Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
haben geschlossen«, sagte Jane laut genug, dass man sie durch die Scheibe hören konnte.
    Der Mann da draußen sah sich im Laden um, konnte sie aber nicht finden. Er trat von der Scheibe zurück, und da sah sie erst, wie groß er wirklich war. Sehr groß. Licht von der Laterne fiel auf seine Wange, als er sich umwandte. Er war ausgesprochen dünn und ausgesprochen schwarz.
    »Ich suche den Besitzer«, sagte der große Mann. »Ich muss ihm etwas zeigen.«
    »Es gab einen Todesfall in der Familie«, sagte Jane. »Wir haben diese Woche geschlossen. Könnten Sie nächste Woche wiederkommen?«
    Der große Mann nickte, sah sich auf der Straße um. Er wippte auf einem Fuß, als wollte er gleich losrennen, musste sich aber bremsen wie ein Sprinter vor dem Start. Jane rührte sich nicht. Es waren immer Leute draußen auf der Straße, und es war ja noch nicht spät, aber dieser Typ war zu nervös für diese Situation. »Hören Sie, wenn Sie etwas schätzen lassen wollen...«
    »Nein.« Er fiel ihr ins Wort. »Nein. Sagen Sie ihm einfach, sie ist... nein. Sagen Sie ihm, er soll auf ein Päckchen achten, das mit der Post kommt. Ich weiß nicht genau, wann.«
    Jane lächelte in sich hinein. Der Typ hatte irgendetwas – eine Brosche, eine Münze, ein Buch –, von dem er glaubte, dass es vielleicht etwas wert sein mochte. Wahrscheinlich hatte er es in der Kommode seiner Großmutter gefunden. Dutzende Male hatte sie es schon erlebt. Sie taten, als hätten sie die untergegangene Stadt Eldorado entdeckt, trugen es unter ihren Mänteln oder eingewickelt in tausend Lagen Taschentuch und Klebeband. (Je mehr Klebeband, desto wertloser war der Gegenstand normalerweise – da ließ sich bestimmt eine Gleichung aufstellen.) In neunzig Prozent der Fälle war es Schrott. Sie hatte erlebt, wie ihr Vater alles tat, um das Ego der Besitzer zu schonen, sie langsam auf die Enttäuschung vorzubereiten und davon zu überzeugen, dass der Erinnerungswert manche Dinge unbezahlbar machte, und er – bescheidener Gebrauchtwarenhändler, der er war – sich nicht erdreisten wollte, einen Preis dafür zu nennen. Charlie dagegen erklärte ihnen nur, er verstünde nichts von Broschen oder Münzen oder was sie sonst noch bei sich haben mochten, und überließ es anderen, die schlechte Nachricht zu überbringen.
    »Okay, ich sag es ihm«, rief Jane aus ihrer Deckung hinter den Mänteln hervor.
    Daraufhin verschwand der Mann, stakste wie eine Gottesanbeterin mit Riesenschritten die Straße hinauf und war nicht mehr zu sehen. Jane zuckte mit den Schultern, ging zurück und machte Licht, dann suchte sie zwischen den Stapeln nach Kissen.
    Der Laden war groß, nahm fast das gesamte Erdgeschoss in Anspruch, und war nicht besonders gut sortiert, da alle Ordnungssysteme, die Charlie ausprobierte, schon nach wenigen Wochen unter ihrem eigenen Gewicht zu kollabieren schienen, was nicht so sehr ein organisatorisches Flickwerk mit sich brachte, sondern einen Garten kunterbunter Stapel. Lily, das rothaarige Gruftimädchen, das drei Nachmittage die Woche bei Charlie arbeitete, sagte, der Umstand, dass sie nie etwas fand, sei der Beweis, dass hier die Chaostheorie praktische Anwendung fand, nur um sich dann murmelnd davonzumachen, in der Gasse hinter dem Haus Nelkenzigaretten zu rauchen und in die Hölle zu starren. (Wobei Charlie aufgefallen war, dass die Hölle einem Müllcontainer verdächtig ähnlich sah.)
    Zehn Minuten brauchte Jane, um die Inseln zu umschiffen und drei Kissen aufzutreiben, die breit und dick genug zu sein schienen, dass man darauf shiva sitzen konnte, und als sie wieder in Charlies Wohnung kam, fand sie ihren Bruder eingerollt auf dem Küchenfußboden, in Embryonalstellung, mit der kleinen Sophie vor dem Bauch, eingeschlafen. Die anderen Trauergäste hatten ihn total vergessen.
    »Hey, Schwachkopf.« Sie stieß mit dem Zeh an seine Schulter, und er rollte auf den Rücken, hielt das Baby im Arm. »Sind die Kissen okay?«
    »Hast du gesehen, dass es leuchtet?«
    Jane ließ den Kissenstapel fallen. »Was?«
    »Das rote Leuchten! Hast du im Laden was Leuchtendes gesehen? Was Rotes, Pulsierendes?«
    »Nein. Du?«
    »Glaub schon.«
    »Lass sie weg.«
    »Wen?«
    »Die Medikamente. Gib sie zurück. Offenbar sind sie viel besser, als du zugibst.«
    »Aber du hast doch gesagt, sie sind nur gegen Angstzustände.«
    »Lass die Finger von den Drogen. Ich pass auf die Kleine auf, solange du shiva sitzt.«
    »Du darfst nicht auf meine Tochter aufpassen, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher