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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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Abenteuer liebt. Er war auf See. Zurzeit steht er bei Hofe hoch in der Gunst.“
    Lady Elizabeth Rowe zog ihre Handschuhe an und rückte den Hut zurecht. „Nun, dann wird er auf deine Gesellschaft sehr viel mehr Wert legen als auf meine. Aber falls wir früh genug von Bridewell zurück sind, werde ich mich freuen, ihn kennenzulernen.“ Froh, dass ihre Meinungsverschiedenheit vom vorherigen Tag vergessen zu sein schien, lächelte sie ihre Großmutter an. Sie ging zum Fenster und schob die Gardine zurück. „Oh, da kommt Hughs Gig ja schon. Ich muss mich sputen.“
    Elizabeth eilte in die Halle, und Edwina folgte ihr, so schnell sie konnte. „Sieben Uhr. Sag dem Reverend, dass ich dich um diese Zeit zurückerwarte, um mit Viscount Stratton zu dinieren …“, rief sie ihrer Enkelin in vernehmlicher Lautstärke nach, bevor Pettifer die Haustür hinter ihr schloss.
    Elizabeth lief leichtfüßig die Steinstufen hinunter und gestattete Hugh Clemence, ihr in die Kutsche zu helfen.
    Hugh Clemence’ Augen verweilten auf ihrem elfenbeinfarbenen Profil. „Hat Mrs. Sampson gerade Viscount Stratton erwähnt? Oder habe ich den Namen falsch verstanden?“
    Elizabeth runzelte die Stirn. „Nein, Sie haben richtig gehört. Sie hat mir erzählt, er wäre ein alter Freund von ihr, der heute Abend mit uns dinieren wird. Es klang so, als wäre er ein faszinierender Mensch.“
    Als sich sein angespanntes Schweigen in die Länge zog, fragte sie: „Ist etwas nicht in Ordnung, Hugh?“
    Der Reverend zwang sich zu einem winzigen, steifen Lächeln. „Nein. Ich weiß, dass Ihre Großmutter ein wenig … exzentrisch ist und sich zuweilen in etwas … seltsamer Gesellschaft aufhält. Trotzdem muss ich zugeben, es überrascht mich, dass sie und der Viscount miteinander bekannt sind.“
    „Weshalb?“, fragte Elizabeth mäßig neugierig.
    „Er … er ist ein Junggeselle mit … mit einem gewissen Ruf. Vielleicht kennen Sie ihn eher unter dem Namen Ross Trelawney. Er wurde kürzlich vom König geadelt. Haben Sie es nicht in der Zeitung gelesen?“
    Elizabeth schüttelte nachdenklich den Kopf. Dann weiteten sich ihre Augen, und sie lachte ungläubig auf. „Nicht der Trelawney … der Pirat? Der Trelawney aus Cornwall … der immer in irgendeinen Streit oder Skandal verwickelt ist?“
    „Wohl eher ein plündernder Schmuggler als ein Pirat, meine ich.“ Hugh rümpfte die Nase. „Jetzt wird er natürlich als Schmugglerfänger gefeiert. Er hat mit den Jahren ein Vermögen an Geldern und Waren für die Krone zurückgeholt. Deshalb ist er auch in den Adelsstand erhoben worden. Er war lange für seine finsteren Taten berüchtigt …“, fügte er unheilvoll hinzu. „Und junge Damen, die ihre Tugend schätzen, wären wohl beraten, um ihn und seine Freunde einen großen Bogen zu machen!“ Hugh errötete ob seines missionarischen Eifers und sah Elizabeth eindringlich an. „Machen Sie keine ironische Bemerkung über Ihren eigenen Ruf, Elizabeth“, bat er sie freundlich. „Meiner Einschätzung nach gab es nie eine tugendhaftere, wohltätigere Dame als Sie.“
    Elizabeth lächelte mit gerunzelter Stirn und wandte den Kopf ab. „Danke, Hugh. Denken Sie bitte daran, dass Sophie sich uns später anschließen will. Ich habe ihr gesagt, dass sie mit uns nach Hause fahren kann, wenn Sie nichts dagegen haben.“
    Der Reverend versicherte ihr, er wäre höchst erfreut, ihre Freundin heimzubringen. Elizabeth dachte jedoch immer noch darüber nach, dass ihre Großmutter an diesem Abend mit einem berüchtigten Schurken zu dinieren gedachte. Wenn man dem Klatsch Glauben schenken durfte, war der neue Viscount Stratton ein ebenso hartgesottener Lebemann wie ihr schlimmster Feind, der abstoßende Earl of Cadmore. Aber weshalb war es ihrer Großmutter so wichtig, sie bei ihrem Dinner mit diesem übel beleumdeten alten Seebären dabeizuhaben? Wenn nur die Hälfte von dem stimmte, was man sich über Trelawney erzählte, war er kaum eine passende Gesellschaft für eine Jungfer von vornehmer Geburt.
    Elizabeth war sehr erleichtert, dass es nach dem Streit am vorherigen Tag kein ausgedehntes Schweigen und keine eisigen Blicke seitens ihrer Großmutter gegeben hatte. „Ich möchte, dass du versorgt bist“, hatte die alte Dame gestern betont, und ihre Stimme hatte entschiedener geklungen als sonst. Weshalb war sie so erpicht darauf, sie ihrem Freund vorzustellen? Hugh hatte vorhin gesagt, Trelawney sei Junggeselle. Und er war seit Kurzem ein Adeliger. Vielleicht

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