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Ein toedlicher Plan

Titel: Ein toedlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Deaver
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Kanzlei und vertrat freiwillig Klienten, die sich keinen Anwalt leisten konnten, als Strafverteidiger.
    Für die zahlreichen weiblichen Gehilfen war aber viel wesentlicher, dass Reece ein Bild von einem Mann war, bei dem so gut wie jede Frau schwach wurde. Und als wäre das noch nicht genug, war er obendrein unverheiratet – und nicht schwul. Dafür gab es zwar nur einen einzigen mageren Beleg, seine Scheidung, aber die Frauen in der Kanzlei waren durchaus gewillt, das als hinreichenden Beweis anzuerkennen. Man sagte Reece nach, mit mindestens zwei weiblichen Angestellten der Kanzlei eine Affäre gehabt zu haben.
    Reece kehrte zu seinem Sessel zurück. Es war ziemlich warm in seinem Büro, und Taylor zog ihr Marinejackett aus. Dann fuhr sie sich mit einer Hand durch die Locken und spürte, wie Reece ihre Figur taxierte, wie sein Blick über ihre weiße Bluse und die Rüschen an ihrem Hals wanderte.
    In seinem Büro sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Mindestens hundert Aktenmappen, die von Dokumenten überquollen, bedeckten den Boden, die Regalbretter des Schranks und den Schreibtisch. Fachzeitschriften, die darauf warteten, gelesen zu werden, füllten einzeln oder in Stapeln jede freie Fläche zwischen den Aktenbergen aus. Essensgeruch drang in Taylors Nase, und sie entdeckte neben der Tür eine fettige Tüte von einem Schnelldienst, der chinesische Spezialitäten ins Haus lieferte.
    Reece goss sich eine Tasse Kaffee ein und drehte sich zu Taylor um. Er trug ein dunkelblaues Hemd mit weißen Ärmeln und weißem Kragen, eine dunkelblaue Hose und schwarze, spitz zulaufende Schuhe. Aber er sah nicht gerade aus wie aus dem Ei gepellt. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten, als hätte jemand dort Bleistiftstriche verschmiert, und rote Äderchen zeigten sich auf dem Weiß der Augen. Sein Haar war ungekämmt, und seine Haut war derart blass, dass Taylor sich fragte, ob er überhaupt braun wurde. Plötzlich gähnte er so ausgiebig, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Taylor unterdrückte das gleiche Verlangen, das sich wieder bei ihr meldete.
    »Was wissen Sie über das Bankenrecht?«, fragte Reece sie.
    »Nun, die Bank verlangt für geplatzte Schecks eine Rückscheckgebühr von zehn Dollar.«
    »Ist das alles?«
    »Ich fürchte, ja.« Sie schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »Aber ich lerne schnell.«
    »Das hoffe ich«, entgegnete Reece ernst. »Gut, dann will ich Ihnen Nachhilfe geben. Einer unserer Klienten ist die US-Niederlassung der Banque Industrielle de Genève. Haben Sie mal für die gearbeitet?«
    »Nein.« Taylor zog den Stenoblock aus ihrer Handtasche, nahm die Kappe von einem Stift und machte sich zum Mitschreiben bereit.
    »Letztes Jahr hat diese Bank einen Kredit über fünfundzwanzig Millionen …«
    »Schweizer Franken?«
    »Nein, Dollar«, antwortete Reece und fuhr fort, »… an eine hiesige Firma in Midtown, die Hanover & Stiver, Inc. … Was schreiben Sie denn da?«
    »Ich mache mir Notizen. Das tue ich immer.«
    »Lassen Sie das«, befahl er.
    Taylor zögerte einen Moment und legte dann den Block neben sich auf den Boden.
    »Hanover & Stiver betreibt Abfallbeseitigung im großen Stil, Giftstoffe werden entfernt und entsorgt. Nun, anscheinend hat die Bank die Firma vor der Kreditvergabe nicht sorgfältig genug überprüft, denn mittlerweile hat sich herausgestellt, dass in der Geschäftsleitung von Hanover & Stiver der reinste Schlendrian herrscht. Von Anfang an haben sie die Raten nur unregelmäßig gezahlt und ständig neue Entschuldigungen vorgebracht. Ihre Kunden und Lieferanten würden ihre Rechnungen nicht begleichen und ähnliches Blabla. Und am Ende haben sie der Banque Genève erklärt: ›Es tut uns furchtbar Leid, aber wir haben nicht das Geld, um den Kredit zurückzuzahlen.‹ Und schon wird der Wechsel fällig.«
    »Sie wollen die Bank wechseln?«
    Reece bedachte sie mit einem zweifelnden Blick. »Sie haben wirklich keine Ahnung vom Bankenrecht, nicht wahr? Wenn eine Bank Geld verleiht, muss der Kreditnehmer einen Wechsel unterschreiben. Und dieses Papier ist so ähnlich wie ein Scheck.«
    »Verstehe. Ein Scheck über fünfundzwanzig Millionen Dollar.«
    »Die Banque Genève hat nun beschlossen, Hanover & Stiver zu verklagen, und mir den Fall übertragen. Wenn man jemanden auf Zahlung verklagen will, muss man dem Gericht den Wechsel vorlegen. Und so hat ihn mir die Bank per Boten zugestellt, aber der Gerichtstermin musste um zwei Wochen vertagt werden, weil

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