Ein weites Land – Miteinander (Geschichten aus der Ferne) (German Edition)
sogar dazu gebracht, für seine Pflege zu zahlen. Wir brauchen nur ein Gehege für ihn zu bauen.“
Dakotas Nackenhaare sträubten sich und sein Rücken kribbelte. „Was ist Schian für ein Tier?“
Wally schluckte. „Ein Löwe.“
Dakota rieb sich die Ohren, um sicherzugehen, dass er richtig gehört hat. „Ein Löwe! Bist du verrückt? Was, zum Teufel, willst du denn mit einem Löwen?“ Ihm war klar, dass er tobte, aber er hatte wohl auch jedes Recht dazu. Ein Löwe - grundgütiger Gott!
Wally verschränkte die Arme vor der Brust und wartete mit finsterem Blick. „Bist du dann bald fertig?“
Dakota hörte zu schreien auf, als er sah, dass Wally ihn praktisch auslachte. „Schian ist alt, er hat Arthritis, und der Zirkus will ihn nicht mehr, weil er nicht mehr wild genug ist, um das Publikum zu erschrecken. Ich habe mit seiner Trainerin gesprochen und sie hat gemeint, dass er sein ganzes Leben Menschen um sich gehabt hatte. Nein, er ist kein Haustier, aber er verdient es, ein glückliches Leben zu leben.“
„Und du willst ihn hier herbringen.“ Dakota mochte seinen Ohren kaum trauen.
„Sieh mal, du kannst uns beiden eine Menge Zeit ersparen. Entweder stolzierst du jetzt davon und bist eine Stunde lang sauer, oder du sparst dir die Mühe und gibst gleich nach. Denn du weißt, dass du das sowieso tun wirst.“ Dakota legte den Kopf schief und Wally lachte leise. „Auch deshalb liebe ich dich. Ich weiß, dass du nicht verstehst, warum ich das tun muss, aber du vertraust mir und unterstützt mich.“ Dakota spürte, wie Wallys Hand über seine Wange strich. „Und dafür liebe ich dich jeden Tag ein wenig mehr.“
„Fuck ...“, ächzte Dakota. Er wusste, Wally hatte recht - wie üblich.
Wally strich mit der Hand über Dakotas Jeans und drückte sanft zu. „Das kommt später.“ Dann zog er ihn in einen Kuss.
„Warum habe ich so ein Gefühl, dass das erst der Anfang ist?“, murmelte Dakota an seinen Lippen.
„Wir teilen uns das Land doch schon mit Wölfen, Bisons und Rindern. Also fügen wir noch einen Löwen hinzu – Platz ist ja genug.“
Dakota war nicht klar, ob Wally das wortwörtlich meinte oder er das Land als eine Metapher für sein großes Herz benutzt hatte. Wie auch immer, er hatte recht. In beiden gab es reichlich Platz; das bezweifelte er nicht, sogar für einen Löwen.
E INE W OCHE später machte Dakota es sich in ihrem Bett gemütlich. Die kühle Frühlingsluft wehte durch das offene Fenster herein. „Hat sich Schian schon eingelebt?“
„Scheint so.“ Wally machte das Licht aus und legte sich zu ihm. „Das war ein Geniestreich von dir, aus den Felsbrocken eine künstliche Höhle zu bauen.“ Dakota spürte Wallys Hand über seinen Bauch streicheln. „Dafür hab’ ich mich noch gar nicht richtig bei dir bedankt.“ Er spürte Wallys warme Haut an seiner, als der kleinere Mann sich auf ihn rollte. Dakota ließ seine Hände zum runden Hintern seines Liebsten wandern und umschloss die glatten Hinterbacken.
„Du dankst mir jeden Tag, indem du einfach du bist.“ Im Dunkeln zog Dakota Wally enger an sich. Ihre Lippen fanden sich, ihre Küsse wurden schnell intensiver.
Ein tiefes Grollen, das zu einem hellen Heulen wurde, wehte durch das offene Fenster herein, und Dakota hielt mitten in der Bewegung inne. „Verdammt, ich dachte, die Wölfe wären weitergezogen. Sie müssen wieder zurück sein.“ Ein antwortendes Brüllen durchschnitt die Nacht und hallte über das Land. Als es erstarb, schien die Nacht in Stille erstarrt zu sein; selbst die Frühlingsinsekten hatten aufgehört zu summen.
„Verdammt. Wenn ich gewusst hätte, dass er den Wölfen Angst macht, hätte ich dich schon vor Monaten einen Löwen besorgen lassen.“
Author
A NDREW G REY wuchs im Westen von Michigan auf. Sein Vater liebte es, Geschichten zu erzählen, und seine Mutter liebte es, sie zu lesen. Seither hat Andrew im ganzen Land gelebt und die ganze Welt bereist. Er hat einen Hochschulabschluss der Universität von Wisconsin-Milwaukee und arbeitet als Wirtschftsinformatiker für ein großes Unternehmen. Andrews Hobbys sind Antiquitäten sammeln, Gärtnern und sein schmutziges Geschirr überall stehen zu lassen, außer in der Spüle (besonders dann, wenn er schreibt). Er fühlt sich mit einer verständnisvollen Familie, fantastischen Freunden und dem liebevollsten und fürsorglichsten Partner der Welt reich gesegnet. Andrew lebt momentan im schönen historischen Carlisle in Pennsylvania.
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