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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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folgte. Furius Licinius grinste dem Abt anzüglich zu, steckte sein Schwert weg und trottete hinterdrein.
    Unten in der Eingangshalle kam die Frau gerade ächzend wieder zu sich.
    Mit einem Seufzer blieb Fidelma stehen. Aus ihrem marsupium zog sie eine Münze hervor und legte sie auf den Tisch.
    «Entschuldigt, daß ich Euch weh getan habe», sagte sie zu der noch immer benommenen Frau.
    Draußen wartete der pockennarbige Nabor neben ihrem Wagen.
    «Einen sestertius , junger custos », grunzte er und fügte mit einem lüsternen Grinsen hinzu: «Wenn ich gewußt hätte, daß Ihr ausgerechnet dieses Haus besuchen wollt, hätte ich Euch etwas Besseres empfehlen können …»
    Furius Licinius errötete heftig, warf ihm die versprochene Münze zu und kletterte in den Wagen.
    Schweigend fuhren sie am Tiber entlang, durch die Valle Murcia und schließlich in östlicher Richtung zurück zum Lateranpalast.
    Decurion Marcus Narses kam die breite Treppe hinunter auf sie zugelaufen.
    «Schwester, ich habe Neuigkeiten von Bruder Osimo Lando», keuchte er.
    «Sehr gut», antwortete Fidelma. Vielleicht würde sie nun herausfinden können, was Ronan Ragallach mit den Arabern zu schaffen gehabt hatte. «Warum ist er heute nachmittag nicht zu seiner Arbeit erschienen? Ist er krank?»
    Marcus Narses schüttelte den Kopf. Noch ehe er sprach, wußte Fidelma, was er sagen wollte.
    «Ich fürchte, Schwester, Bruder Osimo weilt nicht mehr unter den Lebenden.»
    «Nicht mehr unter den Lebenden?» Eadulf sah erschrocken auf.
    «Wurde er erdrosselt?» fragte Fidelma mit betont ruhiger Stimme.
    «Nein, Schwester. Osimo ist vom Aquädukt gesprungen. Er war auf der Stelle tot.»
     

XIV
     
    «Selbstmord?» Zweifelnd sah Fidelma den jungen Furius Licinius an. «Seid Ihr sicher?»
    «Einwandfrei», bestätigte Licinius. «Osimo Lando wurde von mehreren Leuten beobachtet, wie er auf den Aquädukt kletterte und auf die Straße sprang.»
    Mit nachdenklich gesenktem Kopf saß Fidelma da. Bruder Osimo Landos Tod warf weitere Fragen auf und ließ alles noch rätselhafter erscheinen.
    Fidelma und Eadulf befanden sich im munera peregrinitatis , wo Osimo und Ronan gearbeitet hatten. Sie hatten Licinius ausgeschickt, um weitere Einzelheiten über Osimos Tod in Erfahrung zu bringen, während sie selbst gründlich die Räume durchsuchten. Doch nichts wies auf eine Verbindung zwischen Ronan Ragallach und Arabern hin. Auf seinem Schreibtisch lagen einige unverständliche Aufzeichnungen und ein altes griechisches Buch mit medizinischen Traktaten. Das Werk war offenbar sehr wertvoll, denn Ronan hatte es sorgfältig in Sackleinen eingeschlagen und unter einem Stapel von Papieren versteckt. Abgesehen davon entdeckten sie nur verschiedene Briefe von nordafrikanischen Kirchen, die sich auf ihrer Suche nach geistiger Führung an Rom gewendet hatten.
    Eadulf machte ein finsteres Gesicht. «Könnte Osimo Lando sich in einem Anfall von Reue das Leben genommen haben, weil er Ronan Ragallach ermordet hat?» Seine Stimme klang wenig überzeugend.
    Fidelma sparte sich die Mühe, darauf zu antworten. «Wir sollten Bruder Osimo Landos Unterkunft in Augenschein nehmen. War er im Palast untergebracht?»
    Licinius schüttelte den Kopf. «Er wohnte in der gleichen Herberge wie Ronan Ragallach. Im Haus von Diakon Bieda.»
    «Ah, natürlich», seufzte Fidelma. «Ich hätte es mir denken können. Laßt uns gleich hingehen. Vielleicht finden wir dort des Rätsels Lösung.»
    Furius Licinius zeigte ihnen eine Abkürzung durch den Lateranpalast. Die Räume des munera peregrinitatis befanden sich im oberen Stockwerk eines zweistöckigen Hauses. Anstatt die Marmortreppe in den Innenhof zu nehmen, brachte Licinius sie zu einer Holzbrücke. Diese führte zu dem Gebäude, das die scala sancta barg – jene heilige Treppe, die Christus einst nach der Verurteilung durch Pilatus hinuntergeschritten war.
    Zu Eadulfs Erstaunen erkundigte sich Fidelma trotz der vielen drängenden Fragen in aller Seelenruhe bei Furius Licinius nach dem Gebäude. Ihre Einstellung zur Zeit hatte ihn schon öfter verwundert, denn wie viele ihrer Landsleute sah sie nur selten einen Grund zur Eile.
    «Das eigentliche sancta sanctorum befindet sich in der Mitte», erklärte Licinius, als Fidelma stehenblieb, um sich das Gebäude näher anzuschauen. «Der Weg ist uns durch ein Tor versperrt. Ich werde Euch deshalb auf anderem Wege in die Kapelle der heiligen Helena geleiten. Von dort aus können wir das Palastgelände in

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