Ein verwegener Gentleman
Geldstrafen und Schulden bezahlt, nachdem der Bigamist mich verlassen hatte. Manchmal ist er so nett … schlägt meine Schlachten für mich“, erklärte sie ernsthaft. „Ich habe bei vierhundert den Überblick verloren. Mit dem Laudanum für Jack und den Zinsen muss es inzwischen mehr sein. Wenn du die Summe wissen willst, frag Leachie … er hat alles aufgeschrieben“, schloss sie ungeduldig.
Sie starrten einander an, und dann murmelte Jane bitter: „Ich hatte gehofft, du würdest wiederkommen, obwohl ich dir gesagt hatte, du sollst es nicht tun. Ich dachte, du hättest es ernst gemeint, als du sagtest, dass du helfen wolltest, weil du selbst auch Pech hattest.“
Elizabeth zuckte betroffen zusammen. Sie wollte Jane klarmachen, dass sie nichts vergessen hatte, dass seit jener Begegnung kein Tag vergangen war, an dem sie nicht an ihre Notlage gedacht und sich den Kopf zerbrochen hatte, wie sie sie retten könnte.
Doch die Wahrheit war, dass sie nicht gewagt hatte, sich Lord Stratton zu widersetzen. Er hatte ihr verboten, Jane aufzusuchen. Er war der Grund, weshalb sie alle wohltätigen Vorhaben in den Hintergrund gedrängt hatte. Zutiefst beschämt blickte sie in Janes verzweifelte Augen. Wenn ihre Großmutter nicht gewesen wäre, hätte es ihr genauso ergehen können. Wortlos drehte sie sich um und marschierte los.
13. KAPITEL
Als Elizabeth zielstrebig auf ihn zukam, fiel Nathaniel Leach ungläubig die Kinnlade herunter. In Wahrheit konnte sie es selbst nicht glauben, dass sie so kühn war, sich ihm in aller Öffentlichkeit zu nähern. Aber sie dachte nur an Jane und ihren Sohn und daran, welche Rolle dieser Mann in ihrem trostlosen Leben spielte, und zwang sich weiterzugehen.
„Wissen Sie, wer ich bin, Mr. Leach?“, fragte sie in kaltem Zorn, sobald sie in Hörweite war.
Er grinste. „In der Tat, Lady Elizabeth“, erwiderte er mit spöttischer Bescheidenheit. „Die Tochter von ’nem Marquess, nich? Jane hat mir ’n paar interessante Dinge über Sie erzählt. Na, wer hätte gedacht, dass so ’n hochnäsiges Mädel in so schlimmen Schwierigkeiten gewes’n is? ’türlich … alle machen mal ’n Fehler … hab ich Verständnis für … und ich verurteil keinen.“
Elizabeth blickte ihn eisig an. „Ja, ich bin die Tochter eines Marquess“, bestätigte sie frostig. „Und ich werde Ihnen das Leben schwer machen, wenn Sie nicht genau das tun, was ich Ihnen sage.“
„Und was genau wär das, Mylady?“
„Ich möchte, Mr. Leach, dass Sie Jane und ihren Sohn unverzüglich meiner Obhut überlassen, oder es wird Ihnen leidtun.“
Er rieb sein stoppeliges Kinn. „Na ja … ’s is Janes Sache, was se tut. Sie is so frei wie Sie und ich. Sobald sie ihre Abrechnung bezahlt hat, kann se dahin geh’n, wo der Pfeffer wächst. Und der Bengel auch …“
„Wie viel schuldet sie Ihnen?“
Er grinste amüsiert. „Oh, ’ne Menge. Selbst für Ihre hohen Ansprüche, Mylady. Hab alles notiert und unterschreib’n lass’n. Iss ’n habgieriges kleines Mädel, Ihre Jane. Das is der Ärger mit die feinen Leute … sie woll’n auf ihre Luxusdinge nich verzicht’n. Aber sie müss’n dafür zahl’n … jeder muss zahl’n“, sagte er höhnisch. Er ließ seinen Blick begehrlich über ihren Körper wandern. „Sie hätt’n zurückkommen soll’n zu Leachie … wir würd’n ganz gut mit’nander auskommen! Ich könnt’ Ihnen ’n paar meiner feinen Gents vorstellen … Sie würd’n ’n feinen Notgroschen haben … und mich auch.“
Elizabeth schaute ihn so giftig an, dass sein Grinsen verschwand. Sie ballte vor Wut die Fäuste, sodass das Sonnenlicht sich in dem funkelnden Diamanten an ihrem Verlobungsring fing. Leach gewahrte es, und ein gieriger Ausdruck trat in seine Augen. Verschlagen sah er sie an: „Ihr Klunker da könnt grade reichen …“, meinte er heiser und wies auf den Brillanten. „Mehr als tausend Pfund sind fällig …“
„Nein. Aber ich habe eine Halskette …“ Ohne darüber nachzudenken, hatte sie die Entscheidung gefällt, lieber ihr Erbstück als ihren Verlobungsring zu verlieren, und das erstaunte sie so sehr, dass sie seine Begeisterung kaum bemerkte. Nathaniel Leach schluckte aufgeregt, trat von einem Fuß auf den anderen und beobachtete sie lauernd, während er begierig darauf wartete, dass sie sich näher erklärte.
Nach einem Moment des Überlegens sagte Elizabeth scharf: „Ich kann Sie heute nicht mehr treffen. Ich habe eine Verabredung. Aber morgen werde ich Sie
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