Ein stuermischer Retter
sind?"
Sie zuckte die Achseln und antwortete auf Italienisch. „In unserer Dorfkirche. Eine andere Möglichkeit gab es nicht."
„In einer katholischen Dorfkirche in Italien?"
Auf ihre Bestätigung hin sprang er plötzlich auf und strahlte über das ganze faltige Gesicht. „Aha! Habe ich es nicht gesagt, Marthe?" Er ging wieder zum Englischen über und wandte sich an Nicholas Blacklock, der wenig erfolgreich versuchte hatte, dem Gespräch zu folgen. „Monsieur, ich kann Sie und die junge Dame nun doch trauen. Der Bürgermeister muss Sie natürlich zuerst standesamtlich trauen, aber danach kommen Sie zu mir und schließen vor Gott den Bund der Ehe. Ihre Braut ist in einer Kirche des wahren Glaubens getauft worden, ich darf Sie also trauen!"
Mr Blacklock zog eine Augenbraue hoch. „Möchten Sie das gern, Miss Merrit?"
Faith sah sich etwas hilflos um. Im Grunde genommen wollte sie überhaupt nicht heiraten - keine Vernunfthochzeit mit einem Mann, den sie kaum kannte -, aber da sie kaum eine andere Wahl hatte ...
Vorhin in der Kirche hatte sie Frieden gefunden. Sie hatte Kerzen für Mama und Papa angezündet. Sie hatte sich die beiden an ihrer Seite gewünscht; so waren sie ihr vielleicht am nächsten. „Ich würde sehr gern in einer Kirche heiraten, aber das ist auch Ihre Entscheidung. Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden?"
Er zuckte die Achseln. „Für mich macht das keinen Unterschied." Er wandte sich an den Pfarrer. „Wäre Ihnen morgen um zehn Uhr recht? Die standesamtliche Trauung ist um neun." Während der Pfarrer sich zustimmend verneigte, ertönte der Türklopfer. Marthe ging, um zu öffnen, und Nicholas erhob sich. „Das wird Stevens sein. Kommen Sie, Miss Merrit, wir begleiten Sie zum Gasthaus."
„Zum Gasthaus?" Der Geistliche wirkte brüskiert. „Sie kann nicht im Gasthaus bleiben, das schickt sich nicht. Sie bleibt hier, mit Marthe als ihrer Anstandsdame", fügte er würdevoll hinzu.
„Aber ..." Faith verspürte kein Verlangen, die Nacht unter Marthes strenger Beobachtung zu verbringen. Die Frau mochte in der Kirche vorübergehend freundlich zu ihr gewesen sein, aber sie wirkte immer noch kühl und missbilligend. „Dann wäre das also beschlossene Sache", betonte der alte Mann bestimmt.
„Nun gut. Ich muss zugeben, das ist eine bessere Lösung als das Gasthaus. Stevens wäre zwar bei ihr geblieben, aber hier ist sie doch sicherer. Außerdem braucht eine Frau am Vorabend ihrer Hochzeit weibliche Gesellschaft."
Vielleicht, aber nicht unbedingt die einer alten Frau, die mich immer noch ablehnt,
dachte Faith, aber sie widersprach nicht. Der Gedanke, in einem öffentlichen Gasthaus zu übernachten, war schon ein wenig furchterregend nach ihren Erfahrungen der letzten Wochen. Hier würde sie niemand belästigen.
Mr Blacklock nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. „Wir holen Sie um halb neun ab, Miss Merrit." Er hielt ihre Hand eine ganze Weile und fügte dann weich hinzu: „Schlafen Sie gut, meine Liebe."
Seine Freundlichkeit trieb ihr wieder die Tränen in die Augen. Sie konnte nur stumm nicken.
„Keine Sorge, Monsieur, wir werden gut auf sie aufpassen."
Nick stürzte sich kopfüber ins Meer. Das Wasser war eiskalt und belebend. Mit kräftigen Schwimmzügen entfernte er sich vom Strand. So machte er es immer, schwamm blindlings und ohne nachzudenken einfach weiter hinaus ins offene Meer. Manchmal kam ihm der Gedanke, weiter und weiter zu schwimmen, bis er zu erschöpft zum Umkehren war, und sich in den Fluten zu verlieren.
Aber es war nicht seine Art, so ohne Weiteres aufzugeben. Eine Welle schlug über seinem Kopf zusammen, und er schüttelte sich lachend und ausgelassen. Er liebte das Schwimmen. Manchmal stellte er sich vor, er wäre zur Hälfte eine Robbe, so wie die Selkies aus den schottischen Legenden, die an Land kamen und sich in Menschen verwandelten, indem sie ihr Fell ablegten. Im Wasser fühlte er sich frei. Hier konnte er tun, was er wollte, sein, wer er wollte.
Als junger Soldat, täglich den Tod vor Augen habend, hatten er und seine Freunde manchmal darüber gesprochen, welchen letzten Wunsch sie noch äußern würden, sollten sie sterben müssen. Matt, zum Beispiel, wollte mit hundert schönen Frauen schlafen, ehe er starb. George wünschte sich, einmal alle Weine Frankreichs kosten zu dürfen. Albert träumte davon, alle Werke von Shakespeare zu lesen.
Nicholas hatte sich nie so recht entscheiden können. Ja, es war bestimmt schön, mit vielen Frauen zu
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