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Yakuza Flowers

Yakuza Flowers

Titel: Yakuza Flowers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Murasaki
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Kapitel 1
    Vincent
     
    Die Taxifahrt vom Narita Flughafen nach Tokyo hatte fast 180 Pfund gekostet und war deutlich angenehmer, als der 12 Stunden Flug. Der Fahrer hatte ihn in einer vornehmen Gegend abgesetzt, was Vincents Nervosität sprunghaft ansteigen ließ. Aufgeregt, mit mangelhaften Sprachkenntnissen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf seine Augen zu verlassen. Er stand vor einem hohen Holzzaun, über welchen man gerade so das Dach des dahinter liegenden Hauses sehen konnte. Vincent schluckte und verglich die Schriftzeichen auf dem Klingelschild mit jenen auf der Visitenkarte, die ihm Kira gegeben hatte. Sie waren identisch, was ihn jedoch nur wenig beruhigte. Ihm klopfte das Herz bis zum Halse, als er sich endlich dazu überwand zu klingeln. Was, wenn er vor dem falschen Haus stand und niemand hier Englisch verstand? Dann wäre er ziemlich aufgeschmissen. Zwar hatte er begonnen ein wenig Japanisch zu lernen, aber die Sprache verwirrte ihn dermaßen, dass er damit nicht weit gekommen war. Dennoch bemühte sich Vincent positiv zu denken und das Herzklopfen, soweit es eben ging, zu ignorieren.
    Es dauerte etwas, aber dann wurde das Tor geöffnet und eine ältere Frau stand vor Vincent. Sie trug einen dunklen Kimono, hatte das an den Seiten ergraute Haar zu einem Knoten hochgesteckt und blickte den Neuankömmling freundlich an. Ihr Blick gab ihm ein wenig Mut, allerdings nur, bis sie ihn auf Japanisch ansprach. Er verstand kein Wort und versuchte sich an den Satz zu erinnern, den er im Flugzeug einstudiert hatte. Leider wollte ihm dieser aber partout nicht einfallen.
    „Ähm … mein Name ist Vincent Wood“, stellte er sich vor und hielt ihr dann die Visitenkarte hin, die er vor zwei Monaten in London erhalten hatte. „Ist Kira Miyamoto da?“ Wenn sie ihm jetzt die Tür vor der Nase zuschlug, dann hatte er keine Ahnung, was er machen sollte. Zum Glück lichtete sich die Verwirrung auf dem Gesicht der Frau, als sie die Karte sah. Sie sagte noch etwas und öffnete das Tor soweit, dass Vincent eintreten konnte.
     
    Zum Haus führte ein schmaler Steinweg, der rechts und links von einem sauber geschnittenen Rasen eingerahmt wurde. Hier und da ruhte auf dem grünen Teppich ein Stein, der die Harmonie der Umgebung nur noch mehr unterstrich. Vincent kam sich vor, als würde er in eine andere Welt eintauchen. Ein malerischer Ort, den man mitten in Tokyo so nicht erwarten würde, und dieses Gefühl verstärkte sich beim Anblick des Hauses noch. Es war eindeutig im letzten Jahrhundert erbaut worden, wofür nicht nur die traditionelle Architektur sprach, sondern auch das stark nachgedunkelte Holz. Die Frau öffnete die Schiebetür für Vincent und ließ ihn eintreten. Im Innern wurde es dann doch etwas moderner. Der Fußboden bestand aus blankpoliertem Holz, während von der Decke moderne Strahler hingen, die den Flur erhellten. Noch immer aufgeregt wollte Vincent gedankenlos die niedrige Stufe erklimmen, welche auf den Flur führte, wurde aber sofort am Arm festgehalten. Abermals ergoss sich ein Schwall von Worten auf ihn, die er nicht verstand, aber das höflich hartnäckige Deuten auf seine Schuhe ließ Vincent seinen Fehler kapieren. Er hatte vergessen die Schuhe auszuziehen und ärgerte sich selbst darüber. In jedem Reiseführer wurde das Thema lang und breit erklärt, dass man vor allem in Privathäusern die Schuhe ausziehen sollte und ausgerechnet jetzt hatte es Vincent vergessen.
    „Entschuldigung“, murmelte er verlegen und schlüpfte aus seinen Schuhen, woraufhin er endlich den glänzenden Boden betreten durfte. Die Haushälterin, Vincent nahm an, dass es sich um diese handeln musste, führte ihn ins Wohnzimmer. Seinen Koffer ließ er im Flur stehen, ganz wie sie es ihm bedeutet hatte.
    Der Raum war hell und geschmackvoll eingerichtet. Durch die gläserne Schiebetür konnte man auf die hintere Anlage blicken, die eine herrliche Aussicht bot. Wundervolle Kirschblütenbäume standen im Garten, in welchem sich noch ein kleiner Teich befand. Anders als in Europa war der Teich nicht von Grünzeug umrandet, sondern lediglich von Steinen. Am Teichrand befand sich eine Pumpe, die Wasser in einen hohlen Bambusstab laufen ließ. Jedes Mal, wenn dieser voll war, senkte er sich, schlug mit einem angenehmen Geräusch auf den unter ihm liegenden Stein und entleerte sich in den Teich. Der gleichmäßige Takt hatte etwas Beruhigendes. Vincent war von dem malerischen Bild so eingenommen, dass er gar nicht

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