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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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soll. Sie siecht vor meine Augen dahin“, sagte er mit theatralischem Ernst. „Schätze, sie wird erst wieder besser, wenn sie und der Bengel zusamm’ sein könn’.“
    „Dann haben Sie sie mitgebracht, damit Mutter und Sohn wieder vereint sein können?“
    „Nein, Sie stimm’ mir doch sicher zu, dass ’n Mann ’n Ausgleich verdient, wenn er seine Frau verliert“, schnurrte er.
    „Sie ist ebenso wenig mit Ihnen verheiratet wie ich!“, protestierte Elizabeth zornig.
    „Da bin ich aber erleichtert …“, erklang eine schleppende Stimme von der Tür her.
    Sowohl Hugh als auch Nathaniel Leach erstarrten und blickten den beeindruckenden Gentleman misstrauisch an, der sich gelassen zu ihnen gesellte und sie abschätzend betrachtete. Hugh warf Elizabeth einen strengen Blick zu. Der schurkische Viscount schien sich hier ja recht heimisch zu fühlen, obwohl Edwina nicht zu Hause war.
    „Willst du uns nicht vorstellen, meine Liebe?“, fragte Ross freundlich.
    „Dies ist Viscount Stratton“, verkündete Elizabeth und freute sich, als sie sah, dass Leach leicht zusammenzuckte. Offensichtlich eilte Ross Trelawneys Ruf ihm sogar bis ins East End voraus. „Reverend Clemence ist ein guter Freund von mir. Er ist Pfarrer von St. George-in-the-East. Mr. Leach ist kein Freund von mir und verantwortlich für Mrs. Selbys Trennung von ihrem Sohn.“
    „Sie is der Grund, warum ich hier bin, Mylady“, jammerte Leach mit einem wachsamen Blick auf den Viscount, dessen unerschütterlich gelassene Aufmerksamkeit ihn beunruhigte. „Sie ham mich ganz falsch verstand’n. Ich bin kein hartherziger Kerl.“
    „Dann möchten Sie den Jungen sicher gerne zu seiner Mutter zurückbringen.“
    „Nein!“, rief Elizabeth und eilte mit flehendem Blick auf ihren Verlobten zu. „Wenn Jack nach Wapping zurückmuss, wird er wieder gezwungen, Taschendiebstähle zu begehen, oder er wird an einen Schornsteinfeger verkauft …“
    Leach trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Jane war ihm zwar von einem gewissen geschäftlichen Nutzen, aber längst nicht so wertvoll wie dieser große Diamant, den er am Finger dieses reichen Frauenzimmers gesehen hatte. Er hatte den Pfarrer überlistet, ihn hierherzubringen, um ihn ihr abzuluchsen, aber nun fragte er sich, ob dieser berüchtigte Lebemann ihn ihr vielleicht geschenkt hatte … ebenso wie die Halskette … und er verfluchte sich, dass er hergekommen war. Er hatte den Reverend für ihren Beau gehalten. Wenn er gewusst hätte, dass sie unter dem Schutz von Ross Trelawney stand … Er versuchte, sich unbemerkt zur Tür zu schleichen.
    „Wie viel?“, fragte Ross ruhig.
    „Ich habe ihn bereits bezahlt!“, rief Elizabeth, ohne zu überlegen.
    „Das Collier?“
    Sie nickte und errötete beschämt. Sie war eine Närrin. Leach wollte weder Jane noch ihren Sohn, aber er wollte so viel wie möglich für sich herausholen, wenn er sie gehen ließ. Dass es ihm so leicht gelungen war, ihr ein Schmuckstück zu entlocken, hatte ihm den Mut gegeben, zurückzukommen und mehr zu fordern.
    „Ich will das Collier zurückhaben“, sagte Ross sachlich.
    Leach fuhr sich mit fahrigen Fingern durch die Haare. „Na ja … Mylady hat’s mir für den Bengel gegeb’n und für die Abrechnung von ihre Freundin …“
    „Der Schmuck gehört meiner Verlobten nicht. Er ist mein Eigentum. Ich bin bereit, über einen Preis für seine Rückgabe zu verhandeln. Ich nehme an, Sie haben ihn noch?“, fragte er mit samtiger Stimme.
    Leach nickte langsam. Seine Verlobte ?
    „Ist es noch komplett?“, fragte Ross.
    „Ja, Mylord.“
    „Gut. Ich werde heute Abend mit Ihnen verhandeln. Kennen Sie den Cinnamon Wharf?“
    „Sollt’ ich wohl“, grinste Leach. „Is schließlich mein Revier …“
    „Gut“, wiederholte Ross zufrieden. „Ich treffe Sie dort um zehn Uhr. Ich bringe Sie noch hinaus.“
    Elizabeth erschauderte. Das konnte gefährlich werden, und Ross war bereits verletzt …
    „Muss ich Sie ebenfalls hinausbegleiten, oder kennen Sie den Weg, Reverend?“, fragte Ross ruhig, als er in den Empfangssalon zurückkam.
    Errötend verabschiedete Hugh sich von Elizabeth, nickte dem Viscount kurz zu und entfernte sich hastig.
    „Musstest du so unhöflich zu ihm sein?“, wollte Elizabeth stirnrunzelnd wissen.
    „Ja. Was hat der Mann sich nur dabei gedacht, einen diebischen Zuhälter hierherzubringen? Wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte Leach vielleicht einige Wertgegenstände mitgehen lassen. Oder

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