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Ein Todsicherer Job

Ein Todsicherer Job

Titel: Ein Todsicherer Job Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ignorierte Botschaft und Verhalten gleichermaßen. »Wir brauchen Kleingeld für die Kasse.« »Mit einem Bus«, sagte Charlie.
    »Ray hat angerufen«, sagte sie. Ray Macy war Charlies anderer Angestellter, ein neununddreißigjähriger Junggeselle, dem es in ungesundem Maß an klaren Grenzen zwischen Internet und Wirklichkeit mangelte. »Er ist in Manila, um die Liebe seines Lebens zu treffen. Eine Miss LoveYouLongTime. Ray ist überzeugt davon, dass sie Seelenverwandte sind.«
    »Da war was im Gully«, sagte Charlie.
    Lily begutachtete einen Riss in ihrem schwarzen Nagellack. »Also hab ich die Schule geschwänzt, um einzuspringen. Das mach ich schon, seit du – äh – ausfällst. Ich werd ’ne Entschuldigung brauchen.«
    Charlie richtete sich auf und trat an den Verkaufstresen. »Lily, hast du gehört, was ich eben gesagt habe?«
    Er nahm sie bei den Schultern, aber sie machte sich von ihm los. »Autsch! Scheiße! Finger weg, Asher, du Sado-Freak, das ist mein neues Tattoo. « Sie boxte ihm an den Arm, wich zurück und rieb ihre Schulter. »Ich hab dich gehört. Komm wieder runter, s ’ il vous plait! « Seit Lily Baudelaires Die Blumen des Bösen im Hinterzimmer auf einem Stapel gebrauchter Bücher gefunden hatte, spickte sie ihre Sätze mit französischen Phrasen. »Im Französischen lässt sich die profunde Noirness meiner Existenz weit treffender zum Ausdruck bringen«, sagte sie.
    Charlie legte beide Hände auf den Tresen, damit sie nicht so zitterten, dann sprach er langsam und bedächtig wie mit jemandem, für den Englisch eine Fremdsprache war. »Lily, ich habe einen echt beschissenen Monat und weiß es zu schätzen, dass du deine Zukunft wegwirfst, um herzukommen und es dir an meiner Stelle mit den Kunden zu verscherzen, aber wenn du dich jetzt nicht sofort hinsetzt und etwas Anstand und Menschlichkeit an den Tag legst, werde ich dich leider entlassen müssen.«
    Lily setzte sich auf den Chrom-und-Plastik-Hocker hinter dem Tresen und schob sich die langen, lavendelfarbenen Strähnen aus den Augen. »Du möchtest also, dass ich gut zuhöre, weil du einen Mord gestehen willst? Soll ich mir Notizen machen oder einen alten Kassettenrekorder vom Regal holen und alles aufnehmen? Willst du mir etwa erzählen, ich wäre rücksichtslos, weil ich versuche, deine offensichtliche Anspannung zu ignorieren, die ich später der Polizei gegenüber werde erwähnen müssen, damit ich dann persönlich dafür verantwortlich bin, dass du in der Gaskammer landest?«
    Charlie lief es eiskalt über den Rücken. »Himmelarsch, Lily! « Die Schnelligkeit und Präzision ihrer Gruseligkeit überraschte ihn immer wieder. Sie war wie ein Wunderkind der Gruseligkeit. Glücklicherweise führte ihm ihre extreme Schwarzseherei vor, dass er vermutlich doch nicht in der Gaskammer enden würde.
    »So ein Mord war das nicht. Irgendwas hat mich verfolgt, und...«
    »Schweig!« Lily hob die Hand. »Es wäre mir lieber, nicht meinen Arbeitseifer bekunden zu müssen, indem ich sämtliche Details deines grässlichen Verbrechens meinem fotografischen Gedächtnis anheim gebe, um es später vor Gericht aussagen zu können. Ich werde einfach behaupten, ich hätte dich gesehen und du hättest auf mich einen ganz normalen Eindruck gemacht – für jemanden der auch sonst von nichts ’ne Ahnung hat.«
    »Du hast kein fotografisches Gedächtnis.«
    »Hab ich wohl, und es ist ein Fluch. Nie werde ich vergessen, wie sinnlos...«
    »Letzten Monat hast du mindestens achtmal vergessen, den Müll rauszubringen.«
    »Hab ich nicht.«
    Charlie atmete tief ein. Die vertraute Streiterei mit Lily beruhigte ihn ein wenig. »Okay, also, ohne hinzusehen: Welche Farbe hat dein Hemd?« Er zog die Augenbrauen hoch, als hätte er sie erwischt.
    Lily grinste, und einen Moment lang sah er, dass sie noch ein Kind war, irgendwie süß und ein bisschen doof hinter ihrem dicken Make-up und der Pose. »Schwarz.«
    »Du hast geraten.«
    »Du weißt, dass ich nur schwarze Sachen habe.« Sie lächelte. »Ich bin froh, dass du nicht nach meiner Haarfarbe gefragt hast, denn die ist seit heute Morgen neu.«
    »Das ist gar nicht gut für dich. In diesem Färbemittel sind Toxine.«
    Lily hob ihre lavendelfarbene Perücke an und zeigte ihre kurzen, kastanienbraunen Locken, dann setzte sie das Ding wieder auf. »Ich bin Mutter Natur persönlich.« Sie kam hoch und klopfte auf den Barhocker. »Setz dich, Asher. Gestehe! Langweile mich!«
    Lily stand an den Tresen gelehnt und neigte

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