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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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das, was sich soeben ereignet hatte, in den Clubs und Salons der beau monde zu tratschen.
    „Er wird Pistolen wählen und vorzeitig abfeuern“, warnte Luke.
    „Ich weiß …“, erwiderte Ross.
    „Was auch immer morgen dabei herauskommt“, fügte Dickie hinzu, „selbst wenn Cadmore nicht auftaucht oder zu früh schießt, Ross hat ihn heute hier erledigt. Jeder hat das begriffen, er auch!“ Er sah Ross nicht wenig bewundernd an. „Du bist ein gerissener Bastard! Du hattest das so geplant, nicht wahr? Du hast uns alle heute hierhergebracht – diese Kämpfe arrangiert –, nur um ihn herzulocken.“
    „Würde ich so etwas tun?“, fragte Ross schleppend und schlenderte pfeifend von dannen, um sich umzuziehen.
    „Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen soll, Elizabeth. Ich schäme mich, dass ich so etwas je gedacht habe …“
    Elizabeth blickte Rebecca fragend an. „Nun, ‚so etwas‘ hört sich viel zu interessant an, als dass du es für dich behalten dürftest.“
    Seit sie einander vor ein paar Tagen offiziell vorgestellt worden waren, hatten die beiden Frauen viel Zeit miteinander verbracht und sich angefreundet. Elizabeth hatte die entzückenden Söhne der Ramsdens in ihrem Stadthaus in der Burlington Parade kennengelernt. An diesem schönen Herbsttag spazierten sie plaudernd über die Bond Street. Victoria, Emma und Sophie folgten ihnen in angeregter Unterhaltung.
    „Da wir bald Schwägerinnen sind und ich dich sehr mag, werde ich es dir anvertrauen“, kicherte Rebecca. „Als ich dich letzte Woche in dem Stoffladen gesehen habe und mir auffiel, wie viel Aufmerksamkeit Ross dir schenkte, glaubte ich, dass du … ich meine, ich dachte, du könntest seine … chère amie sein.“ Rebecca setzte eine entschuldigende Miene auf, lächelte jedoch verschmitzt.
    Elizabeth lachte erleichtert auf. „Also, Lady Ramsden, da du so ehrlich zu mir warst, muss ich es ebenfalls sein. Ich glaubte, diese Rolle würdest du spielen, als ich euch zusammen sah. Ich wäre vor Verlegenheit fast im Boden versunken, als du mir als Verwandte vorgestellt wurdest.“
    Rebecca prustete vor Lachen. „Du hast mich für seine Mätresse gehalten? Wie famos! Er ist so großartig …“ Sie verzog das Gesicht. „Oh, tut mir leid! Es ist nur so, dass ich mich mit den Jahren daran gewöhnt habe – natürlich mit Lukes Segen –, unschuldig mit Ross zu flirten. Er ist der allerbeste Schwager, so interessant und amüsant. Und seine Neffen lassen ihm keine Ruhe, wenn er zu Besuch ist, das heißt Troy, denn Jason ist ja erst eineinhalb und kann noch nicht Soldaten oder Piraten spielen. Aber er lacht glücklich, wenn er seinen Onkel Ross sieht.“ Da Elizabeth schwieg, hörte Rebecca auf zu schwatzen und stöhnte bedauernd. „Du bist es bestimmt leid, Frauen zuzuhören, die ihr Loblied auf deinen zukünftigen Gatten singen. Wie taktlos von mir, das ebenfalls zu tun.“
    Elizabeth lächelte unbekümmert. „Das macht nichts. Außerdem ist es höchst angenehm zu wissen, dass er gut mit Kindern zurechtkommt.“
    Rebecca lächelte. „Oh, Ross hat eine sanfte Seite. Das fällt mir immer dann auf, wenn er dich ansieht.“
    Wieder lächelte Elizabeth, während ihre drei Begleiterinnen zu ihnen aufschlossen. Gemeinsam begutachtete man ein Schaufenster mit wunderbaren Stoffen.
    Plötzlich sah Elizabeth das Spiegelbild einer Frau im benachbarten Ladenfenster. Doch dies war das West End von London. Das letzte Mal hatte sie dieses hagere Gesicht mit den dunklen Haaren in der Nähe der Docks gesehen! Elizabeth wandte sich unauffällig um und riskierte einen vorsichtigen Blick.
    Jane Selby stand auf der anderen Seite der Straße und hielt ihr Kind an der Hand. Beide waren unauffällig und sauber gekleidet. Doch die Art und Weise, wie Jane unter ihrem Hutrand hervor die feinen Leute beobachtete, die die Bond Street entlangschlenderten, war ziemlich verdächtig. Der Junge musste etwa fünf oder sechs Jahre alt sein. Der Gesichtsausdruck, mit dem er zu seiner Mutter hochschaute, war so gequält, dass Elizabeth das Herz wehtat. Und was sie nun sah, jagte ihr einen eisigen Schauder über den Rücken.
    Jane nickte einem jungen Mädchen zu, das in einiger Entfernung stand. Als Antwort klopfte das junge Mädchen auf seine Tasche und deutete verstohlen mit einem Finger auf eine Matrone, die alleine die Straße entlangging.
    Auf das Zeichen ihrer Komplizin hin entzog Jane ihrem Sohn die Hand, flüsterte ihm etwas ins Ohr und schubste ihn weg. Der Kleine

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