Ein stuermischer Retter
Blacklock hat mir dieses Kleid gekauft und noch eins dazu, in Rosa." Sie strich über das blaugrüne Baumwollkleid. „Mich stört es nicht, dass es schlicht ist."
Marthe schnaubte erneut und verließ wortlos das Zimmer. Faith bürstete ihr Haar und räumte ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Ehe sie selbst das Zimmer verlassen konnte, war Marthe wieder zurück mit einem kleinen Töpfchen, einem Glasgefäß, einer Hasenpfote, einem Strauß winziger rosa Rosen frisch aus dem Garten gepflückt und einem weißen Satinband.
Sie fing Faiths erstaunten Blick auf. „Sehen Sie mich nicht so an", brummelte sie.
„Das ist nichts Besonderes, nur ein paar Kleinigkeiten." Sie begann mit dem Töpfchen und strich eine Salbe über Faiths Bluterguss, um ihn abzudecken. Sie gab auch ein paar Tupfer auf die letzten Mückenstiche und trug dann mit der Hasenpfote sorgfältig irgendein Puder auf Faiths Gesicht auf. Als Marthe ihr einen Spiegel vorhielt, stockte ihr der Atem. Ein Wunder war geschehen! Ihr früheres Ich blickte ihr entgegen, ihre Haut wirkte makellos und glatt. So war das also, ein „geschminktes Frauenzimmer" zu sein - bei Weitem nicht so skandalös, wie man ihr stets eingeredet hatte. Sie schmunzelte Marthe an.
Diese stieß Faith nur zurück aufs Bett, wob das weiße Satinband durch ihre Locken und steckte ihr anschließend Dutzende der winzigen Rosen ins Haar. Kritisch begutachtete sie ihr Machwerk, danach nickte sie. „So ist es besser. Jetzt sehen Sie wirklich fast wie eine Braut aus. Ihre maman hätte es sich so gewünscht."
Faith brachte keinen Ton hervor. Sie schlang die Arme um Marthes magere Taille und drückte sie fest an sich. Die Frau blieb einen Moment lang starr stehen, dann wurde sie weich. Sie tätschelte Faiths Schulter und brummte: „Gehen Sie jetzt nach unten zum Frühstücken, Mademoiselle, und dann ab zu Ihrer heidnischen Zeremonie. Wir sehen uns wieder, wenn Sie für Ihre richtige Trauung in die Kirche kommen."
Pünktlich um halb neun trafen Nicholas und seine Begleiter im Pfarrhaus ein. „Ah, Monsieur", begrüßte ihn Vater Anselm. „Ihre Braut wartet bereits. Sehen Sie, da kommt sie."
Blacklocks Männer verstummten. Nicholas war zumute, als hätte man ihm einen Hieb in den Magen versetzt. Sie war wunderschön! Er starrte sie an, bis Stevens ihn anstupste. Er trat nun vor sie und nahm ihre Hand, um sie zu küssen.
Ihre Haut war weich und schmeckte nach Rosen. „Sie schme... duften nach Rosen", entfuhr es ihm.
„Ja, ich habe ja auch echte Rosen an mir", erklärte sie scheu. „Marthe hat sie aus dem Garten geholt und mir ins Haar gesteckt." Sie strich über ihr Kleid. „Und ich trage Blau, weil meine Mutter ebenfalls in Blau geheiratet hat."
Sie hatte sich für ihre Hochzeit schön gemacht. Mit Rosen im Haar. Sie war so schön, dass ihm die Stimme versagte. Ihr Haar war wie fein gesponnenes Gold und umrahmte lockig ihr Gesicht.
„Sie haben noch ein ganzes Leben lang Zeit, sich anzustarren, mes enfants", riss ihn der alte Pfarrer aus seinen Gedanken. „Die Zeit vergeht, und der Bürgermeister wird mehr Geld von Ihnen verlangen, wenn Sie sich verspäten. Wir sehen uns hier wieder, wenn Sie fertig sind."
Vater Anselm gestattete ihnen nicht, die Kirche gemeinsam zu betreten. „Mademoiselle ...", trotz ihrer rechtmäßigen Heirat beharrte er darauf, sie weiterhin Mademoiselle zu nennen, bis sie ordentlich in der Kirche getraut war, „... Mademoiselle wird von einem der beiden Herren hier zum Altar geleitet." Er sah Mac erwartungsvoll an, aber der wandte den Blick ab.
„Ich mache das." Stevens trat vor.
„Bon! Und Sie, meine Herren ..." Der alte Pfarrer führte Nick und Mac um die Kirche herum zum Hintereingang.
Mac packte Nick am Arm. „Ich hoffe nur, dass du das nicht irgendwann bereust, Capt'n! Du hast noch Zeit, deine Meinung zu ändern. Wir könnten jetzt einfach weitergehen und verschwinden!"
„Und meine Frau vor der Kirche stehen lassen?"
Mac schnaubte. „Sie ist nicht deine Frau - noch nicht!"
„Der Bürgermeister schien die Zeremonie für rechtmäßig zu halten."
„Pah! Dieses bisschen Gebrabbel von Amts wegen! Ich kann nicht glauben, dass das eine richtige Trauung gewesen sein soll."
„Ich schon."
Mac ging ein paar Schritte weiter. „Aber Capt'n", platzte er nach einer Weile heraus. „Du kannst doch unmöglich diesem Mädchen deinen Namen und deine weltlichen Güter anvertrauen. Du kennst es doch gar nicht. Nicht im Geringsten!"
„Meine weltlichen
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