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Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Ein Totenhemd fur einen Erzbischof

Titel: Ein Totenhemd fur einen Erzbischof Kostenlos Bücher Online Lesen
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ließ.»
    Der Gestank wurde immer durchdringender, während sie der schmaler werdenden, schmutzigen Gasse zu einem großen, überdachten Marktplatz folgten. Es herrschte eine drückende Hitze. Zwischen den schmuddeligen Ständen und Buden wimmelte es von streitenden Erwachsenen und schreienden Kindern. Der Anblick von Männern und Frauen, die in anzüglicher Umarmung aus den Tavernen taumelten, trieb Fidelma die Schamesröte ins Gesicht. In den Gossen sonderte ein trüber Strom aus tierischen und pflanzlichen Abfällen in allen Stadien der Verwesung ekelerregende Dünste ab.
    Furius Licinius brachte sein Pferd zum Stehen. Durch eine Lücke zwischen zwei Marktbuden konnten sie erkennen, daß Puttocs lecticula angehalten hatte. Der Abt war abgestiegen, warf den Trägern eine Münze zu und sagte etwas zu ihnen. Dann drehte er sich um und verschwand in einem Haus.
    Fidelma sah, wie die Träger einander zugrinsten, ihre lecticula absetzten, die nächstbeste caupona , eine billige Taverne, ansteuerten, sich auf zwei der im Freien aufgestellten Stühle niederließen und etwas zu trinken bestellten.
    «Schaut nur!» flüsterte Eadulf.
    Ein kleiner Mann in fließenden Gewändern, einem Tuch als Kopfbedeckung und einem buschigen schwarzen Bart eilte durch die Menge auf das Gebäude zu, das Puttoc soeben betreten hatte. Vor der Tür blieb er stehen und blickte sich noch einmal argwöhnisch um, ehe er ebenfalls hineinging.
    «War das ein Araber?» wandte Fidelma sich an Furius Licinius.
    Der tesserarius nickte mit finsterer Miene.
    «Wenn zwischen Euren Völkern Krieg herrscht, warum erlaubt Ihr ihnen dann, sich in Rom niederzulassen?» fragte Eadulf.
    «Im Krieg befindet sich Rom nur mit den Arabern, die dem neuen Propheten folgen», erklärte Licinius. «Es gibt viele Araber, die noch nicht zum neuen Glauben übergetreten sind. Mit diesen Kaufleuten aus dem Osten treiben wir seit vielen Jahren einen regen Handel, den im Grunde niemand missen will.»
    Fidelma musterte das große Gebäude, in dem sich Puttoc und jetzt auch der Araber befanden. Es war eines der wenigen Steinhäuser in dieser Gegend und hatte zwei Stockwerke und Fenster mit dicken Holzläden, die alle geschlossen waren. Ehe sich das Elendsviertel rundherum ausgebreitet hatte, war es wahrscheinlich einmal die Villa eines wohlhabenden Römers gewesen.
    «Kennt Ihr dieses Gebäude, Licinius?»
    Der junge custos schüttelte den Kopf.
    «Ich verkehre nicht in diesem Teil der Stadt, Schwester», sagte er, ein wenig gereizt wegen der Unterstellung, die er aus ihrer Frage herauszuhören glaubte.
    «Darum geht es mir nicht», erwiderte Fidelma. «Mich interessiert, ob Ihr eine Vermutung habt, wofür das Gebäude genutzt wird – ob es den Kaufleuten gehört?»
    Auch diese Frage konnte Furius Licinius nicht beantworten.
    «Seht nur!» flüsterte Eadulf plötzlich.
    Er deutete auf das ganz rechts gelegene Fenster im oberen Stockwerk des Gebäudes.
    Es war eindeutig Abt Puttoc, der sich dort herauslehnte, um den Fensterladen aufzuschieben und Licht hereinzulassen. Gleich darauf verschwand er wieder in dem dahinterliegenden Zimmer.
    «Zumindest wissen wir, in welchem Zimmer sich Abt Puttoc befindet», murmelte Fidelma.
    «Und was machen wir jetzt?» fragte Licinius.
    «Da Puttoc und der Araber im Haus sind, schlage ich vor, daß wir hineingehen und unseren Freund, den Abt von Stanggrund, zur Rede stellen.»
    Furius Licinius grinste und klopfte zufrieden mit einer Hand auf sein gladius . Das war endlich ein Plan, der ihm gefiel und den er verstand – im Gegensatz zu dem ständigen Fragen und Grübeln.
    Sie stiegen aus dem Wagen.
    Licinius sah sich um und wandte sich an einen gefährlich wirkenden, pockennarbigen Mann, der gerade über die Straße kam. Er war stämmig – kein Mensch, mit dem man gerne Streit bekam.
    «He, du da! Wie heißt du?»
    Der Mann blieb erstaunt stehen. Es geschah nicht alle Tage, daß er von einem jungen Offizier der custodes angesprochen wurde.
    «Ich heiße Nabor», knurrte er mit tiefer Stimme.
    «Nun, Nabor», sagte Licinius, den das bedrohliche Äußere des Mannes offenbar nicht einschüchtern konnte. «Ich möchte, daß du das Pferd und den Wagen bewachst. Wenn ich zurückkomme und beides noch da ist, gebe ich dir einen sestertius . Wenn nicht, werde ich es dir mit meinem gladius heimzahlen.»
    Die groben Züge des Mannes verzogen sich zu einem Grinsen. «Ein sestertius ist mir lieber als Euer gladius . Ich werde gut aufpassen.»
    Die Aussicht

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