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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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hatte.
    „Womit hantierst du da nur?“, schnauzte Edwina ihre Begleiterin an, die mit ihr in der gemütlichen alten Kutsche saß. Sie waren auf dem Weg zu dem privaten Kartenabend bei Mrs. Farrow.
    Evangeline Filbert hielt ihre Strickarbeit hoch. „Socken. Ich habe schon zehn Paar fertig gemacht. Lizzie nimmt sie morgen mit nach Bridewell.“
    Edwina Sampson entriss ihr den halb fertigen Strumpf und pfefferte ihn auf den Sitz. „Nicht du auch noch! Spielt neuerdings jeder verrückt wegen dieser missratenen Verbrecher?“
    Evangeline sah gekränkt aus, und ihre Lippen begannen zu zittern.
    „Oh, um Gottes willen, jetzt fang nicht an zu flennen. Hier.“ Edwina griff nach dem Strickzeug und warf es ihr auf den Schoß zurück. „Strick noch ein paar Reihen, wenn du musst, aber bitte keine Tränen, oder ich nehme dich nicht wieder mit zu meinen Freunden. Dann kannst du alleine zu Hause sitzen.“
    „Oh, ich komme gerne mit. Deine Freunde sind alle so … aufregend. Und besonders. Und faszinierend“, flüsterte Evangeline ehrfürchtig. Sie war eine Jungfer von dreiundvierzig Jahren, die ein sehr zurückgezogenes, von Sorgen gezeichnetes Leben geführt hatte, weil sie ihre kranke Mutter pflegen musste. Als die alte Dame, die eine langjährige Freundin von Edwina Sampson gewesen war, schließlich starb, hatte Edwina die Tochter unter ihre Fittiche genommen. Das Arrangement kam ihnen beiden entgegen: Einige Male in der Woche konnte Evangeline so ihrer Langeweile und Einsamkeit entfliehen, und Edwina hatte eine unbezahlte Gesellschafterin, die sie zu jenen unvernünftigen Veranstaltungen begleitete, die sie so mochte. Evangeline allerdings war diese Tatsache nicht bewusst.
    An diesem Abend war ihre Gastgeberin eine außerordentlich glamouröse Witwe, die als gegenwärtige Mätresse des Duke of Vermont gefeiert wurde. Noch berüchtigter war sie allerdings, weil sie ihn unverhohlen mit jedem jungen Dandy betrog, der ihr unter die Augen kam. Trotzdem war der alternde Duke immer noch in sie vernarrt. Mrs. Farrow bewegte sich in äußerst vornehmen Kreisen, fand Edwina, wenn sie auch eher der demi monde angehörte. Auf jeden Fall war es bei ihr kurzweiliger, als auf dem Sofa der Heathcotes zu sitzen und der jungen Sophie zuzuhören, die etwas darüber faselte, wie die Stellung der Planeten das Schicksal eines Menschen beeinflussen konnte …
    Obwohl Maria Farrow gut zwanzig Jahre jünger war als sie, gab es vieles, was die beiden Frauen verband, nicht zuletzt ihre Herkunft. Edwina jedoch besaß mächtige Verbindungen: Ihr verstorbener Gatte hatte mit Adeligen verkehrt. Ihre geliebte Tochter hatte einen Aristokraten geheiratet. Sie hatte eine wunderschöne Enkelin, deren Vater der verstorbene Marquess of Thorneycroft war. Edwina runzelte die Stirn. Sie hätte gerne noch einen Enkelsohn gehabt. Aber ihre Tochter war einer Grippe zum Opfer gefallen, bevor sie weitere Kinder zur Welt bringen konnte. Es hatte sie sehr erbittert, als der Marquess wieder geheiratet hatte, weil er unbedingt einen Erben haben wollte, damit sein Cousin, den er verabscheute, nach seinem Tod nicht den Besitz bekommen würde. Seine zweite Frau hatte ihm innerhalb eines Jahres nach der Vermählung einen Sohn geschenkt.
    Edwina runzelte die Stirn. Ein angeheirateter Enkel war immer noch möglich, auch wenn die liebe Lizzie immer wieder beteuerte, dass eine Ehe für sie nicht infrage kam. Dieser schicksalhafte Mittsommerabend, an dem sie kompromittiert worden war, lag doch inzwischen zehn Jahre zurück, und es war doch nicht mehr als ein dummer Ausrutscher gewesen!

2. KAPITEL
    „Es ist ja entsetzlich heiß hier, Maria!“, beschwerte Edwina sich bei ihrer Gastgeberin und fächelte sich heftig Luft zu.
    „Das Feuer im Ofen brennt, weil Seine Gnaden es so will“, vertraute Maria ihr an und deutete mit dem Kopf auf einen majestätischen Gentleman mit schütterem Haar, der an einem Tisch in der Nähe saß und bei einer Partie Whist mitspielte. „Der gute Charlie besteht darauf, dass ordentlich geheizt wird, seit man ihm zutrug, der junge Carstairs habe letzte Woche hier übernachtet. Ich habe mich beklagt, es wäre in meinem Zimmer so kalt gewesen, dass ich im Bett erfroren wäre, wenn kein heißblütiges Regimentsmitglied hineingeschlüpft wäre, um mich zu wärmen. Am nächsten Tag lag ein riesiger Stapel Holzscheite draußen vor meiner Tür.“
    Edwina kicherte und deutete auf ihr Glas. „Was, um Himmels willen, ist das nur für ein scheußliches

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