    „Das wird ihn nicht stören. Ich habe ihm Ihre Situation kurz geschildert."
    „Sie haben ihm von mir erzählt?" Faith hüllte sich fester in ihren Umhang. „Er wird das Schlimmste von mir denken!"
    „Wahrscheinlich, und genau deshalb habe ich ihm angeboten, Sie zu ihm zu bringen. Dann ist er wenigstens beruhigt."
    „Sie haben ihm angeboten, mich zu ihm zu bringen? Warum, um Gottes willen?" Faith drehte sich um und machte sich entschlossen auf den Rückweg zum Gasthaus. Mit zwei Schritten hatte er sie eingeholt und legte von hinten den Arm um ihre Taille. „Wo gehen Sie hin?"
    „Zum Gasthaus."
    „Sie haben nicht die Zeit zum Baden und Umziehen, sonst kommen wir zu spät. Außerdem wird es ihm gleichgültig sein, wie Sie aussehen. Er ist schließlich Geistlicher."
    Faith sah ihn über ihre Schulter hinweg aufgebracht an. „Ich hatte auch gar nicht vor, pünktlich bei ihm zu sein. Ich werde überhaupt nicht dort hingehen. Ich weigere mich, die Verachtung irgendeines ... eines Priesters über mich ergehen zu lassen! Davon hatte ich die letzten Tage mehr als genug! Lassen Sie mich jetzt bitte los?" Wütend versuchte sie, sich seinem Arm zu entwinden, aber vergeblich.
    „Er erwartet uns. Er möchte Tee mit uns trinken."
    „Das ist mir gleich! Ich gehe nicht hin!"
    Nicholas Blacklock drehte sie in seinem Arm um, ohne lockerzulassen. „Machen Sie nicht so ein Theater! Sie kommen mit mir, und das ist mein letztes Wort." Ehe sie weiter protestieren konnte, fügte er hinzu: „Wenn er auch nur ansatzweise unhöflich zu Ihnen ist, bringe ich Sie auf der Stelle ins Gasthaus. Doch das wird er nicht sein, er ist ein freundlicher, sanftmütiger alter Mann, und ich habe ihm versprochen, Sie mitzubringen. So, und nun kommen Sie." Faith rücksichtslos mit sich ziehend, eilte er auf die Kirche zu.
    Es war das kleine Haus neben der großen Kirche aus Blaustein. Faith fühlte sich völlig überrumpelt und war wütend auf den großen Sturkopf an ihrer Seite. Doch als Nicholas an die Haustür klopfte, löste sich Faiths Wut plötzlich auf und wich einem beklemmenden Angstgefühl.
    Eine dünne ältere Frau in Schwarz öffnete ihnen, offenbar die

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